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Erhöhtes Risiko im Spätherbst
So machen sich Velofahrer im Dunkeln sichtbar

Bei einem statischen Rücklicht können die Wagenlenkerinnen die Geschwindigkeit und die Distanz besser abschätzen.
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Wer derzeit am frühen Morgen oder späten Nachmittag durch die Strassen radelt, ist besonders gefährdet. Denn im Dunkeln ist auf dem Velo oder dem E-Bike das Unfallrisiko anderthalbmal so hoch. Doch nicht nur das, in der Nacht ist auch die Gefahr grösser, bei einem Unfall zu sterben. Dieses Fazit ziehen die Experten der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) nach einer breit abgestützten Analyse. Sie haben neben zahlreichen internationalen Studien unter anderem die schweren Unfälle von 2015 bis 2019 in der Schweiz untersucht.

Dabei stellten sie fest, dass sich zwar die Mehrheit der Unfälle bei Tageslicht ereignet, weil dann mehr Velofahrerinnen unterwegs sind. Allerdings verunfallen jene Radler verhältnismässig häufiger, die bei Dämmerung oder nachts fahren. Das ist besonders im Herbst und im Winter der Fall, wo 34 respektive 37 Prozent der schweren Unfälle in der Dunkelheit passieren. Und weit mehr als die Hälfte der Kollisionen, die schwere Verletzungen nach sich zogen, entstand, weil ein Vortritt missachtet wurde – in den meisten Fällen durch die Autofahrenden.

Oft ohne oder mit ungenügendem Licht unterwegs

Zwar können die Experten bei vielen Unglücken nicht rekonstruieren, ob die Autofahrer die Velofahrerinnen jeweils zu spät oder gar nicht gesehen haben. Ihnen fiel aber auf, dass in den Polizeiprotokollen «öfters» vermerkt war, die Radlerinnen seien «ganz ohne oder mit vorschriftswidrigem Licht» unterwegs gewesen. Unter anderem daraus schliessen die BfU-Fachleute, dass sich die Radler der eigenen Verletzlichkeit auf den Strassen zwar bewusst sind, dabei aber ihre eigene Sichtbarkeit in der Nacht überschätzen.

Eine im vergangenen Oktober durchgeführte Umfrage des Versicherers Generali fördert Ähnliches zutage: 40 Prozent der 539 Teilnehmenden treffen keinerlei Vorkehrungen, um im Dunkeln gut sichtbar zu sein. Wobei dies mehrheitlich auf Männer zutrifft und mit zunehmendem Alter abnimmt. Und dies, obschon mehr als ein Drittel der Teilnehmenden negative Erfahrungen gemacht hat und angibt, «Glück gehabt zu haben, dass es zu keinem Unfall kam, weil Personen nicht gut sichtbar waren».  

Fatal ist gemäss den Experten, dass Radler offenbar das Unfallrisiko nachts unterschätzen, genauso wie «die Wirksamkeit von Sichtbarkeitshilfen wie Reflektoren». Dabei können gerade diese die Sicherheit markant erhöhen. So sind Fussgängerinnen, die ­Reflektoren tragen, in der Dunkelheit bereits aus der dreifachen Entfernung erkennbar im Vergleich zu jenen ohne.

In der Dunkelheit werden Fussgängerinnen mit hellen Kleidern aus der doppelten und solche mit Reflektoren aus dreifacher Entfernung erkannt. 

Aus der BfU-Analyse geht zudem hervor, dass Autofahrer die Radler früher entdecken, aber auch schneller reagieren, wenn diese fluoreszierende Kleidungsstücke in Rot, Gelb oder Orange tragen. Wobei sich die Farbe Gelb auch dann positiv auswirkt, wenn sie nicht fluoresziert. Das trifft nach neuesten Studienerkenntnissen insbesondere auf gelbe Hosen zu, weil diese «die Pedalbewegung verdeutlichen».

Denn geht es um die Sicherheit, spielt es zwar eine Rolle, ob die Wagenlenkerin den Velofahrer rechtzeitig wahrnimmt. Allerdings genügt es nicht, dass die Autofahrer irgendetwas am Strassenrand oder auf einer Kreuzung entdecken. Viel wichtiger ist, dass sie Radlerinnen auch als solche erkennen. Ansonsten «besteht die Gefahr, dass die Autofahrer nicht genügend abbremsen», weil sie meinen, «bloss einen reflektierenden Gegenstand zu sehen», schreiben die BfU-Experten. Wenn also Reflektoren an grösseren, sich bewegenden Gelenken wie dem Knie- oder Fussgelenk befestigt sind, erkennt die Autofahrerin sofort, dass es sich um einen Velofahrer handelt.

Mehr Wirkung als leuchtfarbene Kleider oder Reflektoren erzielen aber richtige Lichtquellen – da ist die Studienlage klar. Geht es jedoch um blinkende Lichter, ist sich die Forschung nicht einig. Zwar würden diese «als heller wahrgenommen und schneller entdeckt» als statische Lampen. Dieser Vorteil gehe aber verloren, wenn im Verkehr weitere Lichter blinkten. Zudem fällt es Wagenlenkern schwerer, die Geschwindigkeit und Distanz blinkender Leuchten zu beurteilen – was wiederum zu fatalen Fehleinschätzungen führen kann. 

Zu beachten gilt es zudem, dass Blinklichter bei Radfahrern zwar angesagt sind, aber nicht ausreichen: «In der Dunkelheit ist in der Schweiz ein Dauerlicht gesetzlich vorgeschrieben», sagt Simon Aldebert, Beleuchtungsexperte bei Veloplus. Um den Akku zu schonen, sei es aber durchaus sinnvoll, die Lampen zumindest tagsüber auf den Blinkmodus zu schalten. «Das kann quasi jedes Modell und verbraucht so weniger Strom.» 

Je heller, desto teurer

Auf dem Markt existieren zig verschiedene Velolichter – in verschiedensten Grössen und Preisklassen. Grundsätzlich gilt: je heller, desto teurer. Für Aldebert steht fest, dass Sparen hinsichtlich Sicht und Sichtbarkeit gerade im Winter keine gute Idee ist. Zwar sei ein Set von Vorder- und Rücklicht für weniger als hundert Franken erhältlich. «Es lohnt sich aber, mehr zu investieren, weil der Akku dann nicht nach jeder Fahrt aufgeladen werden muss», sagt er.

Aldebert unterscheidet zwischen Positionslichtern (200 bis 300 Lumen) und Scheinwerfern (von 300 bis 5000 Lumen). Erstere seien zwar leicht, handlich und günstig. «Sie dienen aber lediglich dazu, gesehen zu werden. In der Finsternis leuchten sie den Weg nicht genügend aus.» Aldebert empfiehlt deshalb als Frontlichter Modelle mit mindestens 500 Lumen. 

Pendlerinnen, Sportlern, die nachts trainieren, oder E-Bikefahrerinnen legt Aldebert zudem nahe, sich eine Vorderlampe zuzulegen, die wie beim Auto per Knopfdruck auf Flutlicht wechseln kann. «Gerade für Strecken abseits der Strassenbeleuchtung sind diese geeignet», sagt er.

Und so machen Sie sich und Ihr Velo sichtbarer:

Gesetzlich vorgeschrieben sind Beleuchtung und Reflektoren vorne, hinten und an den Pedalen – davon ausgenommen sind Rennpedalen. Für zusätzliche Sichtbarkeit sorgen:

  • Speichenreflektoren

  • Reflektierende Pneus

  • Helle Kleider

  • Reflektierende Materialien an Handschuhen, Helm- oder Schuhüberzügen, Arm- und Fussbändern

  • Leuchtweste tragen

Die BfU-Experten raten von extremen Massnahmen wie etwa überstarken Veloscheinwerfern oder vielen blinkenden Lichtern ab. Stattdessen sollte der Velofahrer vor allem retroreflektierende oder statisch leuchtende Materialien nutzen, die er an mehreren Gelenk- oder Veloteilen anbringt, die sich bewegen. So können andere Verkehrsteilnehmer die Radlerinnen rechtzeitig erkennen und gleichzeitig den übrigen Verkehr im Auge haben.

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Dieser Artikel wurde aktualisiert.