Eröffnungsfeier der Fussball-EMGelbe Karte für Bono
Wie fiel die Eröffnungsfeier der Euro im Pandemiejahr aus? Bescheidener oder bewusst pathetischer als sonst? Der Glotzblog hat hingeschaut.
Es ist mir ein bisschen peinlich, aber: Ich mag Eröffnungszeremonien. Egal, ob an den Olympischen Spielen oder an Fussball-Endturnieren. Nicht, dass ich komplett ergriffen wäre ob den Darbietungen. Aber die Mischung aus bombastischem Kitsch und herziger Arglosigkeit hat es mir angetan, vergleichbar mit jenem des Eurovision Song Contests. Habe ich «herzige Arglosigkeit» geschrieben? Das gilt natürlich nicht für die marschierenden Menschenblöcke und Winkelemente bei den Feiern in totalitären Staaten.
In diesem Sinn darf man diese Anlässe nicht unterschätzen: Zeige mir deine Eröffnungsshow - und ich sage dir, was du für ein Land bist. Was das für die Zeremonie eines Turniers bedeutet, das erstmals in verschiedenen Ländern ausgetragen wird? Ausserdem ist eine Eröffnungsfeier im Pandemiejahr für uns Zeremonienliebhaber natürlich besonders spannend: Fällt sie deswegen bescheiden aus? Oder erst recht pathetisch? Wird gar böög-mässig ein riesiges Corona-Virus-Modell abgefackelt?
Den Mut zu einer solchen Performance hatte man leider nicht. Stattdessen liefen die italienischen Ex-Nationalspieler Francesco Totti und Alessandro Nesta im Stadion zu Rom auf, wo die Sause stieg. Raketen aus dem mittleren Budgetrahmen schossen in den Himmel, dann wurden 24 grosse Ballons auf den Rasen gebracht, welche die teilnehmenden Länder symbolisierten. Wie an einem Kindergeburtstag. Ach, Europa.
Und weil irgendwann (an der WM in Südafrika?) die Überzeugung entstanden ist, dass Eröffnungszeremonien mit Trommeln daherkommen müssen, trommelten auch in Rom wackere Frauen und Männer - die dann an Seilen unter das Stadiondach gezogen wurden.
Opernsänger Andrea Bocelli durfte danach einen auf Champions-League-Intro machen und «Nessun dorma» ins Stadion schmettern. Und um das musikalische Potpourri abzurunden, gab es einen Popsong von U2, wobei nur zwei Mitglieder der irischen Band vor Ort waren. Sänger Bono fiel einer Covid-Regelung zum Opfer oder hatte vielleicht einfach keine Lust auf eine halbbatzige Show. Jedenfalls liess er sich als Hologramm einblenden, das über dem Stadion-Rasen waberte. «We are the people of the open hand», sang er. «The streets of Dublin to Notre Dame.»
Wer sind «wir»? Wer ist die Hand? Ist es zulässig, «hand» und «Notre Dame» zu reimen? Ich sage: Gelbe Karte für Bono. Item. Es gab dann doch noch ein Highlight: Der Matchball düste auf einem ferngesteuertem Mini-Auto auf den Rasen. Das war cool.
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