Kongresswahlen in den USATrump verliert in Texas
Ex-US-Präsident Donald Trump hasst Niederlagen. Jetzt hat eine von ihm unterstützte Kandidatin eine ansonsten unbedeutende Kongressnachwahl in Texas verloren. Das kratzt am Ego.
Der Plan von Ex-US-Präsident Donald Trump ist nicht aufgegangen. Seine Kandidatin konnte sich am Dienstag überraschend nicht durchsetzen. Jake Ellzey gewann hingegen die heiss umkämpfte Nachwahl um den Sitz des verstorbenen Kongressabgeordneten Ron Wright in Texas mit knapp sechs Prozentpunkten Vorsprung auf Wrights Witwe, Susan Wright.
Ron Wright hatte den sechsten Wahlbezirk von Texas im November erneut gewonnen, war dann aber im Februar nach einer Krebs- und einer Covid-Erkrankung gestorben. Trump hatte sich danach festgelegt, Ron Wrights Witwe zu unterstützen, die sich entschlossen hatte, das Erbe ihres Mannes fortzusetzen.
Für Trump ist Susan Wrights Niederlage ein herber Rückschlag. Seine ganze Macht, sein ganzer Einfluss, den er auf die Grand Old Party ausübt, lebt von der Annahme, dass er nur seinen Daumen über einen Kandidaten heben oder senken muss, und schon wird dieser gewählt oder eben nicht. Diese Annahme hat jetzt einen sichtbaren Kratzer bekommen.
Wrights Sieg schien zunächst sicher
Dass die Republikaner den sechsten Wahlbezirk vor den Toren von Dallas gewinnen würden, war absehbar. Seit 1983 hat kein Demokrat mehr den Bezirk in Washington vertreten. Mitte Mai fand die erste Nachwahlrunde statt. Aus der ging dann völlig überraschend ein rein republikanisches Duell hervor. Die drittplatzierte Demokratin Jana Lynne Sanchez verpasste ihre Chance auf eine Stichwahl um wenige Hundert Stimmen.
Politisch liegt nicht mal ein Strassengraben zwischen Wright und Ellzey. Beide bedienten das Wahlvolk mit einem stramm konservativen Angebot. In diesem Wahlkampf ging es nicht um Inhalte. Es ging darum, wer von wem unterstützt wurde. Weshalb heikle Themen wie Trumps «Big Lie», die grosse Lüge vom gestohlenen Wahlsieg, gar nicht erst angefasst wurden.
Mit Trumps Unterstützung schien Wrights Sieg zunächst so gut wie sicher. Es war schon erstaunlich genug, dass sie aus der Wahl im Mai zwar als Erstplatzierte, nicht aber als absolute Siegerin hervorging. Sie hatte in einem breiten Feld mit mehr als 20 anderen Kandidaten nur 20 Prozent der Stimmen geholt. Ellzey lag knapp sechs Prozentpunkte dahinter.
«Stark» in Einwanderungsfragen
Ellzey hingegen, ein ehemaliger Kampfpilot der Navy, hatte die Unterstützung hochkarätiger Republikaner aus Texas. Einige von ihnen mit engen Verbindungen zu Trump. Rick Perry etwa, ein früherer Gouverneur von Texas, war Trumps erster Energieminister. Und einer der wenigen Kabinettsmitglieder, die sich nicht mit Trump verkracht haben.
Für die Bundespolitik ist die Wahl eher bedeutungslos. An den Mehrheitsverhältnissen im Kongress ändert das Ergebnis nichts. Dennoch hat sich Trump in der Endphase des Wahlkampfs verstärkt für Wright eingesetzt. Vor allem wohl in dem Wissen, dass eine Niederlage dazu beitragen könnte, seinen Machtanspruch zu untergraben. Er pries Wright als «stark» in Einwanderungsfragen. Und versprach, sie werde Steuern senken. Und zwar noch weiter «als wir». Noch am Montag erklärte Trump öffentlich seine Unterstützung für Wright und nahm sich die Zeit, virtuell an einem ihrer Auftritte teilzunehmen.
Trumps Kampagnenorganisation «Make America Great Again Action» spendete 100’000 Dollar für Wrights Wahlkampf. Ellzey aber gelang es, mit 1,7 Millionen Dollar mehr als doppelt so viele Wahlkampfspenden einzunehmen wie Wright. Das schon hätte ein Warnzeichen sein müssen.
Viel Zeit bleibt Ellzey nicht
Obwohl sich Wright und Ellzey politisch so nah sind, war es ein schmutziger Wahlkampf. Ellzey etwa wurde von Wrights Seite vorgeworfen, ein «Never Trumper» zu sein, ein Republikaner, der immer schon gegen Trump war. Die einzige bekannte Basis für den Vorwurf war die Spende eines Trump-Gegners an seine Kampagne.
Ellzey wiederum liess nichts unversucht, seine Nähe zu Trump unter Beweis zu stellen. Er liess ein Video produzieren, in dem angebliche Trump-Fans ihm ihre Stimme zusichern. Zweimal habe Ellzey für Trump gestimmt, erklärte einer seiner engsten Unterstützer, der Abgeordnete Dan Crenshaw. Auch er ein glühender Trump-Verteidiger. Trumps Ex-Minister Perry ging direkt auf Wright los. Auf einer Wahlkundgebung für Ellzey sagte er an Wright gerichtet: «Wenn du diese Wahl auf derart üble Weise gewinnen willst, dann will ich dich nicht als meine Abgeordnete.»
Viel Zeit bleibt Ellzey jetzt nicht, seinen unwahrscheinlichen Sieg über Trumps Wunschkandidatin zu feiern. Spätestens zum Jahreswechsel beginnt der Wahlkampf für die Zwischenwahlen im November kommenden Jahres. Die Vorwahlen sind für den ersten März angesetzt. Gut möglich, dass Trump aus lauter Rachelust einen Gegenkandidaten für Ellzey aufruft. Susan Wright wird das sicher nicht. Trump hasst Verlierer.
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