Ski-WM in CortinaUnd die Schweizer fragen sich: Ergibt ein solcher Team-Event Sinn?
Rang 4, Enttäuschung, Frust. Die Schweiz startet als Titelverteidiger und geht leer aus. Überhaupt gibt der Team-Event Anlass für Diskussionen. Frankreich ist nicht mal am Start.
Vielleicht würde sich diese Frage im Schweizer Team ja niemand stellen. Wäre es so gelaufen wie an den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang, wie an der WM 2019 in Are. Nur lief es an diesem Mittwoch eben nicht so für die Equipe von Swiss-Ski, gab es nicht noch einmal Gold am Team-Event, sondern nur Rang 4.
Und deshalb also stellt man sich die Frage in den Reihen der Schweizer: Macht dieser Anlass so Sinn? Mikaela Shiffrin, Henrik Kristoffersen, Marta Bassino, Federica Brignone, das ganze französische Team: nicht am Start. Lara Gut-Behrami, Marco Odermatt, Gino Caviezel, Loïc Meillard? Nicht dabei. Ski-Grösse um Ski-Grösse winkte ab für dieses WM-Rennen in Cortina d’Ampezzo.
Michel Vion, Präsident des französischen Skiverbandes, sagt: «Unsere Besten wollten nicht teilnehmen. Weder Tessa Worley noch Clément Noël oder Alexis Pinturault. Es hätte sich nicht gelohnt, um jeden Preis teilzunehmen und dann den 11. Platz zu erreichen.»
Die grosse Krux des Team-Events
Der sportliche Wert dieses Wettkampfs, den Norwegen vor Schweden und Deutschland gewann, ist zumindest umstritten. Die Schweiz stellte mit Wendy Holdener und Semyel Bissig zwei der besten Parallelfahrer überhaupt, mit Sandro Simonet und Camille Rast aber auch zwei Athleten, die nicht unbedingt geübt sind in diesem Format. Sie hatten die undankbare Aufgabe, auf dem langsamen blauen Kurs zu fahren, sie gewannen keines ihrer Duelle. Holdener und Bissig auf dem roten dagegen alle. Trotzdem gab es keine Medaille.
Holdener läuft aus dem leeren Stadion, nachdem sie kurz bilanziert hat: «Ich war zu wenig schnell im Halbfinal und im kleinen Final, ich war etwas zu wenig geduldig, um voll durchzuziehen.» Dann, auf dem Weg nach draussen, noch die Frage: Wird dem Team-Event zu wenig Wichtigkeit beigemessen? Holdener sagt: «Ich bin lieber mit Leuten am Start, die ihr Bestes geben und für einen guten Teamspirit sorgen, als mit solchen, die denken: Ich will eigentlich gar nicht fahren, in zwei Tagen habe ich ja schon wieder ein Rennen.»
Das ist die grosse Krux: Das dichte Programm in dieser zweiten WM-Woche lässt die Medaillenfavoriten in anderen Disziplinen reihenweise absagen. Montag: Kombination. Dienstag: Parallelrennen. Mittwoch: Team-Event. Donnerstag: Riesenslalom Frauen. Freitag: Riesenslalom Männer. Samstag: Slalom Frauen. Sonntag: Slalom Männer. So war und wird es diese Woche. Es kann einem schwindlig werden.
Geht es ums Team, fehlt auch Meillard
Thomas Stauffer, Cheftrainer der Schweizer Männer, steht im Zielraum. Er sagt: «Dieses Programm macht überhaupt keinen Sinn. Wir haben mit dem Parallelrennen ja noch einen Event mehr als sonst. Und da hatten sich meine Athleten eine Chance ausgerechnet.» Also standen sie dort am Start. Meillard tat das als Favorit. Der Neuenburger gewann dann Bronze. Oder verlor Gold, weil die Pisten derart unterschiedlich waren. Doch: Geht es ums Team, fehlt auch er.
Stauffer sagt: «Mit denen, die mehrere Disziplinen fahren, haben wir einen klaren Plan gemacht. Ich kann Loïc, der am Vortag ganz klar der beste Athlet war am Berg, nicht bringen und ihm fünf Wettkämpfe in sieben Tagen zumuten. Das geht einfach nicht. Schlussendlich zählt eine individuelle Medaille halt einfach mehr.» Ein starker Fahrer wie Semyel Bissig und eine starke Fahrerin wie Wendy Holdener könnten auch reichen für den Triumph, sagt Stauffer noch. «Steht es zwei zu zwei, zählen die Zeiten.» Doch diese waren an diesem Tag nicht auf Schweizer Seite.
Gegen Goldgewinner Norwegen fehlten im Halbfinal zwei Hundertstel. Bissigs Traumfahrt reichte nicht, der Obwaldner schlug seinen Stock auf den Boden. «Natürlich habe ich mich aufgeregt», sagt der 23-Jährige, der beim einzigen Parallelrennen vor der WM in Lech-Zürs mit Rang 5 geglänzt hatte. «Aber vielleicht haben wir das nächste Mal das Glück, das nun andere hatten.» Vielleicht aber wird das Programm auch so angepasst, dass sich die Besten doch noch erwärmen können für den Team-Event. Dann wären auch die Schweizer weniger angewiesen auf Glück.
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