90. Geburtstag von Udo JürgensZum Jubiläum gibts einen unveröffentlichten Song von Udo Jürgens
Heute Montag wäre Udo Jürgens 90 Jahre alt geworden. Zum Geburtstag erscheint ein Best-of mit 90 Liedern – und im November einen virtuellen Auftritt im Hallenstadion.
- Udo Jürgens kehrt in Video im November ins Zürcher Hallenstadion zurück.
- Pepe Lienhard begleitet die Show und führt die Original-Band von 2014 an.
- Unveröffentlichtes Lied «Als ich fortging» wird dort erstmals aufgeführt.
- Tribut-Shows und TV-Dokus sollen Udo Jürgens’ Musik einem jüngeren Publikum näherbringen.
Am 7. Dezember 2014 gab Udo Jürgens im Zürcher Hallenstadion sein allerletztes Konzert. Genau zwei Wochen später war der österreichisch-helvetische Doppelbürger tot. Anfang November jedoch wird er als Videoeinspielung nach Oerlikon zurückkehren, ihn dorthin begleiten wird der Schweizer Bandleader Pepe Lienhard. «Da Capo» heisst die sinnig betitelte Show.
«Als ich von den Produzenten von ‹Da Capo› hörte, dass sie mit Udo ein ähnliches Showkonzept durchziehen wollten wie vor einigen Jahren mit Elvis, habe ich sofort zugesagt», meint der 78-jährige Lienhard. «Und habe noch am selben Tag alle Musiker angerufen, die bei Udos letzten Tournee dabei waren. Mit zwei Ausnahmen wird also die gleiche Band auf der Bühne stehen wie 2014. Das sind 23 Musiker inklusive Streicher und Chor.»
Eine einfache Reprise von Udo Jürgens letztem Bühnenprogramm werde «Da Capo» nicht sein, verspricht Lienhard. Schliesslich soll das bisher unveröffentlichte Jürgens-Lied «Als ich fortging» 2024 auch zur Aufführung kommen. Das Stück sei 1985 für das Album «Treibjagd» geschrieben worden, aber nicht verwendet, erklären Jürgens Kinder Jenny (57) und John (60), die für Presseinterviews nach Zürich gekommen sind. «Manche Songs landen nur darum in der Schublade, weil sie nicht in das Konzept eines bestimmten Projekts gepasst haben», sagt Jenny Jürgens. «Und werden später nie wieder aufgegriffen.»
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«Als ich fortging» erscheint auf der jüngst veröffentlichten Kompilation «Udo 90» mit 90 seiner grossen Hits. Der deutsche Produzent Curt Cress hat die Demoaufnahme, die seit 1985 in einem Musikarchiv in Gütersloh verstaubte, nachbearbeitet und neu arrangiert.
Digitale Nahtstellen zwischen Jürgens’ Gesangsspur und Cress’ Begleitung sind nicht erkennbar. Die Trennungsballade mit Text von Michael Kunze entwickelt dafür eine gallische Melancholie und erinnert an den grossen Jacques Brel. «Udo hat am Anfang seiner Karriere richtige Schlager geschrieben, aber auch immer die französischsprachigen Chansonniers gehört», bestätigt Pepe Lienhard. «Die Feuilletons haben aber lange gebraucht, bis sie gemerkt haben, dass er musikalisch noch viel mehr draufhatte als Schlager.»
Besuch von Prince in Zürich
Tatsächlich war Jürgens ein vielseitiger Songwriter, dessen Musik schon früh von Showgrössen wie Sammy Davis Jr., Shirley Bassey und Matt Monro aufgegriffen wurde. «Papa hatte die grosse Begabung, zeitlose Lieder zu schreiben, die man in jeder Sprache gut singen kann», sagt Jenny Jürgens. «Und die Menschen auf der ganzen Welt berührt haben.»
Sogar Prince habe den Namen Udo Jürgens gekannt, sagt John Jürgens. «Als Prince eine seiner berühmten After-Shows im Zürcher Mascotte spielte und mitbekam, dass Udo Jürgens ein paar Stockwerke höher im gleichen Haus am Bellevue wohnt, fuhr er mit dem Lift zu seiner Wohnung hoch. Leider war Udo nicht da, als Prince an seine Haustür klopfte. Dass er Prince verpasst hat, hat ihn sehr geärgert.»
Udo Jürgens lebte ab 1977 in Zürich, wo Jenny und John einen Teil ihrer Jugend zuerst an der Aurorastrasse, dann am Bellevue verbrachten. Zu seiner Wahlheimat habe der berühmte Vater ein inniges Verhältnis gehabt, versichert John. «Er war fasziniert von der kulturellen Vielfalt, die Zürich auszeichnet. So besuchte er regelmässig Kunstgalerien, Jazzclubs im Niederdorf und sogar die Rote Fabrik. Uns hat er auch an ein Konzert mit Al Jarreau im Kongresshaus mitgenommen. All diese verschiedenen Sachen haben ihn sehr interessiert.»
2024 tritt Udo Jürgens wieder im Hallenstadion auf. Pepe Lienhard ist sich der Herausforderung bewusst, die sich ihm als Bandleader stellt. «Auf der Bühne stand ich mit Udo in engem Blickkontakt, die Rhythmusgruppe hat ihm auf die Tasten geschaut, falls er einen Song oder eine Passage ausschmücken wollte. Jetzt, wo Udo von der Videoleinwand kommt, geht das natürlich nicht mehr. Darum brauchen wir Musiker ein Metronom, einen sogenannten Click-Track, an dem wir uns rhythmisch orientieren können.»
«Als ich fortging», «Udo 90» und «Da Capo» sind Teil einer sorgfältig angelegten Kampagne mit Tribut-Shows und Fernsehdokus, die Udo Jürgens’ Musik einem grösseren und auch jüngeren Publikum näherbringen soll. Jenny und John sind offen für alles, was diesem Zweck dient. Auch für Dance-Remixes im Stile des holländischen DJ Junkie XL, der Elvis Presley mit «A Little Less Conversation» 2002 zu seinem grössten postumen Welthit verhalf.
«Es kommt ganz darauf an, was uns auf dieser Reise noch alles begegnet», sagt Jenny Jürgens. «Wir werden aber nur Sachen veröffentlichen, die Papa gefallen hätten. Oder wie ‹Als ich fortging› aufgrund ihrer Qualität einfach veröffentlicht werden müssen.»
Udo Jürgens: «Udo 90», Sony Music. «Da Capo», 10. November, 19 Uhr, Hallenstadion Zürich.
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