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Holocaust Gedenkstätte
Umstrittener Direktor

Die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem ist das grösste Holocaust-Mahnmal der Welt. Der neu nominierte Direktor des Museums, Ephraim Eitam, ist höchst umstritten.
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Die einen bezeichnen ihn als nationalreligiös, die anderen als rechtsextrem. Auf jeden Fall ist Ephraim Eitam, genannt Effi, ein rechter Hardliner. Seit bekannt wurde, dass der 68-jährige Israeli zu Jahresbeginn Direktor der weltweit grössten Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem werden soll, gibt es im In- und Ausland Proteste. In den vergangenen Tagen haben sogar Überlebende der Schoah in Israel gegen die Nominierung Eitams demonstriert.

Kritiker verweisen darauf, es mangle Eitam, der derzeit als Ölmanager tätig ist, an fachlicher Eignung. Denn Yad Vashem ist nicht nur zentrale Gedenkstätte und Museum, sondern auch eine Forschungseinrichtung, die die Erinnerung an die Ermordung von sechs Millionen Juden wachhält.

Rassistische Äusserungen

Ephraim Eitam ist durch rassistische Äusserungen gegen Palästinenser aufgefallen. 

Kritik entzündet sich zudem daran, dass der frühere Chef der nationalreligiösen Partei immer wieder mit rassistischen Aussagen Aufsehen erregt hat. «Bringt ihn in einen Garten und schiesst ihm in den Kopf», das war sein Ratschlag, als es um den Umgang mit dem palästinensischen Politiker Marwan Barghouti ging, der wegen der Anstiftung von Anschlägen in Israel eine lebenslange Haftstrafe absitzt. Der palästinensische Anführer Yassir Arafat sollte seiner Ansicht nach vor ein Tribunal geführt werden «wie einst Adolf Eichmann». Der Organisator der Judenvernichtung war nach einem Prozess in Israel hingerichtet worden.

Arabische Israelis bezeichneten Eitam als «Krebsgeschwür im Körper der Nation». Einen Staat für die Palästinenser lehnt er strikt ab. Der Vater von acht Kindern lebt in der Siedlung Nov auf den von Israel annektierten Golanhöhen.

Palästinenser zu Tode geprügelt

Beim Militär brachte Eitam es hochdekoriert bis zum Brigadegeneral. Ende der Achtzigerjahre, während der Ersten Intifada, war er als Armeekommandeur in die Schlagzeilen geraten. Vier seiner Soldaten wurden verurteilt, weil sie einen Palästinenser zu Tode geprügelt hatten. Vor dem Militärgericht gaben sie an, Eitams Befehlen gefolgt zu sein – der mit einer Massregelung davonkam.

Sechs Jahre lang sass Ephraim Eitam als Abgeordneter in der Knesset. Premier Benjamin Netanyahu brauchte damals die Stimmen der nationalreligiösen Partei und ernannte ihn dreimal zum Minister, zuständig für Infrastruktur sowie Wohnungsbau. Eitams politische Gruppierung ging später in der von Netanyahu geführten Likud auf.

Zunehmende Instrumentalisierung der Gedenkstätte zu politischen Zwecken.

Dass ein Politiker Nachfolger des seit 1993 amtierenden Historikers Avner Shalev werden soll, der mit 81 Jahren in den Ruhestand geht, bestärkt Befürchtungen von manchen der rund 800 Yad-Vashem-Mitarbeiter. Sie klagen über die zunehmende Instrumentalisierung der Gedenkstätte zu politischen Zwecken.

Rund 800 Wissenschaftler, Publizisten, Museumsdirektoren und Kuratoren aus Israel, Europa und den USA haben eine Petition unterschrieben, in der davor gewarnt wird, die Führung von Yad Vashem dem «unverhohlen rechtsgerichteten, extremistischen und historisch ungebildeten Politiker Effi Eitam» zu übergeben. Initiiert hatten das Schreiben die Kuratorin Felicitas Heimann-Jelinek und Hanno Loewy, Direktor des Jüdischen Museums in Hohenems. Zu den Unterzeichnern gehören neben den Kulturwissenschaftlern Aleida und Jan Assmann auch Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München, sowie Cilly Kugelmann, Kuratorin im Jüdischen Museum Berlin.

Eitam könnte ein Faustpfand sein.

Netanyahus Koalitionspartner Benny Gantz hat Widerstand gegen die Ernennung Eitams angekündigt. Sollte Gantz hart bleiben, muss er wohl bei anderen Personalien nachgeben. Gut möglich also, dass Eitam für Netanyahu nur ein Faustpfand ist. Netanyahu ist schon einmal damit gescheitert, Ephraim Eitam den lukrativen Posten des Direktors der israelischen Stromgesellschaft IEC zuzuschanzen. Diese Position wurde ihm mit dem Argument der fehlenden Qualifikation verwehrt.