USA 2024Mit welcher Frau zieht Trump in den Wahlkampf?
Der wieder kandidierende Ex-Präsident muss bei der weiblichen Wählerschaft punkten. Deshalb dürfte er mit einer Vizepräsidentschafts-Kandidatin antreten.

Bei Eiseskälte hat sich eine Schneedecke über den amerikanischen Mittelwesten gelegt. Minus 27 Grad sind für Montagabend angesagt, wenn republikanische Wählerinnen und Wähler in Iowa als erstem US-Bundesstaat ihre Auswahl unter den Präsidentschaftsanwärtern treffen. Der Sieger in den Bürgerversammlungen steht schon jetzt praktisch fest: Donald Trump.
Der Ex-Präsident hält einen zweistelligen Umfragevorsprung auf seine Rivalen, obwohl immer wieder Gerichtstermine seinen Wahlkampf stören. Nach einer Aufrechnung der Zeitung «Des Moines Register» von Mitte vergangener Woche hat Trump seit März in Iowa bloss 25 Veranstaltungen abgehalten. Seine Herausforderin, die frühere UNO-Botschafterin Nikki Haley, stellte sich der Wählerschaft 79-mal, Floridas Gouverneur Ron DeSantis 125-mal. Der unermüdlichste von allen war der junge Unternehmer Vivek Ramaswamy: Er warb in Iowa an über 300 Anlässen um Stimmen.
Voraussichtlich werden die vielen Auftritte der Kandidierenden-Schar aber weder in Iowa noch in den meisten übrigen Vorwahlstaaten verhindern können, dass die Republikanische Partei Trump für die Endrunde gegen den Demokraten Joe Biden nominiert. Offen ist nur noch die Frage, wen Trump dazu erwählt, im Zweiergespann mit ihm die Vizepräsidentschaft anzustreben.
«Ich kann es euch nicht sagen», sagte Trump am Mittwoch an einer Fernseh-Townhall auf Fox News. Geheimnisvoll fügte er hinzu: «Aber ich weiss, wer es sein wird.» Seitdem wird viel spekuliert.
Jeder Trump-Kenner weiss, was dem 77-jährigen Volkstribun für die Auswahl des «running mate» am wichtigsten ist: Infrage kommt nur eine Person, die ihn bedingungslos unterstützt, seine populistische Weltsicht teilt und am besten auch noch davon überzeugt ist, dass er 2020 mit unlauteren Mitteln an der Wiederwahl ins Weisse Haus gehindert wurde.
Weitere Kriterien sind: Wer nützt Trump wahltaktisch, bringt ihm also die meisten Stimmen? Und für den aufs Fernsehen fixierten Kandidaten spielt sicher auch eine Rolle, wie das «Ticket» mit ihm und dem oder der Vize optisch daherkommt.
Trump ist unter Amerikas Männern deutlich populärer als unter Frauen, was für eine weibliche Kandidatur für das Amt des «Vice President» spricht. Der einstige Berater Steve Bannon ist überzeugt davon, die Wahl werde auf eine Frau fallen. Folgende Frauen kämen dafür infrage:
Kari Lake, Senatskandidatin aus Arizona

Kaum jemand übernimmt so bereitwillig Trumps Rede von Wahlbetrug wie die frühere TV-Moderatorin Kari Lake. 2022 verfehlte sie die Wahl zu Arizonas Gouverneurin, und seitdem behauptet sie, der Sieg sei ihr gestohlen worden, weshalb sie nun eine Verleumdungsklage am Hals hat. Dieses Jahr bewirbt sie sich in dem wichtigen «swing state» um einen Sitz im US-Senat. Die wortgewandte 54-Jährige wirkt mit ihrer Kurzhaarfrisur modern. Im Endspurt vor den Bürgerversammlungen plante sie in Iowa Wahlkampfauftritte für Trump – ein Zeichen dafür, dass sie in dessen Gunst hoch steht.
Marjorie Taylor Greene, Kongressabgeordnete aus Georgia

«MTG», wie sich die 49-jährige Ex-Fitnesstrainerin gern nennt, ist die lauteste MAGA-Stimme im US-Repräsentantenhaus. Sie scheut vor nichts zurück und gilt als politische Bombenwerferin. Als radikale Rechte würde sie – wie Kari Lake – im Wahlkampf gemässigte Wählerkreise potenziell eher abschrecken, was gegen ihre Ernennung zur Vize-Kandidatin spricht.
Elise Stefanik, Kongressabgeordnete aus New York

Die Fraktionsvorsitzende der Republikaner galt lange als gemässigt. Doch die erst 39-jährige Elise Stefanik verwandelte sich in den letzten Jahren in eine konservative Vorkämpferin. Landesweit machte sie Schlagzeilen, als sie letzten Dezember drei Präsidentinnen von Elite-Universitäten aggressiv zum Thema Antisemitismus verhörte. In der Folge mussten zwei von ihnen, darunter Claudine Gay von Harvard, zurücktreten. Als blitzgescheite Politpartnerin Trumps hätte Stefanik Zugkraft in der Parteielite und bei weissen Frauen.
Kristi Noem, Gouverneurin von South Dakota

Trump rechnet der 52-jährigen Lokalpolitikerin hoch an, dass sie als Gouverneurin von South Dakota während der Covid-Pandemie keinen Lockdown verordnete. Kristi Noem umgarnte Trump ungeniert, indem sie ihm ein 1100 Dollar teures Modell des Präsidentenfelsens Mount Rushmore schenkte, das seinen Kopf trug. Um ihre Bereitschaft zu unterstreichen, hilft die souverän auftretende Politikerin dem Ex-Präsidenten aktiv im Wahlkampf. Noems Nachteil: Als fünftkleinster Gliedstaat mit weniger als einer Million Einwohnern steuert South Dakota bloss drei Elektorenstimmen bei.
Sarah Huckabee Sanders, Gouverneurin von Arkansas

Die 41-jährige Tochter des einstigen Gouverneurs von Arkansas, Mike Huckabee, schaffte es 2022 ohne Mühe ins Amt des Vaters, auch weil sie als Pressesprecherin Trumps national bekannt wurde. Trump brüstet sich damit, Sarah Huckabee Sanders politisch «gemacht» zu haben. Sie wäre eine willige Vollstreckerin seiner Ideen, ohne dass er Gefahr liefe, von ihr überstrahlt zu werden.
Marsha Blackburn, Senatorin aus Tennessee

Als frühere Abgeordnete und jetzige Senatorin verfügt Marsha Blackburn über ein Maximum an politischer Erfahrung. Die heute 71-Jährige wäre angeblich schon 2016 gern Trumps Vize geworden. Gegen sie spricht heute, dass sie der gleichen Generation wie Trump angehört und ihm mit ihrer Herkunft aus dem solid republikanischen Tennessee kaum zusätzliche Stimmen beschaffen könnte.
Nikki Haley, Ex-Gouverneurin von South Carolina, Ex-UNO-Botschafterin

Anders als ihr zweitstärkster Gegenspieler in den Vorwahlen, Ron DeSantis, will die 51-jährige Ex-Gouverneurin die Möglichkeit einer Partnerschaft als Vize mit Trump nicht ausschliessen. Dem Ex-Präsidenten schien es lange schwerzufallen, seine von ihm einst hochgelobte frühere UNO-Botschafterin ernsthaft anzugreifen, obwohl sie ihm nach einigen Umfragen hart auf den Fersen ist. Seit kurzem kritisiert er sie jedoch als Globalistin. Letzten Montag verbreitete er auf Truth Social sogar die – falsche – Behauptung, Haley sei unwählbar, weil ihre indischstämmigen Eltern zum Zeitpunkt ihrer Geburt noch nicht eingebürgert gewesen seien.
Womöglich hört Trump inzwischen auf den harten Kern seiner MAGA-Gefolgschaft, die Haleys forsche Aussenpolitik vehement ablehnt. Als Vize-Kandidatin verspräche Haley viele zusätzliche Stimmen, doch Steve Bannon hält sie für eine gefährliche «Viper». Sie würde im Weissen Haus die Fäden ziehen wie einst Dick Cheney unter George W. Bush, fürchtet Bannon. Und Trump hört womöglich wieder auf ihn.
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