Tipps zu VelohelmenDarauf müssen Sie beim Helmkauf achten
Bei einem Sturz verdreht sich oft der Kopf des Velofahrers. Deshalb empfiehlt die Beratungsstelle für Unfallverhütung Modelle, die Rotationskräfte abfangen.

Zuerst die gute Nachricht: Inzwischen trägt jeder zweite Radfahrer einen Velohelm. Im Jahr 2000 tat das nur gerade jeder Fünfte. Ein erfreulicher Trend, denn laut den neuesten Analysen der Fachwelt kann ein Helm die Wahrscheinlichkeit einer Kopfverletzung um die Hälfte reduzieren, jene einer schweren Kopfverletzung gar um 60 bis 70 Prozent. Das geht laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) aus wissenschaftlichen Studien hervor.
Doch nun zu den schlechten Nachrichten: Nicht jeder Velohelm ist gleich gut geeignet, neben dem Kopf an sich auch das Gehirn vor Verletzungen zu schützen. Obschon dies bei vielen Stürzen nötig ist, weil sich der Kopf beim Aufprall ruckartig verdreht. Diese Rotationskräfte übertragen sich auf das Gehirn und können es schwer verletzen.
So kommt es vor, dass beispielsweise das Hirngewebe anschwillt, was dazu führen kann, dass Zellen absterben. «Wir haben es oft mit diffusen Verletzungen zu tun, die schwerwiegende Folgen haben können», sagt Jolanda Bucher, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der BFU.
Wie eine Studie der BFU ergeben hat, sinkt das Risiko solcher Blessuren deutlich, wenn Velohelme mit sogenannten Rotationsdämpfungssystemen (RDS) ausgerüstet sind. «Wir reden zum Beispiel von Modellen mit beweglicher oder deformierbarer Innenschale», sagt Bucher. Diese fangen die Rotationskräfte ab und reduzieren dadurch die Wucht, die auf das Gehirn wirkt. Ein System, das in der Schweiz häufig in den Helmen verbaut ist und darum viele kennen dürften, nennt sich Mips (Multi-Directional Impact Protection System).

Für die Studie liess die BFU handelsübliche Velohelme mit sechs verschiedenen RDS in einem Labor bei Biel testen und verglich deren Resultate mit jenen, die ein Helm ohne ein solches System lieferte. «Mit einer Geschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde haben wir die Testhelme auf eine geneigte Fläche fallen lassen», erklärt Bucher. Die Wissenschaftlerinnen haben dabei die Beschleunigung und Geschwindigkeit mit Sensoren und Hochgeschwindigkeitskameras gemessen. «Anhand der Messwerte konnten wir das Verletzungsrisiko für Kopf und Gehirn berechnen.»
Die gemessenen Werte variieren von Hersteller zu Hersteller, und die Testmenge ist klein. Auch deshalb kann die BFU nicht grundsätzlich beziffern, wie sich das RDS auf die Wahrscheinlichkeit einer Hirnverletzung auswirkt. Trotzdem ist für die Forscherinnen klar: «Helme mit den Rotationssystemen dienen der Verletzungsprävention. Sie fangen mehr Beschleunigungskräfte ab als das Vergleichsmodell ohne RDS», sagt Bucher.
Viel Potenzial für die Forschung
Deshalb empfiehlt die BFU Velofahrerinnen und Velofahrern, immer einen Helm mit RDS zu tragen. Ganz egal, ob sie mit oder ohne Motor, mit dem Bike, dem Renner oder dem Alltagsvelo unterwegs sind. «Umso mehr, da sich die Mehrkosten und das Mehrgewicht vieler dieser Systeme in Grenzen halten», sagt Bucher. Die Experten gehen zudem davon aus, dass diese Systeme zur Rotationsdämpfung auch bei Schneesporthelmen einen ähnlichen Effekt haben.
Auch aus diesem Grund begrüsst Bucher, dass sich verschiedene RDS-Hersteller den Helmmarkt streitig machen. «Das erhöht den Druck für die Weiterentwicklung solcher Systeme», sagt sie. Die Expertin ist überzeugt, dass beispielsweise durch die Verarbeitung unterschiedlich harter Materialien die Kräfte, die bei einem Sturz wirken, noch besser absorbiert werden könnten. «In diesem Bereich gibt es sicher noch Potenzial.»
Darauf müssen Sie beim Helmkauf achten
Ein qualitativ wertiger Velohelm erfüllt gewisse Richtlinien bezüglich Anforderungen und den dazugehörenden Prüfverfahren. Dabei geht es etwa um die Konstruktion, das Vermögen, Schläge abzufangen, oder um die Befestigung unter dem Kinn. Helme, die diese Richtlinien erfüllen, sind entsprechend gekennzeichnet.
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Die Beratungsstelle für Unfallverhütung empfiehlt, beim Kauf eines Helms auch auf das Produktionsdatum zu achten und möglichst einen Helm neueren Datums zu kaufen.
Welches Modell wofür?
Für Mountainbikepisten und -parks, wo gesprungen und schnell gefahren wird, empfiehlt die Beratungsstelle für Unfallverhütung einen Integralhelm. Für Fahrten in grosser Hitze sind Modelle empfehlenswert, die mit Löchern versehen sind. Diese stellen eine gute Belüftung sicher. Für Brillenträger existieren Helme mit integriertem Visier und für Pendlerinnen welche mit eingebautem Licht.
Wann muss ein Helm ersetzt werden?
Die Hersteller geben in der Regel eine Lebensdauer an. Grundsätzlich empfiehlt es sich, auch einen intakten Helm nach rund fünf Jahren zu ersetzen, da das Material spröde werden kann. Das gilt ganz besonders, wenn der Kopfschutz Hitze und starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt war. Ist ein Helm sichtbar beschädigt – Dellen oder Risse –, muss er unbedingt ausgetauscht werden. Die BFU empfiehlt zudem einen Ersatz, wenn er einen starken Schlag abbekommen hat. Oder wenn er aus grosser Höhe heruntergefallen ist, denn selbst wenn äusserlich keine Schäden erkennbar sind, kann es sein, dass der Helm innerhalb der Schale beschädigt ist.
Wann passt ein Helm?
Weil jede Kopfform anders ist und es unterschiedliche Modelle gibt, sollte ein Velohelm vor dem Kauf immer anprobiert werden. Grundsätzlich gilt: Der Helm darf weder wackeln noch drücken. Er sollte zudem auch bei offenem Kinnband gut sitzen. Der Helm kommt idealerweise zwei Fingerbreit über der Nasenwurzel zu liegen. Zwischen das Kinn und das Verschlussband sollten nicht mehr als ein bis zwei Finger passen.
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