Veloverkehr in ZürichAb Montag realisiert die Stadt die zweite Velovorzugsroute
Pro Velo war ursprünglich gegen das Projekt im Seefeld. Nun ist der Verband zufrieden, dass es vorwärtsgeht. Auch weil Parkplätze verschwinden.
Am Montag beginnt die Stadt Zürich mit der Umsetzung der Velovorzugsroute auf der Mühlebachstrasse und der Zollikerstrasse im Seefeld. Auf einer 2,5 Kilometer langen Strecke werden Velofahrerinnen und Velofahrer weitgehend Vortritt haben.
Dass die Velolobby-Organisation Pro Velo dies begrüsst, scheint selbstverständlich, ist aber tatsächlich ein Einlenken. Sie hatte nämlich zusammen mit der SP vor zwei Jahren einen Rekurs beim Statthalteramt gegen die Umsetzung dieser Route eingereicht.
Der Streitpunkt hatte sich an der Auslegung der Formulierung entzündet, solche Routen müssten «grundsätzlich autofrei» sein. Heisst das nun absolut oder weitgehend ohne Autoverkehr? Die Stadt lässt nämlich weiterhin gewisse Autofahrten auf diesen Strassen zu.
132 Parkplätze verschwinden
Dass sich damals auch Gewerbetreibende und Anwohner gegen die Umsetzung wehrten, erstaunt weniger. Insgesamt werden nämlich für die Velovorzugsroute 132 vor allem blaue Parkplätze aufgehoben. Das entspricht mehr als der Hälfte der momentanen Zahl.
Im Februar dieses Jahres wurden alle Rekurse abgelehnt. Und doch freut sich Pro Velo, wie die Organisation nun auf Anfrage schreibt. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass der Entscheid des Statthalteramtes den Abbau von öffentlichen Parkplätzen auf Velovorzugsrouten stützt.
Teilerfolg des Rekurses
Gleichzeitig schreibt das Statthalteramt dem Stadtrat zwingend vor, Messungen der Verkehrsmengen auf der Mühlebachstrasse und der Zollikerstrasse durchzuführen. Sollte es tatsächlich, wie von Pro Velo und SP befürchtet, zu Durchgangsverkehr kommen, müsse der Stadtrat diesen mit Massnahmen unterbinden.
Die Befürchtung gründet darin, dass bei den Vorzugsrouten der Rechtsvortritt wegfällt, was im Prinzip dazu führt, dass man darauf schneller vorwärtskommt – auf dem Velo, aber eben auch mit dem Auto.
Die Stadt habe die Vorgabe, keinen Durchgangsverkehr auf diesen Routen zu akzeptieren, bei den Planungen der weiteren Routen bereits stärker in den Fokus gerichtet, schreibt Pro Velo.
Rampen vor Schulhäusern
Die Umsetzung der Massnahmen startet morgen Montag vor dem Schulhaus Mühlebach. Die Mühlebachstrasse muss daher bis am 21. Oktober abschnittweise gesperrt werden. Auch für Velos.
Bis Ende Jahr wird die Vorzugsroute fürs Velo weitgehend bereit sein. Fehlen wird noch der grüne Streifen entlang der Strasse, welcher in der Stadt Zürich Velovorzugsrouten kennzeichnet. Dieser kann wegen der Witterung erst im Frühling angebracht werden.
Entlang der Route gibt es mehrere Schulhäuser. Damit die Kinder dort die Strasse einfacher überqueren können, wird der Veloverkehr mit Rampen verlangsamt.
«Mit jeder umgesetzten Route wird mehr dazugelernt für die nächste.»
Yvonne Ehrensberger von Pro Velo schreibt auf Anfrage dieser Redaktion: «Es ist wichtig, dass die Vorzugsrouten jetzt sichtbar werden und dass mit jeder umgesetzten Vorzugsroute mehr dazugelernt wird für die nächste.» Nachbesserungen seien ja immer noch möglich.
Die Velovorzugsroute im Seefeld ist die zweite, die in der Stadt Zürich realisiert wird. Im Frühling dieses Jahres ist ein drei Kilometer langes Strassenstück in Altstetten markiert worden, auf dem die Velos gegenüber den Autos bevorzugt werden.
Die ungewohnte grüne Markierung entlang der Fahrbahn sorgte damals für einige Verwirrung. Deshalb schreibt die Stadt nun klipp und klar: «Die Velofahrer und Velofahrerinnen müssen nicht darauf fahren und auch keinen Mindestabstand halten.» Das grüne Band diene nur der Orientierung.
Im Laufe der nächsten Monate und Jahre sollen acht weitere Abschnitte für die geplanten Velovorzugsrouten realisiert werden. Fünf davon sind derzeit durch Einsprachen blockiert.
Fehler gefunden?Jetzt melden.