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Spick auf der Trinkflasche
Der englische Goalie wusste genau, in welche Ecke Akanji schiessen wird

epa11463316 goalkeeper Jordan Pickford of England saves the penalty of Manuel Akanji of Switzerland during the penalty shootout at the UEFA EURO 2024 quarter-finals soccer match between England and Switzerland, in Dusseldorf, Germany, 06 July 2024.  EPA/ANNA SZILAGYI
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Schär? Rechts antäuschen, nach links hechten. Amdouni? Warten, nach links hechten, tief. Okafor? Warten, dann auch nach links. Duah? Warten, dann reagieren. Vargas? Ebenfalls. 

So sah die Liste aus, die am späten Samstagabend die Runde machte, fein säuberlich angebracht auf der Trinkflasche von Jordan Pickford, dem englischen Goalie. Fast alle Schweizer Nationalspieler hat er aufgelistet, für fast alle hat er einen Plan bereit. Und zum Schweizer Ärger geht dieser Plan einmal besonders gut auf.

«Dive left», steht da bei Manuel Akanji, «nach links tauchen» also. Und genau da schiesst der Schweizer Verteidiger auch hin. Pickford wehrt ab, es ist die einzige Parade, die er in diesem Penaltyschiessen braucht, weil all seine Kollegen gegen Yann Sommer treffen. 5:3 lautet das Endresultat, Pickford ist der Held, Akanji kann einem nur leidtun. 

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Und wie sieht es bei den anderen Schweizer Schützen aus? Nun, bei Fabian Schär täuscht Pickford tatsächlich an, allerdings verwechselt er die Seiten, denn Schär schiesst genau so wie angenommen, nach links aus Goaliesicht. Ebenso Xherdan Shaqiri, Pickford ist in der richtigen Ecke, kommt aber nicht ran. Zeki Amdouni, bei ihm hat sich Pickford einiges überlegt, verlädt den Goalie als einziger Schweizer, er schiesst in die Mitte. 

Die Flasche, auf der alles steht, was Englands Goalie Jordan Pickford gegen die vier Schweizer Penaltyschützen machen muss: «Nach links hechten» gegen Akanji, «Rechts antäuschen, nach links hechten» gegen Schär, «Nach links hechten» gegen Shaqiri und «Warten, nach links hechten, tief» gegen Amdouni.

Für Vincent Sierro, den fünften Schweizer Schützen, der nach den fünf englischen Treffern nicht mehr anzutreten braucht, nahm sich Pickford vor, nach rechts zu springen. 

Dass Goalies sich für die Penaltyentscheidungen einen Plan zurechtlegen, ist nicht neu. Spätestens seit Jens Lehmanns berühmtem Zettel mit den Vorlieben der argentinischen Spieler bei der WM 2006 weiss das die ganze Fussballwelt. Auch Yann Sommer wird sich so oder so ähnlich auf das Penaltyschiessen vorbereitet haben. Er sprang am Samstagabend bei Ivan Toneys Versuch in die richtige Ecke, kam aber knapp nicht an den Ball.

Auf Widmer wäre er nicht vorbereitet gewesen

Oft wird bei Penaltyschiessen von Lotterie oder Zufall gesprochen. Vorlieben aber haben die meisten Spieler, und die werden von den Trainerteams genauestens studiert. Kommt hinzu, dass die Schützen ihren Plan im Kopf haben, wenn sie zum Punkt schreiten. Sich spontan umzuentscheiden, das kommt meist nicht gut.

Wohl auch dank der akribischen Vorbereitung kommt Pickford auf eine beachtliche Quote. 4 von 14 Penaltys hat er bei Endrunden gehalten. Alle Goalies, die zwischen 1990 und 2012 im englischen Tor standen, kommen auf 2 gehaltene Schüsse bei 36 Versuchen der Gegner.

Pickford kann es nach der Partie mit der Gewissheit sagen, im Halbfinal zu stehen: «Ich dachte eigentlich, diese Flasche gut versteckt zu haben. Habe ich offensichtlich nicht.» Nicht auf seiner Liste standen übrigens Silvan Widmer, Leonidas Stergiou und Nico Elvedi – da sind wohl keine Vorlieben bekannt. Vielleicht hätten sie Pickford ja überraschen können.