Neue Tramlinie in ZürichDie Weichen für die Tramtangente Nord werden jetzt gestellt
Zürich nimmt sein nächstes Generationenprojekt in Angriff: ein durchgehendes Tram von Stettbach bis Zürich-Affoltern. Damit der Bund mitzahlt, muss es vorwärtsgehen.
Es ist unwahrscheinlich, dass die zwei, welche am Dienstagnachmittag den Medien ihr neustes Projekt vorstellten, dessen Eröffnung noch im Amt erleben werden. Zürichs Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) sprach denn auch von einem nächsten Generationenprojekt, das jetzt aufgegleist werde.
Und Zürichs Vorsteher der Industriellen Betriebe, Michael Baumer (FDP), machte klar, dass es schon recht sportlich ist, die Pläne bis zur Vergabe der Bundesgelder im Rahmen des sechsten Agglomerationsprogramms spruchreif zu haben: Das ist in circa acht Jahren.
Kleines Stück, grosse Wirkung
Auf der Karte sieht das Vorhaben «Tramtangente Nord» vergleichsweise harmlos aus, denn es ist lediglich ein kleines Stück des schon länger angedachten äusseren Tramkreisels durch die Aussenbezirke der Stadt Zürich. Allerdings ein kleines Stück mit grosser Wirkung.
«Vierzig Prozent des künftigen Wachstums der Stadt Zürich wird in den Quartieren im Norden erwartet», sagte Baumer. Diesen wolle man ein attraktives ÖV-System zur Verfügung stellen. Und Walker Späh gab zu bedenken, dass sich der ZVV auf die Fahne geschrieben habe, bis 2024 den Anteil des öffentlichen Verkehrs an der Mobilität im Kanton Zürich von heute 32 auf 40 Prozent zu steigern. «Matchentscheidend ist dafür ein gutes Angebot im urbanen Raum.»
Die Tramtangente Nord wird zuerst das Trassee des Trams Affoltern nutzen, das es ebenfalls erst auf dem Papier gibt. Allerdings dürfte es ab 2026 gebaut werden – falls alles nach Plan läuft. Es wird von Affoltern-Holzerhurd nach Oerlikon fahren.
In Neu-Affoltern wird die Tangente aber in Richtung Bahnhof Oerlikon abzweigen und danach am Hallenstadion und der Messe vorbei zum Bahnhof Stettbach führen. Allerdings stehen ab Saatlen noch zwei Varianten zur Diskussion.
Zwei Varianten nach Stettbach
Die eine, untere Variante führt über den Schwamendingerplatz zum Bahnhof Stettbach, die obere auf der Ueberlandstrasse, die bis jetzt nur durch Busse erschlossen wird. In einem weiteren Schritt sind Verlängerungen über Dübendorf bis nach Dietlikon sowie ein Abzweiger in Richtung Wallisellen denkbar.
Der Vorteil der unteren Variante ist, dass sie zu einem beachtlichen Stück das schon bestehende Tramtrassee benutzen kann. Allerdings, so gaben die anwesenden Fachleute der VBZ zu bedenken, müsste das Tram bei der Einhausung Schwamendingen die Autobahn unterirdisch queren.
Die obere Variante könnte nur zu einem kleinen Teil bereits bestehende Trassees nutzen, würde aber ein neues Quartier mit einem Tram erschliessen und städtebaulich die Chance bieten, die etwas gesichtslose Ueberlandstrasse zu gestalten.
Kosten, Farbe, Nummer?
Noch steht das Projekt ganz am Anfang der konkreten Planung. Nun braucht es Machbarkeitsstudien, Vorprojekte und ein Gesamtverkehrskonzept. Danach startet der politische Prozess mit Abstimmungen und Einsprachemöglichkeiten. Entsprechend ist es zu früh, um über die Kosten zu mutmassen.
Doch gibt es noch eine andere, zumindest emotional wichtige Frage. Welche Farbe und welche Nummer wird das neue Tram im Norden Zürichs haben? Auf Stadtrat Baumers Plan ist es pink. «Reiner Zufall», sagt er. Und auf die Frage an VBZ-Direktor Marco Lüthi, ob Zürich endlich wieder ein Tram Nummer 1 erhält, entgegnet dieser, dass das noch nicht feststehe. Und dämpft die Erwartungen: «Die Nummer 1 dürfte es aber kaum sein.»
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