Medienkonferenz zum Unwetter im Berner Oberland «Rote Zone» in Brienz bleibt – Evakuierte können vorerst nicht in ihre Häuser zurück
Nach heftigen Unwettern mussten in Brienz 70 Personen evakuiert werden. Die Gemeinde rechnet mit weiteren Problemen. Der Ticker zur Infoveranstaltung zum Nachlesen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Bei einem Unwetter in Brienz BE am Montagabend sind zwei Personen verletzt worden.
70 Personen wurden aus ihren Häusern evakuiert.
Für Dienstagabend sind weitere Gewitterzellen angesagt.
Das Unwetter in Brienz weckt Erinnerungen an das Hochwasser von 2005. Damals starben zwei Menschen.
Hier geht es zur schweizweiten Bilanz der gestrigen Gewitternacht.
Die Medienkonferenz ist beendet
Das war die letzte Frage. Die Medienschaffenden können nun die entstandenen Schäden vor Ort begutachten.
Frage: Können die Betroffenen bald zurück?
Zumbrunn verneint. Die Häuser müssten erst von Experten begutachtet werden. Die Menschen würden aber regelmässig über die aktuelle Lage informiert, die Gemeinde publiziere auf ihrer Website die nötigen Infos. Der Grossteil der 70 Evakuierten sei im privaten Umfeld untergekommen. Rund 20 Personen seien vorübergehend in einer über die Gemeinde organisierten ehemaligen, oberirdischen Truppenunterkunft in Hofstetten BE untergebracht.
Frage: Was passiert, wenn es heute Abend noch einmal gewittert?
Der Wasserlauf soll gemäss Zumbrunn vom Milibach so umgelenkt werden, dass der Überlauf nicht weitere Teile des Dorfes beschädigt. Zudem soll das Wasser durch den Bahntunnel auf den Bahnhofvorplatz gelenkt werden. Laut dem Gemeinderatspräsidenten ist es denkbar, dass die Rote Zone in Brienz erweitert werden muss.
Frage: Wieso wurde die Brücke über den Trachtbach nicht ausgefahren?
Im Dorf gibt es offenbar kritische Stimmen, weshalb viel Geld in die Kantonsstrassenbrücke über den Trachtbach investiert wurde - und diese nun nicht ausgefahren wurde. Zumbrunn sagt, das sei ein laufender Prozess, der von der Feuerwehr ausgelöst werde. Diese sei bereit gewesen, die Brücke jederzeit zu verschieben.
Frage: Wie stark sind die Häuser beschädigt?
Gemeinderatspräsident Zumbrunn sagt, das werde von den Spezialisten untersucht. Sobald als möglich, wolle man den Betroffenen die Möglichkeit geben, persönliche Sachen aus den Häusern zu holen. Aber dafür müsse die Lage sicher sein. Die Schadenhöhe könne noch nicht abgeschätzt werden. Auch Geologen waren am Dienstagmorgen im Gebiet unterwegs. Wasseransammlungen hätten sie keine gefunden, führte Zumbrunn aus. Das sei günstig, denn das Wasser könne ablaufen.
Immer noch Rote Zone im Dorf
Jetzt äussert sich Reto Filli, Chef des Regionalen Führungsorgans Oberer Brienzersee (RFO). «Es wurden 70 Personen evakuiert, zwei Personen haben sich leider leicht bis mittelschwer verletzt.» Das Gebiet Brienz Änderdorf sei immer noch gesperrt. «Das ist Rote Zone, das Betreten ist für Nichtberechtigte verboten.» Das Trinkwasser im Dorf sei aber entgegen einer ersten Medienmitteilung «einwandfrei geniessbar».
Filli äussert sich nun zu den Verkehrsmassnahmen. Das Gebiet Änderdorf gelte es grossräumig zu umfahren. Bahn und Schiffsverbindungen seien unterbrochen. Es sind Ersatzbusse organisiert. Da am Abend neue Gewitter drohen, habe man bloss ein enges Zeitfenster für die Räumungsarbeiten. Als erstes wollen sich die Behörden nun um die Hauptstrasse kümmern.
Gemeinderatspräsident äussert sich
Die Medienkonferenz beginnt. Gemeinderatspräsident Peter Zumbrunn (SVP) erzählt noch einmal, was gestern Abend in Brienz passiert ist. «Wir hatten eine grosse Gewitterfront, die sich sehr konzentriert im Bereich des Milibachs entlud.» Dieser sei um 18.30 Uhr über die Ufer getreten. Gebäude, Bahn und öffentliche Infrastruktur seien beschädigt. Der Sammler oberhalb des Dorfes sei voll. Die Behörden präsentieren ein Schadensbild von oben. Das Bahntrassee ist überspült. «Das Wasser ist durch den Tunnel bis zum Bahnhof gelaufen», sagt Zumbrunn.
Unwetter in Brienz weckt böse Erinnerungen
Das Unwetter in Brienz BE vom Montagabend hat böse Erinnerungen an den August 2005 geweckt: Vor 19 Jahren trat der Glyssibach über die Ufer und verwüstete Teile des Dorfs. Zwei Menschen starben, mehrere Familien mussten ihre Häuser für immer verlassen.
Er habe Tränen in den Augen gehabt, als er mit dem Helikopter das Dorf überflogen und das Ausmass der Schäden gesehen habe, sagte der damalige Gemeindepräsident von Brienz, Peter Flück. Der Glyssibach hatte eine Schneise der Verwüstung mitten durch das Dorf gezogen. Der Schlamm türmte sich meterhoch, zahlreiche Gebäude waren zerstört oder stark beschädigt.
2005 verursachte Hochwasser auch andernorts im Berner Oberland grosse Schäden. So richtete etwa der Chirelbach im Diemtigtal grosse Schäden an und verwüstete Oey.
Die Gebäudeversicherung errechnete später Gebäudeschäden von 190 Millionen Franken im Berner Oberland. Dazu kamen Schäden an Infrastrukturen.
Hochwasserprojekte wurden aufgegleist
Bereits 1999 war der Kanton Bern nach einem aussergewöhnlich schneereichen Winter von Hochwassern heimgesucht worden. Hochwasserschutzprojekte wurden angedacht, aber nicht überall mit gleicher Verve vorangetrieben.
2005 ging dann ein Ruck durch Politik und Bevölkerung. Kanton und Gemeinden zogen nun beim Hochwasserschutz kräftig am gleichen Strick. Seither flossen hunderte Millionen Franken in Hochwasserprojekte.
In Thun etwa wurde ein Entlastungsstollen an der Aare gebaut, ebenso am Lyssbach in Lyss. Gemeinden schieden Überflutungszonen für den Hochwasserfall aus, Bach- und Flussabschnitte wurden renaturiert oder wo nötig Hochwasserschutzbauten errichtet. So auch in Brienz. (SDA)
70 Personen mussten in Brienz evakuiert werden
70 Personen sind aufgrund der Unwetter in Brienz BE aus ihren Häusern in eine Turnhalle evakuiert worden. Zwei Personen wurden leicht bis mittelschwer verletzt. Es würden keine Personen vermisst, wie es in der Mitteilung des Regionalen Führungsorgans Oberer Brienzersee (RFO) weiter hiess. Durch einen Murgang seien am Montagabend Gebäude, parkierte Fahrzeuge, Strassen sowie Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs beschädigt worden.
Gegen 18.30 Uhr sei der Milibach in Brienz über die Ufer getreten. Durch mitgeführte Steinbrocken und Holz sei ein Sammler oberhalb des Dorfes überfüllt worden. Das Material sei unkontrolliert in verschiedene Dorfteile der Berner Oberländer Gemeinde geflossen. Aus Sicherheitsgründen empfahl das RFO, das Trinkwasser abzukochen.
Weiterhin unterbrochen blieben die Bahn- und Schiffsverbindungen von und nach Brienz. Ersatzbusse seien im Einsatz. Die Durchfahrt durch Brienz sei zudem in beide Richtungen gesperrt. Auch das Gebiet Brienz Änderdorf sei aufgrund der anhaltenden Gefahrenlage bis auf Weiteres gesperrt. (SDA)
nlu
Fehler gefunden?Jetzt melden.