Abtretender Spitaldirektor«Es ist auch schon mal einer mit dem Baseballschläger aufgetaucht»
Der abtretende Direktor des Basler Unispitals spricht über aggressive Patienten auf dem Notfall und appelliert an die Geduld der Menschen.

- Aggressivität ist auf dem Notfall an der Tagesordnung. Das bestätigt auch der Basler Spitaldirektor Werner Kübler.
- Man habe die Kontingente des Sicherheitspersonals erhöhen müssen, so Kübler.
- Er bittet die Menschen um mehr Geduld.
«Wir haben jeden Tag mehrere Einsätze des Sicherheitsteams aufgrund übergriffiger Patienten», erzählt der abtretende Direktor des Basler Unispitals (USB), Werner Kübler. Das könnten verbale Attacken oder auch Drohungen sein. Er geht noch weiter ins Detail: «Es ist sogar schon mal eine Person mit einem Baseballschläger aufgetaucht, die meinte, wir sollten subito die Prioritäten der Patientenbehandlung ändern.»
Seit 21 Jahren ist der ausgebildete Arzt Mitglied der Spitalleitung, seit 17 Jahren dessen Direktor. Im April ist aber Schluss. Kübler verlässt das Spital und wird Verwaltungsratspräsident der Winterthurer Krankenversicherung Swica. Sein Nachfolger als CEO wird Rakesh Padiyath.
Im Gespräch mit der «Basler Zeitung» zeigt er sich besorgt: «In der Gesellschaft ist etwas in Gang, das beängstigend ist.» Man habe deshalb die Kontingente des Sicherheitspersonals erhöhen müssen. Dabei behandle man alle Patienten nach der medizinischen Dringlichkeit. «Nicht dem, der am lautesten schreit, geht es am schlechtesten», stellt Kübler klar. Er appelliert: «Bitte, habt Geduld. Wir machen das Möglichste.»
In England warten die Leute monatelang
Die Frage sei, warum so viele Menschen nervös seien, wenn sie in ein Spital kämen, und das Gefühl hätten, sie müssten sich wehren, um wahrgenommen zu werden. Man müsse als Gesellschaft daran arbeiten, geduldiger zu werden und nicht gleich die Nerven zu verlieren. In England müssten die Leute monatelang auf eine Behandlung warten, wir in der Schweiz hätten das Privileg der kurzen Wartezeit.
Die zunehmende Aggressivität führt seiner Meinung nach aber nicht dazu, dass mehr Spitalpersonal abspringt. Hier gehe es vielmehr um die Belastung als Ganzes. Ein negatives Erlebnis mit einem Patienten könne das Fass aber dennoch zum Überlaufen bringen.
Auch finanziell nimmt der Druck auf die Spitäler immer weiter zu. Doch was treibt die Kosten derart in die Höhe? «Gäbe es den einen Grund, hätten wir diesen längst gelöst», so Kübler. Aber: In der Bevölkerung gebe es eine hohe Erwartung an die Verfügbarkeit medizinischer Leistungen samt bester Qualität, erklärt er. «Bei uns bekommt nicht nur der Privatversicherte einen Termin beim Arzt, sondern alle. Das kostet.»
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