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Erneuerung UniversitätsspitalHier ist bauen wie operieren am offenen Herzen

Im Hochschulquartier klafft die grösste Baugrube Zürichs. Fast eine Milliarde investiert das Unispital. Das Projekt ist gigantisch, aber auch diffizil.

Groesste Baugrube der Stadt Zuerich / Neubau Uni-Spital an Gloriastrasse
13.09.2024
(URS JAUDAS/TAGES-ANZEIGER)
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Wer an der Haltestelle «Platte» an der Gloriastrasse aus dem Tram steigt, muss mit staubigen Schuhen rechnen. Seit zwei Jahren wird hier hinter Bauabschrankungen gearbeitet: erst der Abriss der alten Dermatologie-Klinik, der Rückbau von Teilen des Unispitals, dann der Aushub für den 950 Millionen Franken teuren Campus Mitte, wie die Spitalleitung den Neubau nennt.

Er soll das neue Gesicht des Universitätsspitals Zürich (USZ) werden, mit einem neuen Haupteingang und einem Notfallzentrum mit 300 Betten und 23 Operationssälen.

Im Moment ist davon noch nichts zu sehen ausser einem 25 Meter tiefen Loch. Die Dimensionen der Baugrube sind beeindruckend. Die Bauarbeiter, welche darin wuseln, wirken wie Ameisen. Die gelben Bagger, die darin Gestein abtragen, sehen aus wie Spielzeug im Sandkasten; dabei ist jeder von ihnen so schwer wie eine grosse Elefantenherde.

Sprengung für USZ-Neubau zum Glück nicht nötig

Einer der Bagger hat an seinem Greifarm einen riesigen Presslufthammer montiert. Damit wird das Gestein zertrümmert, auf das die Arbeiter in der Tiefe gestossen sind.

Daniel Bucheli, Leiter Gesamterneuerung beim USZ, ist mit diesem Gerät zufrieden, weil er und sein Team es schaffen, den Fels so zu zertrümmern, dass die Brocken abtransportiert werden können. «Erst befürchteten wir, dass Sprengungen nötig werden.» Das wäre besonders riskant, da die Explosionen umliegende Gebäude und Infrastruktur schädigen könnten. Bauen im dicht bebauten Hochschulgebiet ist wie eine Operation am offenen Herzen.

Laut Bucheli geht es gegenwärtig ohne Komplikationen und sogar schneller als geplant. Man liege zwei Monate vor der Marschtabelle.

Auch an diesem Tag laden die Bagger mit Extra-Large-Schaufeln das Gestein auf mehrachsige Laster. Sie fahren den Aushub nach Regensdorf, wo er in Bahnwagen umgeladen und in die Deponie nach Weiach gefahren wird.

Groesste Baugrube der Stadt Zuerich / Neubau Uni-Spital an Gloriastrasse
13.09.2024
(URS JAUDAS/TAGES-ANZEIGER)

Mit Schneekanonen USZ-Patienten schützen

Die Bauarbeiten sind im Quartier zwar zu hören, doch vor Folgeschäden blieb die Nachbarschaft bisher verschont. Rund 1100 Anker wurden rundherum seitlich ins Erdreich getrieben, um die Grube zu stabilisieren. Das ist bisher gelungen.

Groesste Baugrube der Stadt Zuerich / Neubau Uni-Spital an Gloriastrasse
13.09.2024
(URS JAUDAS/TAGES-ANZEIGER)
Groesste Baugrube der Stadt Zuerich / Neubau Uni-Spital an Gloriastrasse
13.09.2024
(URS JAUDAS/TAGES-ANZEIGER)

Gleichwohl bleiben die Verantwortlichen nicht von Unvorhergesehenem verschont. So war die Staubentwicklung im trockenen Sommer 2023 so extrem, dass sie mit Schneekanonen bekämpft werden musste. Dank des Sprühnebels aus den Kanonen konnte der Staub nicht in die Zimmer der an die Grube angrenzenden Intensivstation aufsteigen.

Im Untergrund stiessen die Arbeiter nicht nur auf hartes Gestein. Gefunden haben sie auch die Gebeine von 1800 Menschen, die zwischen 1838 und 1885 auf dem früheren Spitalfriedhof beigesetzt worden sind.

Rettungsgrabung im 150 Jahre alten Spitalfriedhof zeigt: Skelette sind wichtige historische Quellen. Archeologische Ausgrabung im St. Johanns-Park. Foto Kostas Maros

Archäologinnen und Archäologen haben die Skelette freigelegt und untersucht. Diesen Frühling sind sie auf dem Friedhof Sihlfeld feierlich zum zweiten und hoffentlich letzten Mal beigesetzt worden.

Inzwischen hat die Baugrube im hinteren Teil ihre maximale Tiefe erreicht. Die Arbeiter haben begonnen, den Boden zu betonieren. Das heisst: Bald wird es mit den Hochbauarbeiten weitergehen.

Zuerst kommt die Tiefgarage, dann folgen die unterirdischen Stockwerke der Technik und Produktion. Darüber dann der Eingang, das Restaurant und die Räume des restlichen Spitalbetriebs. Für die Patientinnen und Patienten wird es im Neubau ausschliesslich Einzelzimmer geben.

Es folgen zwei weitere Baustellen im Hochschulgebiet

Für die Trampassagiere an der Haltestelle «Platte» wird es noch lange staubige Schuhe geben. In diesen Tagen beginnen an der Ecke Rämistrasse/Gloriastrasse die Bauarbeiten für das neue Forschungszentrum der Universität von Herzog & de Meuron, das Forum UZH.

Und anschliessend will das Unispital direkt gegenüber des neuen Campus Mitte ein neues grosses Ambulatorium bauen. Die Detailplanung dafür wird als Nächstes aufgenommen.

Der neue Campus Mitte soll 2028 bezugsbereit sein, das Forum der Universität 2030, für das Ambulatorium des Unispitals gibts noch keinen Bezugstermin. Gefühlt wird das Hochschulgebiet ewig eine Baustelle bleiben.