Tech-Mogule unterstützen TrumpWie das Silicon Valley zum Kraftzentrum der Rechten wurde
Die Zeit, als Big Tech für anti-elitäre Gegenkultur stand, ist vorbei. Heute ist man Donald Trump in ideologischer Wahlverwandtschaft verbunden.
Donald Trump ist zum zweiten Mal ins Weisse Haus gewählt worden – und das mit freundlicher Unterstützung von Big Tech. Tesla-Chef Elon Musk, der in der Wahlnacht um 13 Milliarden Dollar reicher wurde, hat seine Plattform X in eine Propaganda-Maschinerie umgebaut: Das Gros der (überwiegend demokratischen) Belegschaft wurde gefeuert, der Algorithmus so getunt, dass er Pro-Trump-Beiträge priorisiert. Der selbst ernannte «Freie-Rede-Absolutist» sieht in seinem Feldzug gegen das «woke Virus» in Trump einen Bruder im Geiste.
Als der Arabische Frühling 2011 die Diktatoren aus ihren Palästen fegte, war von einer «Twitter-Revolution» die Rede. Gut eine Dekade später hat das Werkzeug dabei mitgewirkt, einen Mann zurück ins Amt zu bringen, der von sich sagt, er wäre gern «für einen Tag» Diktator. Folgt auf die Twitter-Revolution nun die digitale Konterrevolution?
Musk ist nicht der einzige Tech-Mogul, der Trump im Wahlkampf unterstützt hat. Auch sein alter Kompagnon Peter Thiel, mit dem er zusammen den Bezahldienst Paypal gegründet hat, trommelte für den früheren US-Präsidenten. Der libertäre Investor, der Wokeness mit Wahhabismus gleichsetzt und die europäische Datenschutzverordnung mit der Berliner Mauer verglich, gehörte bereits im Präsidentschaftswahlkampf 2016 zu Trumps Beratern.
Die einflussreichen Investoren Marc Andreessen und Ben Horowitz haben ebenfalls einen Millionenbetrag an die Trump-Kampagne gespendet. Und auch der Milliardär David Sacks, der früh in Unternehmen wie Facebook, Palantir und Twitter investierte und der berüchtigten «Paypal-Mafia» angehörte, ist zu Trump übergelaufen, nachdem er zuvor gefordert hatte, der frühere US-Präsident müsse nach dem Sturm auf das Capitol disqualifiziert werden.
Trumps Apokalypse-Warnungen gefallen Musk und Co.
Die Tech-Bros sehen in Trump nicht nur einen useful idiot, der ihre Steuersenkungs- und Deregulierungsforderungen (unter anderem im Bereich der Krypto-Währungen) ins Werk setzt, sondern einen Verbündeten, der ihnen in seiner Misogynie, Egozentrik und Apokalyptik auch ideologisch nahesteht. Wenn Trump vom Dritten Weltkrieg schwadroniert, den nur er glaubt verhindern zu können, hallt dieses Echo in der Weltuntergangsstimmung des Silicon Valley besonders laut nach. Und wenn die KI die Menschheit angreift, würde Trump wahrscheinlich in Musks Cybertruck einsteigen und in Thiels Bunker flüchten.
Das Silicon Valley, einst der Hort der Hippies und anti-elitären Gegenkultur, deren Anhänger wie Stewart Brand, Timothy Leary und Steve Jobs an die emanzipatorische Kraft der Computertechnik glaubten, ist zum Kraftzentrum einer konservativen Bewegung geworden. Die Contrarians befürworten das, was die Hippies einst bekämpften: Elitismus, Virilität, Leadership. Musk will das Recht auf Fortpflanzung lediglich klugen Menschen zugestehen: Nur wer intelligent ist, solle Kinder kriegen.
Dieser krude Biologismus ist anschlussfähig an extremistische Strömungen wie die white supremacists, die die Weissen für überlegen halten – und zu Trumps Wählerreservoir gehören. So wie Trump die Welt in Gewinner und Verlierer aufteilt, besteht das Weltbild des Silicon Valley aus Einsen und Nullen. Trump ist derjenige, der die Allmachtsfantasien eines technologischen Autoritarismus am Ende exekutieren könnte.
Adrian Lobe ist Politikwissenschaftler und freier Publizist.
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