Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Ukraine-Blog: Fotos, Fakes und Fragen
Zwei NGO-Vertreter tot – Helfen wird immer gefährlicher

Sie gehören zu mindestens acht Mitarbeitenden von Hilfsorganisationen, die bisher im Jahr 2023 in der Ukraine getötet wurden: Die Spanierin Emma Igual und der Kanadier Anthony Ihnat.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Sie waren auf dem Weg nach Bachmut, um Zivilisten zu helfen, die ins Kreuzfeuer geraten waren. Doch am Ende gelangten sie selbst unter Beschuss: Bei einem russischen Angriff auf ein Auto der ukrainischen NGO Road to Relief (R2R) starben am vergangenen Samstag zwei Mitarbeitende. Wie die Organisation auf Social Media mitteilte, schlug gegen 11.30 Uhr eine Panzerabwehrwaffe «direkt» in das Fahrzeug ein, woraufhin sich dieses überschlug und in Flammen aufging.

Zwei der vier Freiwilligenhelfer, der Deutsche Ruben Mawick und der Schwede Johan Mathias Thyr, konnten sich schwer verletzt aus dem Auto befreien. Für Emma Igual, die spanische Direktorin von R2R, sowie den Kanadier Anthony Ihnat, kam jede Hilfe zu spät. Wie Road to Relief mitteilte, starb Ihnat noch vor Ort, von Iguals Leiche habe man nach dem Angriff «keine eindeutigen Spuren» gefunden. Mawick und Thyr konnten trotz ihrer Wunden und Verbrennungen mehrere Kilometer zu Fuss zurücklegen, wo ein ukrainisches Militärfahrzeug sie entdeckte und abholte.

Erst am späten Montagabend sei, «wie man glaubt», die Leiche von Igual von der Einschlagstelle des Angriffs geborgen worden, teilte R2R am Mittwoch mit. Die Bergung wurde laut der Mitteilung durch die Polizei- und Militärbehörden ermöglicht. Die nächsten Schritte seien nun die folgenden: «Emmas Leiche wird zur Bestätigung einem DNA-Test unterzogen. Tonkos (Ihnats) Familie und R2R bereiten Wege vor, damit er seine letzte Ruhestätte erreichen kann, wo auch immer diese sein wird.»

«Sendet mehr von allem»

Der deutsche Überlebende Ruben Mawick sprach nach der Attacke mit Journalisten des ukrainischen Portals Frontliner, das über den Krieg von der Front berichtet. Der 20-Jährige sei eigentlich «ein ganz normaler Junge», wie er den Reporten sagte. «Ich gehe gerne auf Kirmes (Chilbi, die Red.) und ans Schützenfest. Ich bin aber auch Sanitäter und habe mich dazu entschieden, hier zu helfen, weil Unrecht bekämpft werden muss.» Zurzeit befindet er sich in einem Spital, weit weg von der Front.

«Ich hoffe, ich werde kein Krüppel. Ich hoffe, ich erhalte mein Gehör zurück», so Mawick. Auch müsse man dringend mehr spenden: «Sendet mehr von allem. Mehr Panzer, mehr Material. Denn dieser Krieg ist nicht vorbei. Der Krieg wird schlimmer, Menschen sterben.» Das, was er in der Ukraine mache, sei das Richtige: «Ich hoffe, mehr Menschen kommen hierher, um zu helfen.»

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Laut einem neuen Bericht der UNO haben im Juli 2023 7,9 Millionen Menschen in der Ukraine die Dienste von humanitären Helfern in Anspruch genommen. Der Bedarf sei in den vergangenen Monaten gestiegen: «Die wahllosen Angriffe auf die Zivilbevölkerung und die zivile Infrastruktur in der Ukraine haben im Juli und August zugenommen und zu Tod, Zerstörung und Vertreibung geführt.» So haben im Juli im Vergleich zu Juni rund 600’000 zusätzliche Personen Hilfe in Anspruch genommen.

Angriffe auf Verteilungsstellen

Die Nachfrage nach humanitären Diensten steigt, doch für die Freiwilligen wird die Arbeit immer gefährlicher: «Mehr als 100 Sicherheitsvorfälle haben humanitäre Einsätze im Jahr 2023 behindert», steht im Bericht. Betroffen seien insbesondere die von Russland besetzten Gebiete. «Die Angriffe auf die Verteilungsstellen haben im Laufe des Jahres stetig zugenommen, sodass die Hilfe in vielen Fällen vorübergehend eingestellt werden musste.»

Neben der zunehmenden Unsicherheit ist auch die Finanzierung ein Problem: Bis Ende Juli haben Organisationen nur knapp über 30 Prozent der 3,9 Milliarden Dollar erhalten, die im Plan für die humanitäre Hilfe 2023 gefordert wurden. «Das behindert die Fähigkeit der Organisationen, mehr Menschen zu helfen», so der UNO-Bericht.

«Die massiven Zerstörungen haben die bereits durch den Krieg dezimierten grundlegenden Dienstleistungen, einschliesslich des Zugangs zu Bildung, Gesundheitsdiensten und Wasser, weiter beeinträchtigt», hält der UNO-Bericht weiter fest. Im Hinblick auf den beginnenden Herbst und die damit einbrechende Kälte dürfte sich die Lage in der Ukraine weiter zuspitzen.