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Interview zur Verkehrssicherheit in Zürich
«Die Ablenkung durch Handys und Kopfhörer hat eindeutig zugenommen»

16.11.2022 ZH; Leiter Verkehrssicherheit Wernher Brucks an der Kreuzung Rudolf-Brun-Brücke und Limmatquai. Schweiz.
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Letzte Woche starben drei Menschen bei Tramunfällen in Zürich. Ist der Verkehr für Fussgängerinnen und Fussgänger gefährlicher geworden?

Es ist sehr aussergewöhnlich, dass sich so schwerwiegende Ereignisse in kurzer Zeit häufen. Das ist das Einzige, was für uns im Moment feststeht. Jetzt müssen wir abwarten, bis die Unfälle aufgeklärt sind. Wie die Zahlen der neuen Verkehrsunfallstatistik zeigen, ist der Fussverkehr nicht stärker gefährdet als früher. Wir verzeichnen im Mehrjahresvergleich eine stabile Entwicklung. Die Unfallzahlen beim Fussverkehr auf Fussgängerstreifen sind nur minimal gestiegen.

Wann und wie verunfallen Fussgängerinnen und Fussgänger in Zürich?

Zu den abendlichen Verkehrsspitzen von 16 bis 19 Uhr, also wenn die Leute müde sind und nach Hause wollen, ist bei allen Verkehrsteilnehmenden eine Unfallhäufung feststellbar.

Nach den tragischen Tramunfällen sagte der Präsident des VBZ-Personalverbands zur NZZ: «Der Verkehr hat zugenommen, gerade zur Hauptverkehrszeit wird um jeden Meter gekämpft. Jeder drückt sich irgendwo durch.» Würden Sie das auch so beschreiben?

Meine eigenen Beobachtungen sind deckungsgleich. Die Bevölkerung hat zugenommen und mit ihr auch die Mobilität. Vor allem zur Hauptverkehrszeit am Abend, gerade im Winter, wenn es eindunkelt, müssen wir alle besser aufpassen.

Sind Smartphones und Kopfhörer ein Problem?

Ja, ganz eindeutig, und das ist nicht nur ein persönlicher Eindruck. Wir können bei der Auswertung der Unfälle erkennen: Es hat wirklich zugenommen, dass mehr Menschen im Strassenverkehr so stark abgelenkt sind, dass sie Fehler machen. Die grössten Ablenkungsquellen sind eindeutig Smartphones und Kopfhörer. Die wichtigsten Sinne des Menschen, das Sehen und das Hören, werden beeinträchtigt.

Werden die Gefahren im Strassenverkehr unterschätzt?

Wenn Menschen mit Kopfhörern in den Ohren und mit dem Blick aufs Smartphone über die Strasse gehen, ohne zu schauen, ob ein Auto kommt, dann kann ich nur zum Schluss kommen, dass sie die Gefahren falsch einschätzen.

«Ungeschützte» Verkehrsteilnehmende, also Fussgänger und Zweiradfahrer, verunfallen in Zürich und Winterthur häufiger schwer als im restlichen Kanton. Was geschieht, wenn die Städte auf begrenztem Raum weiter wachsen?

Die Entwicklung ist schwierig vorherzusehen. Am meisten unter Unfällen leidet die Gruppe der ungeschützten Verkehrsteilnehmenden, also der Fussverkehr und in Zürich vor allem der Veloverkehr. Sie werden durch Fahrzeuge schwer verletzt. Wenn in Zukunft zum Beispiel weniger Autos in der Stadt fahren, könnte das zu weniger Schwerverletzten führen. Die Unfallzahlen im Veloverkehr sind jetzt zum ersten Mal rückläufig, was erfreulich ist. Trotzdem hat er anteilsmässig in der Gesamtbetrachtung immer noch einen höheren Anteil. Jede zweite Person, die in Zürich schwer verunfallt, ist auf einem Velo unterwegs.