Kolumne «Dorfgeflüster»Und endlich lebt Adliswils Zentrum
Die Corona-Krise hat geschafft, was man sich in Adliswil seit Ewigkeiten wünscht: mehr Leben auf dem Bruggeplatz.
Eines haben wir in den letzten eineinhalb Jahren gelernt: Corona hat – trotz allem – auch sein Gutes. Es hat uns Homeoffice ermöglicht. Uns die Feriendestinationen der Schweiz neu entdecken lassen. Und nicht zuletzt: Entschleunigung gebracht.
Doch noch viel mehr profitiert hat die Stadt Adliswil. Denn endlich, endlich hat sie erhalten, was sich Adliswilerinnen und Adliswiler seit langem wünschen: mehr Leben auf dem öffentlichen Platz im Zentrum. War der Bruggeplatz, gelegen zwischen Bahnhof und Sihl, zuvor seelenlos und kahl, hat er sich inzwischen zu einem regional bekannten Treffpunkt gemausert. – Hier trifft sich, wer ein Covid-Zertifikat braucht.
Vor dem mobilen Testzentrum stehen sie täglich Schlange, all die Leute, die dafür von nah und fern ins Adliswiler Zentrum pilgern: Ob Partygängerin oder Reisender, Google-Mitarbeiterin oder Bauarbeiter – für ein paar Minuten verbringen sie gemeinsam Zeit, kommen ins Gespräch oder teilen zumindest die Anspannung vor dem Stäbli-in-der-Nase-Moment.
Zugegeben, das Ganze hätte natürlich schon noch Optimierungspotenzial. Denn die Infrastruktur des Testbusses ist auf das Allernötigste beschränkt. Wie wäre es zum Beispiel mit einer schicken Lounge, wo man sich hinsetzen und einen frisch zubereiteten Cappuccino geniessen könnte? Gelegenheit dazu böte sich ja gleich doppelt: vor dem Test und danach beim viertelstündigen Warten auf das Resultat. Das Adliswiler Corona-Test-Café, es gäbe dem tristen Bruggeplatz definitiv echtes urbanes Flair.
Doch seien wir ehrlich: Der Herbst steht vor der Tür – und mit ihm ab Oktober die Zahlungspflicht für die Antigen-Schnelltests. Beides wird dem ach so schönen Leben auf dem Bruggeplatz einen Dämpfer versetzen.
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