«Der lätscht Fall»Achtziger-Nostalgie und Abenteuer-Sehnsucht: «Tschugger» ist ein Kinohit
Die Filmversion der Walliser Polizeiserie ist nach «Bon Schuur Ticino» die zweiterfolgreichste Schweizer Produktion des Jahres. Jetzt kommt der letzte Fall ins Fernsehen.
Sie wollen ja immer gross herauskommen, die beiden Walliser Polizisten Bax und Pirmin, die am liebsten im «Beverly-Hills-Cop-Modus» unterwegs sind.
Mit der vierten und letzten Staffel «Der lätscht Fall» haben sie es zumindest in den Schweizer Kinos geschafft: Die Filmversion ist mit gut 83’600 Zuschauerinnen und Zuschauern die zweiterfolgreichste Schweizer Produktion in diesem Jahr. Übertroffen nur von «Bon Schuur Ticino» (über 370’000).
Zum Vergleich: Die Fortsetzung «Joker: Folie à deux» erreichte bislang rund 95’000 Besucherinnen und Besucher. Die Zahlen hätten die Erwartungen übertroffen, sagt «Tschugger»-Produzentin Sophie Toth. Es seien offenbar viele Leute ins Kino gekommen, die sonst nicht so oft gehen würden.
Das hat mit der «Tschugger»-Fangemeinde zu tun – aber auch mit Binge-Watching-Abenden, die zu früheren Staffeln organisiert wurden und innert kurzer Zeit ausverkauft waren. Die 5 Folgen à 30 Minuten der vierten Staffel ergeben zweieinhalb Stunden Laufzeit im Kino. «Viele Kinofilme sind heute ja drei Stunden lang», so Toth. Im Unterschied zur Fernsehversion fallen im Kino die zusätzlichen Gags aus Vor- und Rückschau weg.
«Der lätscht Fall» dreht sich um eine verkohlte Leiche im Kofferraum, um die Jagd auf einen minderjährigen Sprayer und den Wunsch nach einem Rapsong-Hit dank US-Support. Ausserdem: Racletteofen-Folter, ein Tesla-Verschnitt und viel durchdachter Klamauk. «Tschugger» ist ja immer so filmisch wie sorgfältig gemacht. Das lässt sich gut auf die Kinoleinwand übersetzen.
Die transatlantische Beziehung – Bax und Pirmin werden zu Beginn von einem US-Kongressausschuss befragt – wirkt nach der Wahl von Donald Trump fast ein bisschen veraltet. Aber es steckt sowieso viel 80er-Nostalgie und Amerika-Sehnsucht in der vierten Staffel.
Konsequent temporeich
Es ist die Kindheit von Millennial-Regisseuren; Floppy-Disks, rudimentäre Videogames und der Traum vom coolen Leben im langweiligen Dorf. Bubenzeug, bei dem aber zum Glück genügend Frauenfiguren den Ton angeben.
So endet «Tschugger» konsequent temporeich. Die Bilder vermitteln die Aufregung des Actionkinos, die Erzählung ist inspiriert von den Verwicklungen und dem Humor der Prestigeserien. Aber die Sympathie bleibt beim Eigenen: Die Welt ist das Wallis, und jedes Abenteuer hat seinen Ort.
Jedenfalls rasen Bax und Pirmin im Fluchtauto auch dann nicht in den Rebberg hinein, wenn sie sonst keinen anderen Ausweg mehr sehen («die haben nur Spezialitäten!»). Im Hollywood-Countdown von «Tschugger» gibts eben mehrere Dringlichkeiten, und wer die Welt rettet, kann auch den feinen Petite Arvine retten.
Die vierte Staffel kann man ab 17. 11. auf Play SRF streamen. Auf SRF 1 ab 24. 11.
Fehler gefunden?Jetzt melden.