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Finanzminister lehnt Katar-Boykott ab
Ueli Maurer reist an die Fussball-WM – als bisher einziger Bundesrat

Fussballfan ohne Berührungshemmungen: Bundesrat Ueli Maurer (Bildmitte) beim WM-Qualifikationsspiel gegen Lettland 2017 in Genf.
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Wenn am 28. November Brasilien in Doha beim zweiten WM-Vorrundenspiel gegen die Schweiz spielt, wird auch Ueli Maurer im Stadion sitzen. Maurers Sprecher Peter Minder bestätigt eine entsprechende Aussage, die der katarische Botschafter in der Schweiz in einem Interview mit der Tamedia-Redaktion gemacht hatte.

Auch die Bundeskanzlei bestätigt, dass sich die Schweizer Regierung durch SVP-Bundesrat Maurer an den Weltmeisterschaften vertreten lässt. Dass aber weitere Mitglieder der Landesregierung an das Turnier reisen, sei «zurzeit nicht vorgesehen», sagt die Sprecherin, Ursula Eggenberger. 

Eggenberger fügt allerdings an, dass sich das noch ändern könne. Das sei Sache der einzelnen Departementsvorsteherinnen und -vorsteher. Sprich: Falls die Schweiz die Gruppenphase übersteht, in Viertel- oder sogar Halbfinals einzieht, ist es möglich, dass doch noch ein weiteres Bundesratsmitglied an die WM reist. «Das ist auch abhängig von den Agenden», sagt Eggenberger.

Entsprechend heisst es im Aussendepartement, «nach derzeitigem Stand» sei kein Besuch von Bundespräsident Ignazio Cassis (FDP) an der WM geplant. Das heisst: Cassis lässt sich ein Hintertürchen für eine Reise nach Katar offen.

Viola Amherd sagt definitiv ab

Ausgerechnet die Sportministerin aber schliesst eine Reise nach Katar bereits jetzt klar aus. Viola Amherd (Die Mitte) werde keinen Match vor Ort verfolgen, heisst es beim Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport. Amherd werde die Mannschaft von zu Hause aus unterstützen. Einen Grund für das Fernbleiben nennt Departementssprecher Renato Kalbermatten nicht. 

Vom Bundesrat einen Boykott gewünscht hat sich Aline Trede, die Fraktionschefin der Grünen im Bundesparlament. Sie sagt: «Es darf keine offizielle Schweizer Vertretung in Katar geben.» Denn notwendige Mindestanforderungen bei Menschenrechten und Nachhaltigkeit seien in Katar nicht erfüllt. «Die Schweiz muss hier Verantwortung übernehmen.»

In Doha tickt die WM-Uhr bis zum Start der Endrunde am 20. November.

Dass nun Ueli Maurer an die WM reist, erstaunt Trede nicht. Er habe ja nach seiner Rücktrittsankündigung auf Ende Jahr nichts mehr zu verlieren. «Ich wünsche mir aber, dass er der katarischen Regierung ein klares Bekenntnis abringt: Sie soll die im Zusammenhang mit der WM erreichten Fortschritte bei Arbeitsbedingungen und Menschenrechten auch nach dem Final beibehalten.»

Trede verlangt zudem in einem Vorstoss, dass der Bundesrat eine Strategie entwickelt, damit bei sportlichen Grossveranstaltungen die «menschenrechtliche Sorgfaltspflicht» eingehalten wird. Das sei nötig, weil die Schweiz Sitz zahlreicher grosser Sportverbände ist – darunter die Fifa und das Internationale Olympische Komitee.

An die Fussballweltmeisterschaften 2018 in Russland waren noch zwei Bundesräte gereist: Der damalige Bundespräsident Alain Berset (SP) verfolgte in Rostow am Don das Schweizer WM-Spiel gegen Brasilien. Der damalige Sportminister Guy Parmelin (SVP) besuchte in Kaliningrad den Match gegen Serbien. Und 2020 feuerte Viola Amherd im russischen St. Petersburg die Nati im Europameisterschafts-Viertelfinal gegen Spanien an.

Ueli Maurer reist übrigens nicht allein für den Fussball an den Golf. Laut seinem Sprecher Peter Minder verbindet der Finanzminister den Matchbesuch in Doha mit einer Arbeitsreise in den Nahen Osten. Er wird in der katarischen Hauptstadt zudem seinen Amtskollegen Ali Bin Ahmed al-Kuwari treffen. Bei den Gesprächen werde es um Finanz- und Steuerfragen gehen.