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Massive Raketenangriffe
«Es war die Hölle in Charkiw» – die Ukraine spürt den Munitionsmangel

epa11231550 Ukrainian servicemen run near the site of a rocket attack on an industrial building in the Kholodnohirskyi district of Kharkiv, northeastern Ukraine, 20 March 2024, amid the Russian invasion. At least one person has died, and at least five others were injured after a Russian missile strike hit one of the districts of Kharkiv, the head of the Kharkiv military administration Oleh Syniehubov wrote on telegram, adding that people could be under the rubble.  EPA/SERGEY KOZLOV
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Die russischen Raketen kamen in der Dunkelheit, in der Nacht auf Freitag. Russland lancierte den grössten Angriff auf das ukrainische Energiesystem seit Beginn der Invasion. Das meldete der staatliche Netzbetreiber Ukrenerho. 151 Raketen und Drohnen flogen laut ukrainischen Angaben auf Städte wie Odessa, Dnipro oder Charkiw. Landesweit wurden mehrere Menschen getötet.

«Es war die Hölle in Charkiw», schreibt die Bewohnerin Irina Woitschuk auf der Onlineplattform X. Die zweitgrösste Stadt der Ukraine wurde schwer getroffen. Hunderttausende Menschen hatten teils weder Strom noch Wasser. Am Morgen kam es fast zu einem kompletten Blackout. Charkiw liegt nahe an Russlands Grenze. Deshalb brauchen russische Raketen teils nur etwa 30 Sekunden, bis sie einschlagen. Die ukrainische Luftwaffe kann meist nicht reagieren.

Nun hat sich die Lage noch mehr zugespitzt, wie ein Blick auf die Flugkörper zeigt, die die Ukraine gemäss eigenen Angaben eliminieren konnte. 92 Luftziele will sie abgeschossen haben, jedoch vor allem Shahed-Drohnen. Diese besitzen eine deutlich geringere Zerstörungskraft als Raketen. Und im Gegensatz zu früher konnte die Ukraine keine einzige ballistische Iskander-M oder S-400 abfangen. Auch alle Hyperschallraketen des Typs Kinschal fanden ihr Ziel, berichtet die ukrainische Luftabwehr.

Das deutet auf eine gravierende Lücke hin in der Luftverteidigung. Westliche Regierungskreise haben schon vor Wochen davor gewarnt, dass die ukrainischen Vorräte für die Luftverteidigung noch diesen Monat enden könnten. Diese Einschätzung mag übertrieben sein, aber dass die Bestände sinken, scheint wahrscheinlich. Denn im US-Kongress ist ein 60-Milliarden-Hilfspaket blockiert.

Zudem hat die Ukraine in den vergangenen Wochen Luftverteidigungssysteme an die Front verlagert. Dies, um russische Jets abzuschiessen, die mit ihren Gleitbomben, die als besonders effektiv gelten, die ukrainischen Stellungen aufreiben.Allerdings hat die Ukraine dabei mehrere Abwehrsysteme eingebüsst, darunter mindestens zwei Patriot-Abschussrampen. Ein herber Verlust.

«Schahed-Drohnen sind nicht unentschlossen»

Weshalb Russland ausgerechnet jetzt auf die Energieinfrastruktur abzielt, bleibt vorerst offen. Das russische Verteidigungsministerium sprach kürzlich von einem «Vergeltungsschlag». In den vergangenen Wochen haben ukrainische Drohnen wiederholt russische Ölraffinerien getroffen. Diese Angriffe seien so erfolgreich, schreibt die «Financial Times», dass sie zu einer Erhöhung des weltweiten Ölpreises führten. Die USA habe deshalb Kiew dazu gedrängt, damit aufzuhören. Offenbar fürchtet Präsident Joe Biden steigende Preise inmitten des amerikanischen Wahlkampfs.

Präsident Wolodimir Selenski äusserte sich bisher nicht zu dem Wunsch der US-Regierung. Stattdessen sagte er: «Es gibt keine Verzögerungen bei russischen Raketen, anders als bei Hilfspaketen für unseren Staat.» Und: «Schahed-Drohnen sind nicht unentschlossen wie manche Politiker.»

Bricht ein Staudamm?

Die russischen Raketen trafen auch das grösste verbleibende Wasserkraftwerk der Ukraine, genannt Dnipro-HES. Auch der angrenzende Staudamm stand in Flammen. Ob er bricht, ist unklar. Die Behörden kündigten an, das Risiko abzuklären. Auf Bildern in den sozialen Netzwerken ist zu sehen, wie Erdöl in den Fluss austritt. Bricht der Damm, hätte das verheerende Folgen für die Umwelt. Und das Leben Tausender Menschen wäre gefährdet.

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Derweil sorgten zwei Meldungen aus Russland für Verunsicherung. Zum ersten Mal sprach der Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag von einem «Krieg». Es habe als «Spezialoperation» begonnen, sagte er einem russischen Medium, nun aber komme es in der Ukraine wegen des «kollektiven Westens zu einem Krieg». Russland macht den Westen propagandagemäss immer wieder für den Krieg in der Ukraine verantwortlich – obwohl Russland die Ukraine überfallen hatte. Einige Beobachter vermuten, der Kreml könnte nun den ideologischen Boden für eine weitere Mobilisierungswelle schaffen.

Das kremlkritische Onlinemedium «Werstka» behauptete, Russland wolle seine Armee um weitere 300’000 Mann aufstocken. Die Vorbereitungen würden bereits laufen. Ziel sei es, dann Charkiw einzukesseln. Ob der Kreml diese Info bewusst geleakt hat, um Angst zu verbreiten, oder ob die Pläne echt sind, bleibt abzuwarten.