USA-Podcast «Alles klar, Amerika?»Trump knöpft sich die Medien vor
Erst musste ABC zahlen, nun verklagt er eine Regionalzeitung: Donald Trump will den «Feind des Volkes» einschüchtern. Was dahinter steckt.
Donald Trumps Verhältnis zu den Medien ist angeschlagen. Nun hat er eine Meinungsforscherin und eine Regionalzeitung wegen einer Umfrage verklagt, in der die Unterstützung für den Republikaner im US-Bundesstaat Iowa stark unterschätzt wurde. Trump gewann den Bundesstaat schliesslich klar mit rund 13 Prozentpunkten Vorsprung. Trotzdem reichten am Montagabend Lokalzeit seine Anwälte Klage ein gegen die Meinungsforscherin Ann Selzer, die Zeitung «The Des Moines Register» und deren Konzernmutter Gannett. Trump fordert Schadenersatz.
Juraprofessor Rick Hasen von der Universität von Kalifornien in Los Angeles schrieb in seinem Wahlrechtsblog, dass er aufgrund des Schutzes der Meinungsfreiheit in den USA nicht damit rechne, dass die Klage Erfolg haben werde. Das Knight-Institut an der Columbia-Universität, das sich für die Meinungsfreiheit einsetzt, kritisierte gemäss der Nachrichtenagentur AFP die Klage als «Teil einer grösseren Anstrengung Trumps, die Presse an der Berichterstattung über Themen von wichtigem öffentlichem Interesse zu hindern». Offenbar gibt es auch Pläne der kommenden Trump-Regierung, den Zugang traditioneller Medien wie der «New York Times» oder ABC zum Weissen Haus einzuschränken. Im Präsidentschaftswahlkampf hat Trump die Presse als «Feind des Volkes» bezeichnet.
Teurer Vergleich zwischen Trump und ABC News
Trumps Klage gegen Selzer und «The Des Moines Register» in Iowa folgte, wenige Tage nachdem sich der TV-Sender ABC News nach einer Verleumdungsklage des gewählten Präsidenten auf einen millionenschweren Vergleich mit ihm geeinigt hatte. Gerichtsdokumenten zufolge stimme der Sender zu, 15 Millionen Dollar (13,4 Millionen Franken) an eine Stiftung oder ein Museum Trumps zu zahlen. ABC wird sich demnach auch öffentlich entschuldigen und eine Million Dollar für Trumps Anwaltskosten bezahlen.
Weshalb verklagt Donald Trump eine Meinungsforscherin und eine Regionalzeitung in Iowa, obwohl er den Bundesstaat klar gewonnen hat? Was verfolgt der künftige US-Präsident für eine Medienstrategie? Und wie können sich die amerikanischen Medien wappnen gegen die befürchteten Angriffe aus dem Weissen Haus? Darüber unterhält sich Christof Münger, Leiter des Ressorts International, mit Martin Kilian in einer neuen Folge des USA-Podcasts «Alles klar, Amerika?». Der langjährige USA-Korrespondent sitzt in Charlottesville, Virginia, am Mikrofon.
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