Velofahren in ZürichKünftig sollen Velos abgetrennte Wege bekommen
Die linke Mehrheit im Stadtparlament will das Sicherheitsgefühl von Velofahrenden erhöhen. Die Bürgerlichen fürchten um Autospuren.
Farbe allein reicht nicht mehr.
In Zürich soll es künftig viel mehr Velowege geben, die sich durch bauliche Massnahmen von der Strasse abheben. Dies funktioniert zum Beispiel mit einer Erhöhung gegenüber der Autospur, wie es sie etwa auf der Quaibrücke beim Bellevue gibt.
Einem entsprechenden Postulat der GLP hat der Gemeinderat an seiner letzten Sitzung vor Weihnachten mit deutlicher Mehrheit zugestimmt. Dafür waren SP, Grüne, GLP und AL, dagegen FDP, SVP sowie Mitte/EVP (74 zu 40 Stimmen).
Abgetrennte Velowege würden die subjektive Sicherheit von Velofahrenden stark erhöhen, sagte Mitpostulant Sven Sobernheim (GLP). Auf solchen Wegen würden sich gemäss Untersuchungen über neun von zehn Personen sicher fühlen. Das sei entscheidend, damit sich in Zürich Menschen von 8 bis 80 Jahren getrauten, aufs Velo zu steigen. Eine klare Abhebung vom motorisierten Verkehr mindere auch objektiv die Gefahren des Velofahrens.
SP, Grüne und AL sehen in abgetrennten Velowegen ein Mittel, um die Entwicklung Zürichs zur Velostadt zu fördern. Man müsse aber darauf achten, hiess es, dass diese zumindest an einigen Stellen genug breit seien, um Überholmanöver zu ermöglichen.
Angst vor der «Velokratie»
Die Bürgerlichen sprachen von «Velofetischismus» und «Velokratie». Im Postulat sahen sie ein verstecktes Mittel, um Autospuren aufzuheben. An vielen Orten in Zürich fehle der Platz für abgetrennte Velowege, dieser werde dann den Autos weggenommen, sagte Stephan Iten (SVP). An den wirklich schwierigen Stellen, den engen Kreuzungen, liessen sich abgetrennte Wege kaum umsetzen, sagte Andreas Egli (FDP). Diese würden viel kosten und wenig nützen.
Der Rat überwies auch ein zweites GLP-Postulat, diesmal mit Unterstützung durch die Mitte/EVP (82 Ja- zu 32 Nein-Stimmen). Dieses verlangt, dass Velowege künftig bei ÖV-Haltestellen hinter dem Wartehäuschen durchführen. So sollen Mischverkehrsituationen wie auf der Hardbrücke vermieden werden, wo sich die Velos zwischen Haltestelle und Bus hindurchschlängeln müssen.
Eine rückwärtige Umfahrung verhindere Konflikte und Kollisionen, sagte Mitpostulantin Sanija Ameti (GLP). Die Gegner von FDP und SVP befürchteten hingegen mehr Probleme für Fussgänger. In der Stadt Bern gilt diese Lösung bereits als Standard.
Die zwei Forderungen würden in den neuen Velostandards berücksichtigt, versprach die zuständige Stadträtin Simone Brander (SP). Dieses Regelwerk legt fest, wie das Tiefbauamt die Veloinfrastruktur umsetzt. Derzeit überarbeitet die Stadt die bisherigen Vorgaben aus dem Jahr 2016. Diese sehen abgetrennte Velowege nur in Ausnahmesituationen vor. An der Kornhausstrasse zum Beispiel baut das Tiefbauamt einen abgesetzten Veloweg zurück, was Veloorganisationen bemängeln.
Die neuen Velostandards würden noch dieses Jahr beschlossen, sagte Brander. Ein erster Entwurf liege bereits vor.
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