Trumps Anti-Corona-StrategieTreffen ohne Maske? Im Weissen Haus ganz normal
So unbekümmert verhielt sich Donald Trump trotz Corona bei öffentlichen Auftritten, Regierungsmeetings im Oval Office und Pressekonferenzen.
Vier Wochen vor der US-Präsidentenwahl haben sich Amtsinhaber Donald Trump und First Lady Melania mit dem Coronavirus angesteckt. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für Trumps Regierung. Doch der US-Präsident hat sich bereits seit Beginn der Pandemie kaum an die Corona-Regeln gehalten.
«Die Nachricht ist verstörend, aber nicht überraschend», sagt Dr. Sanjay Gupta, medizinischer Korrespondent von CNN. Das Virus sei hochansteckend, es sei ihm egal, wer man sei. «Wirklich überwältigend für mich ist, dass im höchsten Amt des Landes kaum Vorsichtsmassnahmen getroffen wurden. Es galt eine sehr laxe Haltung, es gab enge Kontakte, es gab Treffen.»
In der Öffentlichkeit trägt Trump meistens keine Maske. Das Weisse Haus begründete dies damit, dass der Präsident und sein Umfeld regelmässig auf das Coronavirus getestet würden. Trumps Sprecherin, Kayleigh McEnany, bezeichnete das Tragen von Masken im Juni als «persönliche Entscheidung».
Auch bei seinen letzten öffentlichen Auftritten verzichtete Trump auf Einhaltung der Corona-Massnahmen. Nur sechs Tage vor der Bekanntgabe seiner Ansteckung nominierte der US-Präsident die Richterin Amy Coney Barrett für den Supreme Court. Bei der Pressekonferenz im Rosengarten des Weissen Hauses hielten sich Trump und Barrett nicht immer an den von Gesundheitsbehörden empfohlenen Abstand. Weder sie noch ihre Begleitpersonen trugen Schutzmasken.
«Der Rosengarten war an diesem Tag überfüllt mit Leuten», sagt ABC-Korrespondent im Weissen Haus, Jonathan Karl. «Die Menschen standen Schulter an Schulter. Niemand trug eine Schutzmaske. Aber das ist dort normal.»
Wie US-Medien berichten, soll der US-Präsident auch bei persönlichen Treffen mit Beratern und Mitgliedern seiner Regierung auf Schutzmasken verzichtet haben. So war Vizepräsident Mike Pence am Dienstag mit dem Präsidenten im Oval Office, nach den geltenden Regeln müsste er wohl in Quarantäne, sagt Dr. Sanjay Gupta auf CNN.
Ebenfalls am Dienstag nahm Trump am ersten TV-Duell gegen seinen Kontrahenten Joe Biden teil. Im Zentrum stand unter anderem die Corona-Krise. «Aber keiner von Trumps Beratern oder seiner Familie trug während der Debatte eine Maske», schildert Jonathan Karl die Situation vor Ort. «Es ist fast wie ein Ehrenorden für den Präsidenten und sein Team, dass sie nur selten mit einer Maske gesehen werden.»
«Ich trage die Maske nicht wie er.»
Trump machte sich auch lustig darüber, dass Biden wegen der Pandemie in der Öffentlichkeit stets eine Maske trägt. «Ich trage die Maske nicht wie er. Jedes Mal, wenn man ihn sieht, trägt er eine Maske. Er könnte 60 Meter entfernt von mir sprechen. Er würde mit der grössten Maske aufkreuzen, die man je gesehen hat», sagte der US-Präsident.
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Nur Stunden bevor die Ansteckung des Präsidenten und der First Lady bekannt wurde, verkündete Trump auf Twitter, dass sich seine enge Beraterin Hope Hicks mit dem Coronavirus infiziert hatte.
Hicks begleitete den Präsidenten noch am Mittwoch zu einer Wahlkampfveranstaltung in Duluth, Minnesota. Für seine Unterstützer galt eine Maskenpflicht – der US-Präsident trat ohne Maske vor sein Publikum. Hicks sei es in Minnesota jedoch nicht gut gegangen, und sie sei noch während des Rückflugs in der Air Force One unter Quarantäne gestellt worden, berichtet Bloomberg.
Mitarbeitern des Weissen Hauses sei seit Mittwochabend bekannt, dass sich Hicks angesteckt habe, berichtete die «New York Times». Eine CNN-Reporterin berichtet, dass das Weisse Haus mit Sicherheit am Donnerstagmorgen von ihrer Infizierung wusste.
In einer Videobotschaft sagte Trump noch am Donnerstag, dass das Virus bald besiegt sei. Ebenso reiste der US-Präsident am Donnerstag nach New Jersey, um an einer Spendenveranstaltung im Trump National Golf Club in Bedminster teilzunehmen. Es ist unklar, ob sich Trump und die Anwesenden dort an die Corona-Regeln hielten.
Anfang Mai war bekannt geworden, dass sich die Pressesprecherin von Vizepräsident Mike Pence, Katie Miller, angesteckt hatte. Ende Juli wurde der Nationale Sicherheitsberater im Weissen Haus, Robert O’Brien, positiv getestet.
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