Greifenseelauf im Corona-ModusUnd was, wenn «The Special One» gefällt?
Wegen der Pandemie findet der Greifenseelauf nicht erst am Samstag, sondern schon seit Montagmorgen und die ganze Woche über statt. Der Aufwand ist gross, die Freude der Läufer ebenso.
Der Schweiss fliesst in Strömen, und das schon gegen Mittag. Der Sommer ist noch einmal zurückgekehrt, gibt es eine geeignetere Woche für diesen aussergewöhnlichen Greifenseelauf? «The Special One» hat ihn das Team um Organisator Markus Ryffel getauft.
Übertrieben ist das in keiner Weise, der Anlass ist in jeder Hinsicht speziell und den besonderen Corona-Umständen geschuldet. Nach dem rauschenden 40-Jahr-Jubiläum mit rund 14’000 Teilnehmenden im vergangenen Herbst drohte nach dem Lockdown der Kater. Aufgeben? Absagen? «Als uns die Sponsoren früh signalisierten, dass sie die Voraussetzungen für einen Event auch unter diesen Umständen schaffen wollen, suchten wir nach einer machbaren Form», sagt Ryffel.
Und so wird jetzt nicht nur am Samstagnachmittag gelaufen, sondern während ganzer sechs Tage. Es machen sich nicht wie üblich Tausende miteinander auf den Weg um den See, sondern sie starten wie vom Tropfenzähler abgemessen einzeln, zu zweit oder in kleiner Gruppe. Die Formel ist raffiniert und lässt den Läuferinnen und Läufern (fast) alle Freiheiten: Sie alle haben ihren Startplatz über 7 oder 17,9 km online und dann gebucht, wenn es Homeoffice, Kinderbetreuung, Rasenmähen und Grillieren zulassen. So sind die letzten am Montagabend um halb sieben losgelaufen, und zwölf Stunden später die ersten am Dienstagmorgen schon wieder unterwegs.
Diese sind eindeutig im Vorteil, denn noch herrscht eine gewisse frühherbstliche Morgenfrische. Aber auch dann gilt für alle: Hände desinfizieren vor dem Check-in (Füsse nicht), Maske auf vor dem Start (danach an den Arm oder in den Kübel), Windschattenlaufen verboten (1,5 m Abstand) – und später am Tag, und das ist nicht Corona-, sondern hitzebedingt: trinken, trinken, trinken. Vor, während und nach der Anstrengung.
Stehvermögen gefragt
Der Greifenseelauf ist auch dank seiner tausend Helferinnen und Helfer zur eingeschliffenen Maschinerie geworden. Die nun drohte, ins Stocken zu geraten. Schublade ziehen und Ausgabe Nr. 41 hervorzaubern, das war nicht möglich. Die Idee, an sechs Tagen je höchstens Tausend Läufer starten zu lassen, war dann relativ schnell geboren. Die vielen Abklärungen aber, die dafür nötig waren, erforderten einiges an Stehvermögen. Denn das Zentrum des Laufs liegt zwar in der Stadt Uster, tangiert sind aber alle Ufergemeinden.
Doch sie haben letztlich ihre Wanderwege direkt am Wasser freigegeben und so dem «Special One» zu idyllischen Abschnitten verholfen, wie man sie nur in den Anfängen kannte: Es ist also auch ein Zurück zu den Wurzeln. Knapp 5000 haben sich angemeldet, ein Drittel besteigt an der Schifflände in Niederuster, wo sich Start und Ziel befinden, zuerst das Schiff hinüber nach Maur und läuft dort los. Sie absolvieren die kürzere Distanz.
Hilfe vom Bund?
Ob sich der Kraftakt finanziell lohnt, ist ungewiss. Wie alle anderen Laufveranstalter konnte Ryffel bis am Montag bei Swiss Athletics ein Gesuch um Unterstützung für alle seine Veranstaltungen einreichen. Swiss Olympic überweist dem Leichtathletikverband aus dem Stabilisierungspaket des Bundes einen Millionenbeitrag, von dem auch die Läufer profitieren sollen. «Grundsätzlich ist es sehr positiv, dass damit auch der Breitensport unterstützt werden soll», sagt er. Der Chef steht selber im Ziel, gratuliert den schweissgebadeten Finishern, die meist einzeln hereintröpfeln, und verteilt Wasser. Zwischendurch hat sich die Polizei vergewissert, dass die Abläufe stimmen und Vorschriften eingehalten werden.
Und der Lauf erzählt Geschichten: So ist es Lan Blasers erste Teilnahme am Greifenseelauf seit 30 Jahren. «Während des Lockdown konnte ich meine Teamsportarten nicht mehr ausüben, also fing ich wieder mit Laufen an – und jetzt bin ich hier», sagt sie und lacht. Matthias Kieliger gar feiert im Ziel seinen 1000. Wettkampf in 22 Jahren und hat Lust, in dieser Woche gleich noch den 1001. folgen zu lassen. Und Mirella Mutz bringt erst gar nicht mehr über die Lippen als «Wunderschön! Cool!». Und entschuldigt sich. Sie habe gerade eine enorme Endorphinausschüttung. Als sie sich wieder gefasst hat, fügt sie an: «Es ist so schön, dass nicht die grosse Masse unterwegs war!»
Ja – was, wenn die Notlösung nun gefällt? Ryffel kann sich das zwar vorstellen. Aber er sagt: «Ich hoffe schon, dass diese Ausgabe eine Ausnahme bleibt. Denn wir möchten den Läufern auch die gesellschaftliche Komponente bieten.» Denn nach dem Ziel heisst es heuer nicht Festwirtschaft, sondern: heimgehen.
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