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Meinung

E-Bikes statt Autobahnen
Elektrovelos entlasten den Verkehr eben doch

Themenbild Velo.
13.11..2023
(URS JAUDAS/TAGES-ANZEIGER)
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Nach dem Nein des Stimmvolks zum Autobahnausbau haben Verkehrsplaner auf das Potenzial von E-Bikes hingewiesen, um die Strassen zu entlasten. Ein entsprechender Artikel dieser Redaktion löste Hunderte von Leserkommentaren aus. Sie zeigen, wie viele Irrtümer über dieses Verkehrsmittel trotz E-Bike-Boom noch immer kursieren.

  1. «E-Bikes werden nicht besteuert und zahlen nichts an Velowege.» Zutreffend ist: Schnelle E-Bikes sind abgabepflichtig. Und auch ihre Besitzer sind mit ihren Steuergeldern am Bau von Verkehrswegen beteiligt. Als Nicht-Autobesitzender darf man zudem  weniger Abzüge machen.

  2. «Autobahnstau und E-Bikes haben nichts miteinander zu tun.» Eben doch! Gemäss Bundesamt für Strassen sind zwei Drittel aller Autofahrten kürzer als 10 Kilometer. Davon wiederum führen 15 Prozent über Autobahnen. Um eine Verbesserung zu erreichen, ist es gar nicht nötig, dass Gewerbetreibende oder körperlich Gebrechliche aufs Velo umsteigen. Es genügt, wenn ein Bruchteil gesunder Autopendler dies an der Mehrheit der Tage tut, an denen Wetter und ihre Verfassung dies bequem zulassen.

  3. «Wenn es regnet, können Kunden nicht im Anzug per E-Bike besucht werden.» Wer so denkt, lässt sich von Vorurteilen leiten. Zweiradfahrende machen die Erfahrung, dass sie mit ihrem Gerät effizienter unterwegs sind. Es lässt sich viel näher am Zielort abstellen, es kommt auch ohne Missachtung von Verkehrsregeln fast ungebremst durch den Stau, und es kann für einen Kundenbesuch ausserhalb der Agglo oder bei schlechtem Wetter auch leicht auf den ÖV geladen werden. Regenkleider lassen sich locker über einen Anzug ziehen. Man bleibt darunter auf dem Bike trockener, als wenn man im Anzug aus dem Auto zum Kunden huscht. Stöckelschuhe, Handtaschen und Laptops haben übrigens in Satteltaschen Platz. 

  4. «Velofahrerinnen und E-Biker sind grüne Fanatiker, die Mobilität grundsätzlich ablehnen.» Wahr ist: Sie sind nicht per se grün, den Autofahrenden nicht unähnlich egoistisch, aber ihr Egoismus ist gesünder. Wer ein paar Tage lang ein Pedal getreten statt bloss gedrückt hat, profitiert unmittelbar von ungeahnten Vorteilen. E-Bike-Fahren hält den Körper ohne übermässige Anstrengung in Bewegung, was wiederum Zeit spart, unter anderem auch im Fitnessclub. Auf längeren Agglo- oder städtischen Strecken ist es von Tür zu Tür das schnellste aller Verkehrsmittel und das billigste: Ein neues, schnelles E-Bike kostet einmalig zwischen 4000 und 6000 Franken, der jährlich nötige Service etwa 10 Prozent davon, der erforderliche Strom viel weniger als ÖV-Ticket oder Benzin.

Teilweise richtig liegen die Kritiker damit, dass Unfälle zunehmen, je mehr E-Bikes unterwegs sind und je schneller sie fahren. Dass dies vor allem an E-Bikern und -Bikerinnen liege, die entweder Verkehrsregeln missachteten oder ihr Fahrzeug nicht unter Kontrolle hätten, ist hingegen übertrieben. Stau- und Unfallzahlen lassen sich reduzieren, wenn weniger Menschen alleine in ihren Autos pendeln und ein Teil von ihnen bei gutem Wetter  aufs Velo oder E-Bike steigt. Wer das tut, erfährt gesteigerte Lebensqualität statt täglichen Staustress.

Thomas Möckli ist Printleiter beim «Tages-Anzeiger» und pendelt für die Mehrheit seiner Arbeitstage die 28 Kilometer lange Strecke von Winterthur nach Zürich auf dem E-Bike hin und zurück.