Neue Studie zu Gefahren im VerkehrAb 75 Jahren ist das Risiko, bei einem Velounfall zu sterben, zehnmal höher
Die Sterblichkeit von verunfallten Radfahrerinnen und Radfahrern nimmt mit dem Alter markant zu. So können Sie bereits beim Velokauf Ihre Sicherheit erhöhen.
Verunfallen ältere Personen mit dem Velo oder dem E-Bike, ist ihr Risiko um ein Vielfaches höher, sich dabei schwere oder tödliche Verletzungen zuzuziehen: Jede dritte mit dem E-Bike schwer verletzte Person zählt 65 Jahre oder mehr. Bei den Getöteten macht diese Altersgruppe sogar 70 Prozent aus.
Das schreiben zwei Expertinnen der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) in einer neuen Analyse. Karin Huwiler und Andrea Uhr haben die Verkehrsunfallstatistik von 2018 bis 2022 unter die Lupe genommen. Dabei haben sie sich auf jene Ereignisse konzentriert, bei denen mindestens eine der involvierten Personen 65 Jahre oder älter war.
Je älter, desto höher die Verletzlichkeit
Zwar ist über alle Altersgruppen hinweg gesehen die Wahrscheinlichkeit höher, auf einem E-Bike schwer zu verunfallen als auf einem unmotorisierten Zweirad. Doch bei beiden nimmt diese mit fortschreitendem Alter zu. Am stärksten gefährdet sind Fahrerinnen und Fahrer ab 75 Jahren. «Das ist vor allem auf ihre höhere Verletzlichkeit zurückzuführen», schreiben die Autorinnen in der BFU-Analyse.
Die beiden Expertinnen stellen weiter fest, dass mit zunehmendem Alter auch die Sterblichkeit von Unfallopfern markant zunimmt: Vier Prozent der über 75-Jährigen erliegen nach einem Velo- oder E-Bike-Unglück dessen Folgen. Das sind rund zehnmal mehr als bei Menschen zwischen 35 und 45.
Auffallend ist zudem, dass mehr als die Hälfte aller schweren Unglücke ohne Fremdeinwirkung passieren, zwei Drittel davon auf geraden Strecken – wobei in diesem Punkt das Alter keine Rolle zu spielen scheint.
Geht man der Ursache von Selbstunfällen auf den Grund, zeigt sich: 22 Prozent der jüngeren Fahrerinnen und Fahrer verunglückten unter Alkoholeinfluss, wohingegen dieser bei den älteren Unfalllenkern kaum im Spiel war. Was sie betrifft, sind ihre häufigste Unfallursache die Unaufmerksamkeit und die Ablenkung (24 Prozent).
Die BFU-Expertinnen gehen besonders hinsichtlich der Selbstunfälle von einer hohen Dunkelziffer aus und fordern, dass bei der Prävention darauf ein besonderes Augenmerk gelegt wird.
Aber auch hinsichtlich der Infrastruktur, der Fahrzeuge sowie der Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer empfehlen sie konkrete Massnahmen. Zum Beispiel:
Das Netz der Velorouten soll zusammenhängend sein, weil das die Routenwahl vereinfache. Das wiederum wirkt sich auf die Sicherheit und die Aufmerksamkeit der Fahrer aus.
Das Potenzial von Tempo 30 soll ausgeschöpft werden, da durch tiefere Geschwindigkeiten auch die Schwere der Verletzungen abnehme.
E-Bikes sollen besser von unmotorisierten Velos unterscheidbar sein. Schliesslich werde ihre Geschwindigkeit von den Autolenkern sehr oft unterschätzt.
Autos sollen mit Systemen wie Notbremsassistenten mit Veloerkennung ausgerüstet werden.
Zudem würde die BFU eine Helmpflicht nicht nur für schnelle, sondern auch für langsame E-Bikes begrüssen.
Doch bereits beim Kauf und bei der Wahl ihres Zweirads können Seniorinnen und Senioren vorsorgen:
Etwa indem sie sich für leichte Velos und Modelle mit tief liegendem Schwerpunkt entscheiden. Diese sind besonders bei tiefen Geschwindigkeiten einfacher zu manövrieren.
Höhenverstellbare Sattel und ein Rahmen mit tiefem Einstieg erleichtern das Auf- und Absteigen. Das erhöht die Sicherheit.
Wer nicht mehr so beweglich ist, sollte sich zudem einen Rückspiegel zulegen. Damit verhindern die Fahrerinnen und Fahrer ungewollte und unkontrollierte Schwenkbewegungen, wenn sie zurückblicken.
Antiblockierungssysteme (ABS), wie sie von Autos bekannt sind, ergeben auch bei E-Bikes Sinn. Sie erhöhen deren Stabilität im Bremsmanöver.
Fehler gefunden?Jetzt melden.