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Extrem teurer US-Wahlkampf
Die Milliardenschlacht ums Weisse Haus

Für den Juni hat er angeblich «192 Millionen Dollar in der Kriegskasse»: Joe Biden, Präsident und Wahlkämpfer.
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Amerikas Wahlkampf hat seinen Preis – wer weiss das besser als Donald Trump. In seiner New Yorker Prozesspause flog er letzte Woche nach Texas und bat Ölmagnaten ganz bescheiden um eine Milliarde Dollar. Was ihm die Branche für seinen Schlachtruf «Bohren, Baby, bohren» gewährt, wird man sehen. Jedenfalls kratzte sein Lieblingsfeind Ron DeSantis in Florida derweil drei Millionen Dollar zusammen, vornehmlich für ihn. «Ron», soll Trump via Telefonschalte geflötet haben, «ich liebe es, dass du zurück bist.»

Monatelang hatte Trump seinen Kurzzeitrivalen aus dem Sonnenstaat veralbert. Er nannte ihn penetrant «Ron DeSanctimonious», scheinheiliger Ron. DeSantis verbrannte etwa 160 Millionen Dollar beim Versuch, Spitzenkandidat der Republikaner zu werden, und gab nach der ersten Vorwahl auf. Was solls, die Teilnahme an dieser Veranstaltung ist halt nicht billig.

Allein Bloomberg gab 2020 eine Milliarde aus

Deshalb beteiligen sich bevorzugt wohlhabende und ältere Männer an den Wahlkämpfen. Der Medien-Tycoon Mike Bloomberg zum Beispiel investierte 2020 laut «New York Times» eine Milliarde Dollar in seinen flüchtigen Präsidentschaftstraum. Egal, der Demokrat ist einer der 20 reichsten Menschen auf Erden und hat noch 100 Milliarden Dollar übrig. Beim Parteikollegen Tom Steyer waren es für einen noch kürzeren Versuch dem Vernehmen nach 341 Millionen Dollar. Na und, der Mann ist unter anderem Hedgefonds-Manager.

Die Gesamtkosten der Aspiranten für das Weisse Haus und den US-Kongress beliefen sich 2020 auf 14 Milliarden Dollar, wie das Center for Responsive Politics berechnete, doppelt so viel wie 2016. Zwischen Januar 2023 und Ende April 2024 wurden laut Bundeswahlausschuss 8,99 Milliarden ausgegeben. Die Summe wird bis zum 5. November noch erheblich wachsen. Und damit zum Duell Biden gegen Trump: Wie viel Geld haben sie überhaupt zur Verfügung?

In der Weltrangliste von «Forbes» belegte Trump zuletzt mit 7 Milliarden Dollar Platz 402. Allerdings gibt er deutlich mehr Geld aus als Joe Biden, derzeit bevorzugt im Rahmen von Anklagen und Prozessen. Die Honorare für seine Anwälte verschlingen Dutzende Millionen. Vor allem aber musste der doppelt Verurteilte – wegen sexuellen Missbrauchs und Diffamierung sowie Betrugs – bereits circa 550 Millionen Dollar entrichten.

Trumps Topsponsor ist Bank-Erbe Timothy Mellon

Gleichzeitig kassiert Trump, weil viele Verehrer trotzdem auf ihn setzen. Als sein Topsponsor gilt der Bank-Erbe Timothy Mellon, der Trumps Maga-Bewegung mit 16,5 Millionen Dollar finanziert haben soll. Mellon soll aber auch 20 Millionen für die Kandidatur von Robert F. Kennedy Jr. beigesteuert haben. Der schräge Robert F. Kennedy Jr. geht als Unabhängiger mit der Multimillionärin Nicole Shanahan ins Rennen. Diese war mit dem Google-Gründer Sergey Brin verheiratet und lässt schon mal einen Werbespot bei der Superbowl springen.

Das Duo Kennedy/Shanahan hat zwar keine Chance, doch es macht das Wahljahr für die Favoriten noch teurer. 76 Millionen Dollar habe Trumps Team im April eingenommen, teilte das Republican National Committee mit. Mehr als Biden, «dank der Unterstützung von Millionen Kleinspendern», verkündete die Trump-Sprecherin Karoline Leavitt. Dabei müsse Trump in diesen Wochen «fast neun Stunden am Tag im Gerichtssaal verbringen.»

NEW YORK, NEW YORK - MAY 23: Supporters of former President Donald Trump watch as he holds a rally in the historical Democratic district of the South Bronx on May 23, 2024 in New York City. The Bronx, home to a large Latino community, has been a Democratic base for generations of voters and the rally comes as Trump looks to attract more non-white voters. A Manhattan jury is set to begin deliberations on whether to convict Trump of felony charges in his criminal hush money trial.   Spencer Platt/Getty Images/AFP (Photo by SPENCER PLATT / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP)

Amtsinhaber Biden und seine Vizekandidatin Kamala Harris kamen im April auf 51 Millionen Dollar. Im März waren noch 90 Millionen Dollar zusammengekommen, nach Bidens furioser Rede zur Lage der Nation und einer Gala mit Barack Obama und Bill Clinton in New Yorks Radio City Music Hall. Aber Bidens Wahlkampfmanagement versichert, man gehe «mit 192 Millionen Dollar in der Kriegskasse» in den Juni – also mehr als Trump.

1,8 Millionen Menschen hätten 4,9 Millionen Mal für Biden/Harris gespendet, melden Bidens PR-Strategen. 225’000 dieser Spenderinnen und Spender täten das monatlich. Grössere Beträge kommen offenbar von liberalen Unterstützern wie Future Forward USA Action oder Greylock Partners, das sein Geld gewöhnlich in Tech-Start-ups steckt. Weitere bedeutende Geldgeber sind die alternativen Medienmacher von Newsweb Corp in der Demokraten-Hochburg Chicago sowie Democracy PAC mit dem Grossgönner George Soros.

Bisher 473 Millionen für Kandidatur Biden/Harris

PAC steht für Political Action Committee, politisches Aktionskomitee: Das sind in den USA die wichtigsten Geldeintreiber für Wahlkämpfer. 473 Millionen Dollar hat das Duo Biden/Harris seit dem Bewerbungsstart eingesammelt, wenn die Angaben der PAC-Schatzmeister stimmen. 2020 sei es alles in allem eine Milliarde Dollar gewesen sein, mehr denn je in der Geschichte der USA.

Woche für Woche ist Präsident Biden unterwegs: Boston, Atlanta, demnächst Los Angeles, wo auch wieder Obama als Wahlhelfer erwartet wird, dazu Film- und Fernsehprominenz wie Julia Roberts, George Clooney und Jimmy Kimmel. (Hören Sie zum US-Wahlkampf auch die neueste Ausgabe unseres USA-Podcasts: «Für Biden wird es prekär».)

Der Justizkunde Trump hat weniger Zeit, aber elektronisch sind die Konten der beiden Lager stets erreichbar. Ein paar Klicks genügen, um 25 oder 3000 Dollar an Bidens Victory Fund auf der Website Actblue oder Make America Great Again auf Trumps Website Winred zu schicken. Die Namen der Einzahler laufen bei Trump in Endlosschleife über den Bildschirm. «Patrioten wie du sind der Grund, warum wir Joe Biden feuern werden», steht darunter – mit Grüssen vom Krösus und Angeklagten Trump, der um milde Gaben bittet.