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Totti lässt sich scheiden
Uhren verschwinden, Taschen auch: Der Rosenkrieg der italienischen Royals

Da war beim «Re» noch alles in Minne: Francesco Totti mit den Kindern und seiner Frau Ilary Blasi 2017 im Römer Olympiastadion.
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Liebe kann auch welken, das ist der Gang des Lebens. Wenn nun aber die Italiener, und die Römerinnen und Römer im Besonderen, mit Verstörung auf eine scheinbar plötzlich verwelkte Liebe schauen, dann wird man den Eindruck nicht los, dass das öffentliche Ende dieser Romanze das Land gleich ein bisschen mit entzaubert. So überrascht ist man. Klar, viele im Publikum sind auch finster fasziniert von den Verwerfungen, die sich nun offenbaren, den hinterherfliegenden Fetzen, den gestohlenen Uhren, den versteckten Designertäschchen, aber dazu später.

Die Protagonisten dieser Geschichte sind Francesco Totti, 46 Jahre alt, ehemaliger Fussballstar, eine römische Legende schon zu Lebzeiten, berühmt für seine gescheiten Füsse und seine Selbstironie. Und Ilary Blasi, 41, Moderatorin auf Silvio Berlusconis Fernsehsendern, sie führt da durch Formate wie «Big Brother» und «Isola dei famosi», wie die Sendung mit halb berühmten Menschen auf einer fernen Insel in Italien heisst. 17 Jahre lang waren die zwei ein Paar, ach was: Sie waren das Traumpaar des Landes. Im Märchen geboren, Disney auf Erden. Drei Kinder: Cristian ist 17, Isabel 6, und Chanel, ja, Chanel, ist 15.

Der König, seine Familie, sein Rom – die Symbiose war auf Ewigkeit angelegt

Eine Dynastie war das, so etwas wie die Royals Italiens. Ihr Glamour war zwar immer etwas provinziell, ihre Eleganz eine Spur prollig, ein Spiegelbild des berlusconisierten Italiens: Fussball, Starlet, Bling-Bling. «Unsere Popgötter», nannte sie die Zeitung «La Stampa». Doch die Langlebigkeit der Beziehung war schon sehr sympathisch. Schalten die Italiener den Fernseher ein, lachen Totti und Blasi aus tausend Werbespots.

So vorbildhaft kamen sie stets rüber, so konventionell, so famiglia, dass Firmen gerne mit ihnen warben: Haushaltsgeräte, Waschmittel, Volkswagen, Telecomunternehmen. Und da er, der ewige Captain der Associazione Sportiva Roma, in seiner Stadt auch als «achter König» gilt – L’Ottavo Re di Roma! –, bitte jedes Wort mit Grossbuchstaben, war der monarchische Hauch, der sie umwehte, vielleicht gar nicht so daherfabuliert.

Sie interessierte sich überhaupt gar nicht für Fussball, er war sehr verzaubert: 2005 heiraten Totti und Blasi in Rom.

Kennen gelernt hatten sie sich Anfang des Jahrhunderts, eher zufällig an einem Anlass gemeinsamer Bekannter. Sie interessierte sich überhaupt gar nicht für Fussball, er war sehr verzaubert. Die Welt erfuhr davon, als Totti nach einem Tor sein Trikot hochhob, darunter trug er ein T-Shirt mit der Aufschrift: «6 unica.» 6 klingt auf Italienisch wie: «Du bist» – «Du bist einzigartig.» Später, als die Kinder auf die Welt kamen, feierte er seine Tore jeweils mit dem rechten Daumen im Mund.

2017 beendete er seine Karriere, der Verein hatte ihn gewissermassen frühpensioniert. Er war vierzig, hätte aber wohl bis sechzig weitergespielt, wenn sie ihn nur gelassen hätten. Zum Abschied war das römische Olympiastadion voll, die Familie drehte eine unendlich lange Ehrenrunde, das Volk weinte. Der König, seine Familie, seine Stadt, die Symbiose war auf Ewigkeit angelegt.

Totti war so etwas wie der kickende Inbegriff von Treue. Wie konnte so einer seine Frau betrügen?

Im vergangenen Sommer gab das Paar dann seine Trennung bekannt. Offiziell, mit Trommelwirbel. Davor hatte man monatelang alle Gerüchte in der Klatschpresse abgestritten. Eine Neue soll er haben, hiess es beim Onlineportal «Dagospia», lange schon, eine gewisse Noemi Bocchi, die Ilary äusserlich sehr ähnlich sehe – aber wer mochte das ernsthaft glauben?

Totti war so etwas wie der kickende Inbegriff von Treue. Während seiner Karriere als Spieler widerstand er den Lockrufen vieler grosser Vereine, alle wollten ihn haben, auch Real Madrid. Aber der «Pupone», der grosse Junge, begnügte sich immer mit der fussballerischen Zweitklassigkeit Roms, gebettet in der Dankbarkeit der Fans. Wie konnte so einer seine Frau betrügen?

Als die Dementis nichts mehr brachten, wollten sich die zwei in einem gemeinsamen Communiqué ans Volk wenden, das war man diesem Volk schon schuldig. Tagelang rangen sie um die passende Formulierung, sekundiert von Beratern. Der Publikationstermin wurde mehrmals verschoben, und jede Verschiebung war den Zeitungen eine Eilmeldung aufs Handy der Leser wert. Am Ende gab es doch zwei Communiqués. Totti schrieb von einer «schmerzvollen Entscheidung». Sie war prosaischer: «Meine Ehe mit Francesco ist zu Ende.» Die Textdeuter hörten bei ihm ein Schuldeingeständnis mitschwingen, bei ihr die kalte Wut der Betrogenen.

Er zieht mit der Neuen in den Norden Roms – das geht natürlich gar nicht

Und das war erst das Präludium. Nun erfuhren die Italiener, dass Ilary ihren Francesco schon lange des Fremdgehens verdächtigt hatte. Sie setzte einen Privatdetektiv auf ihn an, im Wagen liess sie einen Tracker anbringen, so wusste sie immer, wo er hinfuhr. Über Dritte sagte sie, wenn sie erzählen würde, was sie in den vergangenen Jahren alles entdeckt habe, würde das fünfzig Familien zerstören. Er konterte, sie sei halt nicht für ihn da gewesen, als er in ein Loch gefallen sei, damals, nach dem Abschied vom Fussball.

Seit fünf Monaten sind sie nun offiziell getrennt, aber sie wohnen noch immer unter demselben Dach, in ihrem grossen Haus mit Wellnessbereich im Süden der Stadt, über das dann im Scheidungsverfahren im Februar verhandelt werden wird. Noch läuft aber am Zivilgericht von Rom eine juristische Episode, von der die Italiener nicht genug bekommen können, so unfassbar infantil wirkt sie, so gar nicht Disney. «Realityshow im Tribunal», titelte die «Gazzetta dello Sport».

Sie klaute seine Uhren, er versteckte ihre Taschen

Kaum war ihre Geschichte nämlich vorbei, liess Blasi die teuren Uhren Tottis aus dem Safe wegbringen – eine Sammlung von Rolex im Gesamtwert von mehr als einer Million Euro. Als er sich des Diebstahls gewahr wurde, versteckte er ihre Taschen von Dior, Louis Vuitton und Chanel, ihre Schuhe von Jimmy Choo, ihren Schmuck – aus Rache.

Einen Teil davon fand sie unterdessen daheim im Spa wieder, ein Schlosser brach das Schloss zum Schrank auf. Von den Rolex fehlt jede Spur. So entwickelte sich der erste Rosenkrieg mit Product-Placement. Kein Bericht, der ohne die Nennung der Marken auskäme. Sie postete neulich ein Video auf Instagram, das sie vor einem Laden von Rolex aufgenommen hatte, neckisch lächelnd, mit der Hand macht sie eine Geste: Die sind nun halt weg. Im Gericht aber geht es sehr ernst zu, die beiden sollen sich nicht einmal gegrüsst haben, als sie sich da trafen wegen der Rolex und der Täschchen.

Die Liebe der AS Roma schien Totti auch nach der Scheidung von seiner Frau gewiss. Doch jetzt ist er mit seiner Neuen in den Römer Norden gezogen – Gebiet des Rivalen Lazio Rom.

Das Heft «Chi» hat unterdessen Totti mit der Neuen erwischt, wie sie eine Küche für ihr gemeinsames Zuhause aussuchen. Sie haben schon ein passendes Plätzchen für ihre frisch blühende Liebe gefunden – im Norden Roms, und das geht natürlich gar nicht. In Roma Nord hängen die Bewohner mehrheitlich Lazio Rom an, dem anderen Verein in der Stadt, bittere Rivalen von Tottis Roma. Das ist elementare Geografie für die Römer. Und vielleicht wiegt dieser Umzug ins fussballerische Feindesland am Ende noch etwas mehr als der Betrug in der Liebe, die ist ja schliesslich vergänglich.