Verkehrsunfälle in ZürichTrotz Veloboom sind letztes Jahr weniger Velofahrer verunfallt
Das Unfallrisiko im Stadtzürcher Veloverkehr ist erstmals gesunken. Die Stadt führt dies auf ihre Massnahmen fürs Velo zurück.
Vergangene Woche verloren in Zürich gleich drei Menschen durch einen Tramunfall ihr Leben. Einer von ihnen war ein Rennvelofahrer, der von einem Tram erfasst und weggeschleudert wurde. Er erlag am nächsten Tag im Spital seinen Verletzungen. Einen so schlimmen Velounfall gab es im ganzen Jahr 2023 nicht, wie die neue Verkehrsunfallstatistik zeigt, welche die städtische Dienstabteilung Verkehr (DAV) am Mittwoch publiziert hat.
Im Stadtzürcher Strassenverkehr sind im vergangenen Jahr 529 Velofahrerinnen und -fahrer verunfallt. Das sind deutlich weniger als im Vorjahr (625) und im Fünfjahresvergleich (563). 30 Prozent der Verunfallten waren auf einem E-Bike unterwegs.
«Damit haben wir zum ersten Mal einen Bruch im Aufwärtstrend bei den Velounfällen, obwohl an den Zählstellen wieder mehr Velos erfasst wurden», sagte Wernher Brucks, Leiter Verkehrssicherheit beim DAV, bei der Medienkonferenz. Weniger Unfälle waren es zuletzt nur im Corona-Jahr 2021 gewesen. In Relation zu den gemessenen Velofrequenzen ist das Risiko, im Veloverkehr zu verunfallen, erstmals gesunken.
Wernher Brucks führt den Rückgang auf die Bestrebungen der Stadt zurück, das Velofahren in der Stadt sicherer zu machen. Er weist darauf hin, dass die ersten Velovorzugsrouten eröffnet und Unfallschwerpunkte saniert worden sind. Hinzu kämen viele kleine Massnahmen wie die Absenkung von Randsteinen. Ein bekanntes Beispiel für eine Sanierung war jene am Bucheggplatz, wo sich verhältnismässig viele Velounfälle ereigneten. Dank breiten Velostreifen und einem veränderten Abbiegewinkel sollen weniger Autos mit Velos kollidieren.
Mehr Schwerverletzte
Die Zahl der Schwerverletzten auf E-Bikes und Velos ist dennoch von 68 im Vorjahr auf 86 im Jahr 2023 gestiegen. Gestorben ist niemand. Bei den verunfallten Velofahrenden trug die Hälfte einen Helm, bei den E-Bikes knapp 60 Prozent.
Insgesamt sank die Zahl der polizeilich gemeldeten Unfälle im letzten Jahr von 5459 auf 5234 in der Stadt Zürich. Dabei wurden 1277 Menschen leicht und 178 Menschen schwer verletzt. Drei Verunfallte wurden getötet, darunter zwei Personen zu Fuss, die mit Trams kollidierten.
Im Stadtverkehr machen die sogenannten ungeschützten Verkehrsteilnehmenden – Menschen zu Fuss oder auf Zweirädern – 82 Prozent der Schwerverletzten aus. Kantonsweit sind es, ohne die Städte Zürich und Winterthur, 74 Prozent.
Interessant ist ausserdem die Unterscheidung der Unfallfolgen nach Höchstgeschwindigkeiten. Von allen Unfällen, die sich mit Tempo 50 ereigneten, kamen bei 32 Prozent Menschen zu Schaden. Bei Tempo 30 waren es nur knapp 17 Prozent. Auch der Anteil Schwerverletzter sinkt von 4,1 Prozent bei Tempo 50 auf 2,4 Prozent bei Tempo 30.
Schöner Sommer – mehr Zweiradunfälle
Die meisten anderen Unfallzahlen von 2023 bewegen sich im Bereich des Vorjahres. Das gilt auch für die Entwicklungen im ganzen Kanton Zürich und in Winterthur, welche die Kantonspolizei Zürich und die Stadtpolizei Winterthur am Mittwoch erläuterten.
Im Kanton Zürich kam es letztes Jahr zu leicht mehr Unfällen mit Sach- und Personenschaden (16’167), wobei weniger Schwerverletzte und Getötete zu beklagen waren (527 respektive 23). Angesichts des Bevölkerungswachstums und des gestiegenen Fahrzeugbestands sei diese Entwicklung positiv, sagte der Chef der Verkehrspolizei der Kapo, Thomas Iseli. «Proportional haben wir weniger Unfälle verzeichnet.»
Ausgeprägt sei letztes Jahr der Einfluss des Wetters gewesen. Im schönen Juni habe es einen Höchststand bei den Zweiradunfällen gegeben, und der nasse November habe zu deutlich mehr Unfällen an Fussgängerstreifen geführt, es waren mehr als doppelt so viele wie im Vorjahresmonat.
Mehr Fussgänger tödlich verunfallt
«Grundsätzlich stellen wir immer wieder fest, dass Unsicherheiten bei den Vortrittsregeln für Fussgänger bestehen», sagte Iseli und führte aus:
Vortritt hat, wer zu Fuss über den Fussgängerstreifen geht. Ausser wenn ein Tram kommt – dieses hat immer Vortritt.
Mit dem Velo gilt der Vortritt auf dem Fussgängerstreifen nur, wenn man absteigt und es schiebt.
Vortritt haben Fussgänger ausserdem in Begegnungs- und Fussgängerzonen.
Keinen Vortritt haben Fussgängerinnen bei allen anderen Querungsstellen ohne Fussgängerstreifen, insbesondere in Tempo-30-Zonen.
475 Fussgängerinnen und Fussgänger verunfallten letztes Jahr im Kanton Zürich. Davon verunfallten 127 Menschen, weil Fahrzeuglenkende am Fussgängerstreifen das Vortrittsrecht missachteten. Getötet wurden 8 Fussgängerinnen und Fussgänger.
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