BundesratswahlRitter oder Pfister? Wie sich die Kandidaten im Armee-Hearing geschlagen haben
Die Militärverbände halten beide Bundesratskandidaten der Mitte für geeignet. Das haben sie nach einem Hearing bekannt gegeben.

- Markus Ritter und Martin Pfister haben sich einem weiteren Hearing gestellt.
- Die Militärverbände halten beide für valable Kandidaten.
- Pfister punktete mit Armee-Erfahrung.
- Ritter zeigte mehr «feu sacré».
Mannschaftskaserne Bern, Auditorium 044. Hier haben sich Markus Ritter und Martin Pfister am Montagnachmittag den Militärs präsentiert. Eingeladen hatte der Verband Militärischer Gesellschaften Schweiz (VMG), der Dachverband der Offiziers-, Unteroffiziers- und weiterer militärischer Gesellschaften und Vereine.
Auf eine Wahlempfehlung verzichten die Anwesenden. «Wir wollten einen klaren Favoriten», sagt VMG-Präsident Stefan Holenstein am Ende des Nachmittags. «Aber beide sind für uns valable Kandidaten.» Bei Ritter – der in der Armee Gefreiter war – habe man das «feu sacré» gespürt, Pfister – der Oberst – sei dafür sattelfester gewesen.
Die beiden waren nacheinander befragt worden, zu denselben Themen.
Die Zeitenwende
Die sicherheitspolitische Lage in Europa habe sich mit dem Ukraine-Krieg total verändert, sagt Ritter. «Wir leben in unsicheren Zeiten.» Das sei auch im Bundeshaus das Thema Nummer eins. Er spricht das transatlantische Zerwürfnis an. «Es ist ein wenig eine Welt zusammengebrochen», so Ritter. Die Bürger erwarteten nun, dass die Schweiz eine verteidigungsfähige Armee habe.

Pfister stellt fest, es gebe grosse Herausforderungen zu bewältigen. Er spricht von einem «Krieg, in dem eine Seite – die russische Seite – eklatant das Völkerrecht verletzt». Internationale Regeln würden nicht mehr eingehalten. «Auch westliche Akteure – die Vereinigten Staaten – halten sich nicht mehr daran.» Ein zentraler Faktor sei nun der Schulterschluss der Politik.
Die grösste Bedrohung
Pfister unterscheidet zwischen der wahrscheinlichsten und der gefährlichsten Bedrohung. Die wahrscheinlichste gelte der inneren Sicherheit, die gefährlichste seien Angriffe aus der Luft. Es gebe grossen Nachholbedarf. Die Armee sei über Jahrzehnte abgerüstet worden.
Ritter sieht als grösste Bedrohung Cyberattacken, als zweitgrösste Raketenangriffe. Heute sei die Schweiz nicht verteidigungsfähig, und das entspreche nicht dem Verfassungsauftrag.
Mehr Geld für die Armee
Ritter sagt: «Wir müssen auf die Beschlüsse des Parlaments abstellen.» Dieses habe beschlossen, die Armeegelder bis 2032 auf ein Prozent des BIP aufzustocken. Aber es komme jeweils auf das Jahresbudget an. «Wir werden enorme Verteilkämpfe haben.» Es sei die Aufgabe des Bundesrats, die Ziele umzusetzen. Dass andere Staaten mehr Geld ausgeben, relativiert Ritter: «Zwei Prozent deutsches BIP entsprechen einem Prozent Schweizer BIP.»

Auch Pfister verweist auf den Entscheid des Parlaments. Ehrlicherweise müsse man aber sagen, dass es noch mehr Geld brauche. Er sei bereit, dafür zu kämpfen. «Aber man muss zuerst das Vertrauen herstellen in der Politik.» Ein Mehrwertsteuerprozent für die Armee bezeichnet Pfister als «sehr konstruktiven Vorschlag». Der Bundesrat lehne das zwar ab, aber das letzte Wort sei wohl noch nicht gesprochen.
Die bewaffnete Neutralität
Ritter will an der bewaffneten Neutralität festhalten. Von einer Annäherung an die Nato möchte er nicht sprechen. «Annäherung» habe einen schwierigen Klang. Er bevorzuge es, von einer «guten Zusammenarbeit» zu sprechen. Wenn man Mehrheiten wolle, sei die Wortwahl wichtig. Und ihm gehe es immer um Mehrheiten.
Auch Pfister spricht sich klar für die Neutralität aus, fügt indes ein «Aber» an. «Wir kommen nicht ohne unsere Nachbarn aus», sagt er. Dabei spreche er bewusst von Nachbarn und nicht von der Nato. Ein Nato-Beitritt komme für die Schweiz nicht infrage. Wichtig sei aber Interoperabilität.
Der Bundesrat und das VBS
«Ich werde als Bundesrat gewählt, nicht als VBS-Vorsteher», sagt Pfister auf die Frage, warum er sich bewerbe. Der Bundesrat sei eine zentrale politische Institution und wichtig für das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik. Als Regierungsrat habe er Erfahrung mit Kollegialität. Pfister hebt auch seine militärische Erfahrung hervor.
Ritter sagt zu den Vakanzen im VBS, an der Armeespitze brauche es nun einen, der das Heer führen könne. Seinen Ansatz beschreibt er mit dem Satz: «In Bern frisst nie der Grosse den Kleinen, sondern immer der Schnelle den Langsamen.»
Das Milizprinzip
Ritter würde sich wünschen, dass die Armee wieder sichtbar ist in den Dörfern. Die Milizgesellschaften würde er als Bundesrat anhören, denn seine Doktrin laute: «Die guten Ideen kommen nicht immer vom Chef.» Für die Wiedereinführung der Gewissensprüfung wäre er offen, sagt Ritter.
Auch Pfister möchte Abgänge aus der Armee in den Zivildienst verhindern. Die Gewissensprüfung wieder einzuführen, sieht er aber nicht als sinnvollen Weg. Die Milizverbände – die Gastgeber des Hearings – bezeichnet er als «das Glück der Armee».
Beide Kandidaten zeigen sich am Ende des Hearings offen für eine Lockerung der Waffenexportbestimmungen und heben die Bedeutung der Schweizer Rüstungsindustrie hervor. Pfister spricht sich dafür aus, den Rüstungskonzern Ruag wieder näher an den Bund zu führen.
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