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Euromillions-Fieber
230 Millionen im Jackpot: Über das Glück und Unglück von Lotto­gewinnern

Zahl mit magischer Anziehungskraft: Doch die Wahrscheinlichkeit auf den Hauptgewinn ist sogar noch tiefer, als heiliggesprochen zu werden. 
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Für die Dienstagsziehung (19:30 Uhr) liegen bei Euromillions 230 Millionen Franken im Jackpot. Höher kann der Gewinn nicht mehr ausfallen, da die definierte Obergrenze erreicht ist.

Die Chancen auf den Hauptgewinn sind erwartungsgemäss gering. Die Wahrscheinlichkeit, den Jackpot zu knacken, liegt bei rund 1 zu 140 Millionen (fünf Zahlen von 1 bis 50 und zwei Sternzahlen von 1 bis 12). Trotzdem gelingt es immer wieder: Im Februar 2021 hatte ein Schweizer Spieler oder eine Schweizer Spielerin einen Megajackpot bei Euromillions geknackt. Damals gewann die glückliche Person 228 Millionen Franken.

«Die meisten können gut mit dem Gewinn umgehen»: Laut Swisslos leben sogar viele Gewinner ähnlich wie zuvor.

Doch die finanzielle Unabhängigkeit bedeutet für die Gewinner oft mehr Stress als Freiheit. Swisslos rät daher auch, den Gewinn keinesfalls publik zu machen. Als plötzlich Neureiche müssten sie erst lernen, wie man mit dem grossen Geld in der Gesellschaft auftrete, und sich ein Verhaltensskript zulegen, wenn jemand Geld von einem wolle, erklärt Sozialpsychologe Johannes Ullrich in dieser Zeitung.

Genau daran scheitern viele. Dies zeigt das Beispiel des ersten Schweizer Lottomillionärs Werner Bruni exemplarisch. Er gewann 1979 die damals astronomische Summe von 1,7 Millionen Franken – und geriet an die falschen Leute. Bruni träumte von einem eigenen «Häuschen mit Garten», stattdessen liess er sich für 1,9 Millionen Franken einen Mietwohnungsblock aufschwatzen – mit angeblich garantierter Rendite. Bruni war per sofort verschuldet. Die Verwaltung der Immobilie überforderte ihn. Am Schluss war sein Geld weg. Die Frau auch. Lesen Sie hier die gesamte Geschichte über das Schicksal von Werner Bruni.

Gewann viel, verlor mehr: Werner Bruni, Lottogewinner der Siebzigerjahre, mittlerweile verstorben.

«Wer vor dem Lottogewinn schon unglücklich war, bleibt es.»

Willy Mesmer, Mediensprecher bei Swisslos

Zahlreiche Lottogewinner sind schon an ihrem Glück zerbrochen. Sozialpsychologe Ullrich vergleicht Lottomillionäre mit Schwerverletzten. Beide würden sich im Grunde nicht in ihrer Lebenszufriedenheit unterscheiden, wenn man sie mit einer gewissen Distanz zum Ereigniszeitpunkt befrage. Beide würden von der Realität eingeholt. Der Verletzte sehe, wie viel Positives um ihn herum sei. Und der Lottogewinner sehe plötzlich alles Negative. Zum Beispiel, dass er eine Beziehungskrise hat, bei der ihm das Geld nicht hilft. Glück lässt sich eben nicht kaufen.

Das sagte auch Lotto-Vertreter Willy Mesmer, der schon etwa 750 Menschen zu Millionären gemacht hat, anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums (2019) von Swisslos in dieser Zeitung: «Wer vor dem Lottogewinn schon unglücklich war, bleibt es. Wer glücklich war, ebenso.»

So auch der Befund von Swisslos: Die Landeslotterie befragt ihre Gewinner jeweils fünf Jahre nach ihrem Gewinn und stellt fest: Die meisten leben ähnlich wie zuvor. Mesmer zieht insgesamt denn auch eine positive Bilanz: Nur bei einem von zehn, schätzt er, ginge es schief. «Die meisten können gut mit dem Gewinn umgehen.» Das Bild vom Lottomillionär, der sich ins Verderben stürzt, bestätigt er nicht.

Nicht abgeholte Gewinne

Scheinbar betrachten viele Mitspielende die Zahlenlotterie als etwas komplett Nebensächliches und bemerken gar nicht, dass ein Gewinn vorliegt. Denn praktisch bei jeder Ziehung würden Gewinne nicht abgeholt. Manchmal komme es auch vor, dass Leute ihre Quittungen auf einen Stapel Papier legten – und sie dann nicht mehr fänden, so Mesmer. Meist gehe es jedoch um kleine Summen. «Dass Millionenbeträge nicht geltend gemacht werden, passiert sehr selten.»

Dennoch: Ist dies der Fall, so wird das Geld an die kantonalen Lotteriefonds weiterverteilt und käme so hauptsächlich gemeinnützigen Projekten und damit der Allgemeinheit zugute. Seit 2019 ist ein Lotteriegewinn bis zu einer Million Franken übrigens verrechnungs- und einkommenssteuerfrei.

Wie wahrscheinlich ist ein Hauptgewinn am Freitag?

Diesen Dienstag findet die nächste Ziehung statt. Es geht wie erwähnt erneut um die riesige Summe von 230 Millionen Franken. Und wie wahrscheinlich ist es, dass der Jackpot geknackt wird? Geht man von rund 70 Millionen ausgefüllten Zetteln aus, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 40 Prozent. Und selbst bei 90 Millionen Tipps liegt die Wahrscheinlichkeit mit 47 Prozent immer noch unter 50 Prozent. Das berechnete ein Mathematiker schon bei früheren Ziehungen.

Einen todsicheren Tipp auf den Hauptgewinn gäbe es jedoch: Wer den Jackpot mit 100-prozentiger Sicherheit knacken will, muss so viele Tipps ausfüllen, wie es Möglichkeiten gibt – also knapp 140 Millionen. Rechnen würde sich das jedoch nicht. Die Kosten dafür lägen bei 490 Millionen Franken.