Zukunft des VBZ-Netzes Zürich plant zwei neue Tramtunnel
Das Zürcher Tram- und Busnetz ist an verschiedenen Knotenpunkten überlastet. Deshalb wollen Stadt und VBZ zwei innerstädtische Ringverbindungen samt Tunneln umsetzen.
Die VBZ müssen sich sputen, wenn sie ihr Ziel erreichen wollen. Auch wenn dieses erst auf 2040 terminiert ist. Denn sie wollen bis dann vierzig Prozent mehr Passagiere transportieren als heute.
Wie Stadtrat Michael Baumer (FDP) und VBZ-Direktor Marco Lüthi am Dienstagmorgen vor den Medien ausführten, braucht es eine solche Steigerung, denn bis 2040 wird laut Prognosen die Bevölkerung der Stadt Zürich um 100’000 Personen anwachsen.
Dazu kommen 40’000 neue Arbeitsplätze und das Netto-null-Ziel, das nur zu erreichen ist, wenn möglichst viele Personen mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs sind.
Deshalb haben sich in einem breit angelegten Prozess Fachleute der VBZ, des Tiefbauamtes, des Amtes für Städtebau und des Zürcher Verkehrsverbunds ZVV intensiv mit der Zukunft der Tram- und Buslinien beschäftigt. Das Resultat liegt nun in Form der Netzentwicklungsstrategie 2040 vor.
Zwei Ringe ergänzen den Stern
Grundsätzlich soll die Stadt Zürich künftig nicht mehr nur sternförmig durch Trams erschlossen sein. Neu sollen zwei Ringsysteme das Netz ergänzen.
Der äussere Ring wird die wachsenden Quartiere Oerlikon und Altstetten miteinander verbinden. Die Bahnhöfe Stettbach und Enge werden dem System ebenfalls angeschlossen. Der innere Ring verläuft vom Milchbuck über den Schaffhauser- oder Buchegg-Platz und den Bahnhof Hardbrücke zum Albisriederplatz und Richtung Triemli.
Unterirdisch durch die Stadt
Am aufwendigsten sind dabei zwei neue Tramtunnel, die entstehen sollen: der Wipkingertunnel und der Hönggerbergtunnel.
Der Wipkingertunnel ist Teil des inneren Rings, der die Innenstadt entlasten soll. Er gilt als mögliche Variante zum Rosengartentram – «bekanntlich ein heisses Eisen», sagte Baumer. Ein solcher Tunnel hätte laut Lüthi «einen gewissen Charme». Denn er bindet den Bahnhof Wipkingen ein und macht den Schaffhauserplatz zu einem Tram-Hub.
Diese neue Tramverbindung führt über die Hardbrücke und im Anschluss entweder via Rosengartenstrasse oder eben im Tunnel via Bahnhof Wipkingen und Schaffhauserplatz zum Irchel. Die beiden Varianten werden vom Tiefbauamt bereits abgeklärt.
Auch beim Hönggerbergtunnel, der Teil des geplanten äusseren Rings sein wird, gibt es zwei Varianten: die Variante «tief» und die Variante «flach». Im Prinzip gilt: «Je flächer, desto länger wird er. In Zürich-Nord ist überdies noch eine Tramverlängerung von Seebach nach Kloten vorgesehen.
Die beiden Tunnel stehen allerdings erst in einer zweiten und dritten Etappe im Fokus. Das heisst ab 2040 und in den 2050er-Jahren.
Bis zu 2,5 Milliarden
Tunnel kosten erfahrungsgemäss viel Geld. Und so schluckte VBZ-Direktor Lüthi auch kurz, bevor er die Zahlen nannte: Die Kosten für alle drei Etappen werden auf 1,9 bis 2,5 Milliarden Franken geschätzt, wobei auf die zwei Etappen mit den Tunneln 1,4 bis 1,8 Milliarden Franken fallen.
Stadtrat Baumer gab zu bedenken, dass sich die Kosten auf 25 bis 30 Jahre aufteilen und damit pro Jahr «weniger als 100 Millionen Franken kosten – ein halbes Schulhaus». Die Kosten teilen sich Kanton, Stadt und – über das Agglomerationsprogramm – Bund.
Nicht darin enthalten sind die Kosten für das Tram Affoltern, das bis 2030 fahren sollte. Es fehlen auch die Betriebs- und Folgekosten für neue Tram- und Busstandorte.
Erster Fokus auf Zürich-Nord
Die erste Etappe fokussiert aber auf die Optimierung der Verbindungen im Norden, wo ein durchgehendes Tram von Stettbach bis Zürich-Affoltern entsteht. Ein Kernstück ist dabei das Tram Affoltern. Diese Tramtangente Nord verleihe der Stadtentwicklung einen Impuls und stärke in Oerlikon die Zentrumsbildung, sagte Marco Lüthi.
Dazu verbessere eine Tramverlängerung von Altried nach Wallisellen oder Dübendorf die Verknüpfung von Stadt und Agglomeration.
In Zürich-West ist ein weiterer Zugang zum Bahnhof Altstetten vorgesehen, der zudem die Kreise 5 und 9 besser vernetzt. Wie diese Verbindung genau hergestellt werden soll, ist noch Gegenstand von Abklärungen. Laut Michael Baumer ist eine Trambrücke parallel zur Europabrücke im Gespräch.
Garagen und Werkstätten
Mit dem geplanten Ausbau nimmt auch der Bedarf an Abstellflächen und an Infrastruktur zu, um die Fahrzeuge instand zu halten. Dazu sind das im Richtplan dafür vorgesehene Areal Aargauerstrasse und das Areal der Zentralwerkstätten in Altstetten angedacht.
Zudem werden in den Regionen Pfannenstiel, oberes Glattal und Limmattal für die Elektrifizierung und Erweiterung der Busflotten neue Garagen gesucht.
Für Stadtrat Michael Baumer stellt diese Netzentwicklungsstrategie 2040 die Weichen für Zürichs Mobilitätszukunft. «Sie gibt den Weg frei für die polyzentrische und prosperierende Weiterentwicklung der Stadt.»
Der Stadtrat hat der Strategie zugestimmt und den VBZ den Auftrag erteilt, sie gemeinsam mit den involvierten Dienstabteilungen umzusetzen. Auf der politischen Schiene stehen dann als nächstes die Einträge in den Richtplan an.
Und noch ein Tunnel?
Erst schemenhaft vorhanden ist der Südring, der dann mitten durch die City führen würde. Hier war schon einmal von einem Seetunnel die Rede.
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