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Zollstreit mit USA
Bei diesen Gütern ist die Schweiz verwundbar

Frau neben Nespresso-Werbung am Nestlé-Hauptsitz in Vevey, 20. Oktober 2016.
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In Kürze:
  • Trump plant Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte in die USA.
  • Die Schweizer Pharmaindustrie könnte durch Zölle Anreize zur Auslagerung erhalten.
  • Die Medtechbranche sieht stärkere Auswirkungen durch lokale Konkurrenz in den USA.
  • Die Schweiz importiert vor allem Dienstleistungen aus den USA.

US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, alle Stahl- und Aluminiumimporte in die USA mit Zöllen von 25 Prozent zu belegen. Diese Zölle treffen die Schweiz kaum. Ganz anders sieht es aus bei seinen wiederholten Drohungen betreffend weitere Zölle für die Europäische Union und andere Länder sowie spezielle Zölle auf Pharmazeutika.

Die USA sind für Schweizer Exporte ein wichtiger Markt. Im letzten Jahr gingen rund 19 Prozent aller Warenexporte dahin  – vor allem Medikamente, Maschinen, Geräte, Präzisionsinstrumente und Uhren. 

Neue Zölle hätten über vier verschiedene Kanäle Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft, wie Ökonomen der Grossbank UBS in einer aktuellen Analyse untersucht haben:

  • Direkte kurzfristige Auswirkungen über höhere Preise für Schweizer Produkte in den USA würde die Wettbewerbsfähigkeit von Schweizer Exporten verringern. 

  • Die Zölle könnten langfristig zur Folge haben, dass die Unternehmen weniger in der Schweiz und mehr in den USA investieren. «Dieser Kanal hat wahrscheinlich das grösste Schadenspotenzial für die Schweiz», stellen die UBS-Ökonomen fest.

  • US-Zölle auf die europäische Exportindustrie haben indirekt negative Auswirkungen auf deren Schweizer Zulieferer.

  • Indirekt werden neue Zölle, vor allem wenn sie viele Branchen betreffen, das Wachstum in Europa bremsen. Schon heute kämpft die Schweizer Industrie mit Problemen, weil die Nachfrage aus Deutschland und dem übrigen Europa schwach ist.

Pharma, Medtech und Maschinen am stärksten betroffen

Bei Pharmaprodukten hat die Schweiz einen hohen Handelsbilanzüberschuss gegenüber den USA. Die Branche ist deshalb anfällig für Zölle. Rund ein Drittel der Pharmaexporte geht in die USA. Weil Medikamente wenig preisempfindlich sind, dürften Zölle die Nachfrage kurzfristig wenig reduzieren. Aber längerfristig könnte sich der Anreiz für Pharmafirmen vergrössern, ihre Produktion und die für die Schweiz sehr wichtige Forschung und Entwicklung in die USA zu verschieben.

Die USA entwickelten sich in den letzten Jahren für die Uhrenindustrie zum wichtigsten Handelspartner. Trotzdem schätzen die UBS-Ökonomen die Risiken gering ein: Die Nachfrage nach Luxusuhren ist wenig preisempfindlich. 

Schwerwiegender dürften die Auswirkungen auf die Medtechbranche sein. Bei den Präzisionsinstrumenten geht ein Viertel der Exporte in die USA. Und dort treffen die Schweizer Exporte auf starke inländische Konkurrenz, die durch Zölle einen Wettbewerbsvorteil erhalten. 

Ähnlich ist die Situation in der Maschinenindustrie. Hier gibt es jedoch Exporteure, die sehr spezialisiert sind und Preiserhöhungen verkraften können, während andere gegen die US-Konkurrenz ins Hintertreffen geraten würden. Dazu kommt, dass viele Schweizer Exporteure Zulieferer der europäischen Industrie sind und von Zöllen gegen die EU indirekt betroffen wären. Das gilt beispielsweise für die Zulieferer der Automobilindustrie.

Weil 30 Prozent der Lebensmittelexporte in die USA gehen, wäre die Branche von Zöllen stark und direkt betroffen. Hier geht es besonders um Nespresso, Schokolade und Käse. 

Trump will mit Zöllen vor allem die Länder mit Handelsbilanzüberschüssen treffen. Dazu gehört auch die Schweiz: Sie exportiert mehr Waren in die USA, als sie von dort importiert.

Aber diesem Überschuss von rund 22 Milliarden Dollar steht ein Defizit bei Dienstleistungen von rund 20 Milliarden Dollar gegenüber, besonders solche der grossen Techfirmen. So betrachtet ist die Handelsbilanz recht ausgeglichen, wie die UBS feststellt.

Das könnte ein wichtiger Ansatzpunkt der Schweiz für die Gespräche mit Trumps Handelsbeauftragten sein.