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Sechs Fragen und Antworten
Trumps positiver Corona-Test: Folgen, Gesundheit, Worst Case

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«Das ist eine schockierende Wendung. Wir sind einen Monat von der Wahl entfernt und die Quarantäne dauert im Minimum 14 Tage. Da er positiv ist, könnte er länger ausfallen. Und die Situation könnte sich noch mehr zuspitzen», sagt der ABC-Korrespondent im Weissen Haus, Jonathan Karl. In der Nacht teilte US-Präsident Donald Trump mit, dass er und seine Frau positiv auf das Virus getestet wurden (zur Nachricht).

Wie geht es den Trumps?

Zur Gesundheit des Präsidenten meint ABC-Korrespondent Jonathan Karl: «Trump ist nicht nur wegen der bevorstehenden Wahlen in einer ungünstigen Situation. Er ist Mitte 70. Er ist nicht dafür bekannt, einen aktiven Lebensstil zu pflegen. Er treibt nicht wirklich Sport. Das ist ein lähmender Moment für den Präsidenten und das Land.»

«Wenn Trump schwer erkrankt, muss Mike Pence für ihn einspringen – auch im Wahlkampf. In 14 Tagen wäre eine TV-Debatte zwischen Trump und Biden. Der Präsident wird dann aber vielleicht noch in Quarantäne sein. Niemand weiss nun, wie es weitergeht», sagt ABC-Journalistin Cecilia Vega.

War in den Wochen des Wahlkampfs immer unterwegs, mal mit, mal ohne Maske: Donald Trump mit First Lady Melania hier auf einem Luftwaffenstützpunkt. 

Bis jetzt scheine der Präsident keine Symptome zu haben, sagt CNN-Moderator Brian Stelter. Er habe ihn kurz zuvor reden gehört, er habe geklungen wie immer. Gemäss «New York Times»-Reporterin Maggie Haberman soll Trumps Stimme in den letzten Tagen hingegen heiser geklungen haben. Die Ärztin Dr. Leana Wen sagt auf CNN, es könne bis zu einer Woche dauern, bis das Präsidentenpaar Symptome entwickle.

«Die Nachricht ist verstörend», sagt Dr. Sanjay Gupta, medizinischer Korrespondent von CNN , «aber nicht überraschend». Das Virus sei hochansteckend, es sei ihm egal, wer man sei. «Wirklich überwältigend für mich ist, dass im höchsten Amt des Landes kaum Vorsichtsmassnahmen getroffen wurden. Es galt eine sehr laxe Haltung, es gab enge Kontakte, es gab Treffen.» Das sei schon immer eine Sorge gewesen. Statistisch gesehen habe der Präsident eine hohe Chance, sich komplett von Covid-19 zu erholen.

Wer könnte nun in Gefahr sein?

Eine Frage die jetzt in den USA wieder gestellt wird: Könnte Donald Trump seinen Kontrahenten Joe Biden beim TV-Duell vor wenigen Tagen angesteckt haben? Zwar standen die beiden Kandidaten in Abstand zueinander, doch Trump schrie teilweise in Bidens Richtung. Wie Dr. Jennifer Ashton auf ABC News erklärt, gilt der 1,8 Meter weite Abstand zwischen Trump und Biden als sicher. «Aber es gibt viele Dinge, die wir über das Virus noch nicht wissen», sagt Ashton. «Zudem haben wir Zuschauer nur einen Teil des Abends miterlebt. Wir wissen nicht, was Trump und Biden in den Werbepausen getan haben. Ob sie sich näher gekommen sind. Wir wissen auch nicht, wie gut die Belüftung in dem Raum war. Es gibt also viele Faktoren, die auch eine Ansteckung von Joe Biden begünstigt haben könnte.»

Dr. Jennifer Ashton auf ABC News: «Aber es gibt viele Dinge, die wir über das Virus noch nicht wissen».

Vizepräsident Mike Pence war am Dienstag mit dem Präsidenten im Oval Office, nach den geltenden Regeln müsste er wohl in Quarantäne, sagt Dr. Sanjay Gupta auf CNN. Er sei gespannt, wie man im Weissen Haus damit umgehe. Das Contact Tracing sei wichtig. Es stellten sich nun Fragen: Wer war in der Nähe des Präsidenten, wem hat er die Hand geschüttelt? «Es geht um die Führungspersonen des Landes.»

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Auf Twitter wünscht Pence Präsident Donald Trump rasche Genesung. «Karen und ich senden unsere Liebe und Gebete an unsere lieben Freunde Präsident Donald Trump und First Lady Melania Trump», schrieb Pence auch im Namen seiner Ehefrau Karen am Freitag auf Twitter. «Wir schliessen uns den Millionen quer durch Amerika an, die für die volle und schnelle Genesung beten. Gott segne Sie, Präsident Trump & unsere wundervolle First Lady Melania», schrieb Pence.

Wie wirkt sich Trumps Erkrankung auf den Wahlkampf aus?

Welche Auswirkungen auf den Wahlkampf werden erwartet? «Das Testresultat ist ein Game Changer. Der Präsident hat Joe Biden mehrfach angegriffen, weil bei seinen Auftritten Maskenpflicht galt. Trump selber trug in der Öffentlichkeit nur wenige Male eine Maske. Er sagte immer, dass die Pandemie sehr bald vorbei sein wird. Aber nun kann er diese Krankheit nicht mehr herunterspielen», so Karl von ABC weiter.

Der positive Corona-Test habe das Potenzial, den Wahlkampf Trumps zu beeinträchtigen, sagte Sean Callow, Währungsstratege bei Westpac. «Er hat eine Menge am laufen, und das ist eine Unterbrechung. Ausserdem schadet ihm der positive Test, weil er gegen die ganze Einschätzung spricht, dass man sich eigentlich keine Sorgen machen muss – er bringt die Corona-Krise zurück in den Mittelpunkt.»

Die UBS hält derweil weiterhin an ihrer Prognose zum Ausgang der US-Wahl fest. «Das hat sich nicht geändert. Wir gehen in unserem Basis-Szenario davon aus, dass Biden das Rennen macht», sagt der UBS-Chefvolkswirt für die Schweiz, Daniel Kalt. Insbesondere ein schwerer Krankheitsverlauf könne die Chancen für Trump schmälern - nämlich dann, wenn er wichtige Auftritte in den besonders umkämpften sogenannten Swing-States kurz vor der Wahl am 3. November nicht wahrnehmen könne. «Da touren die Kandidaten noch kräftig rum, um die letzten Stimmen auf ihre Seite zu ziehen. Insofern ist das ein Handicap für Trump», sagt Kalt. Derzeit sei der Verlauf der Infektion aber nicht absehbar. Zudem habe Trump zuletzt stark aufgeholt. «Man darf ihn nicht abschreiben», so Kalt.

Wie wirkt sich der Test auf die Corona-Politik der USA aus?

Die CNN-Analysten debattieren darüber, ob das nun eine Wende in der Coronapolitik wird. Es sei ein schrecklicher Weckruf, sagt Carl Bernstein, Politanalyst auf CNN. Es sei ein definierender Moment, es habe die Präsidentschaft verändert. «Werden wir nun anfangen zu tun, was die Wissenschaftler sagen?», wirft er ein.

«Der Präsident wusste schon lange von der Gefährlichkeit der Krankheit», sagt Dr. Sanjay Gupta dazu. Jetzt sei er direkt betroffen und könne sich nicht verstecken. Das Weisse Haus müsse nun komplett transparent sein, zum Beispiel betreffend Symptome. «Wir haben gesehen, wie die Krankheit Boris Johnson verändert hat, nicht nur gesundheitlich, sondern auch in seiner Denkweise.»

Wie reagieren die Finanzmärkte?

«Es wird sehr interessant sein zu sehen, ob der Dollar in dieser Situation immer noch ein ‘Sicherer Hafen’ bleibt oder ob die Anleger nun zum Yen wechseln. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir schon einmal an einem vergleichbaren Punkt waren», meint Experte John Authers für Bloomberg Daybreak.

An den Börsen gingen die Kurse weltweit auf Talfahrt, auch der Ölpreis gab nach. Der Franken, der in unsicheren Zeiten als Fluchtwährung gefragt ist, legte hingegen zu. Grund dafür war die Verunsicherung vieler Anleger, ob und inwieweit die Erkrankung von Trump Folgen für den Wahlkampf hat. Das hänge nun wesentlich vom Verlauf ab, sagt Marktstratege Claude Zehnder von der Zürcher Kantonalbank. «Bei einem schweren Verlauf, würde der Fahrplan für die US-Präsidentschaftswahl mit Fragezeichen behaftet.» Dann sei unklar, ob der vorgegebene Rhythmus eingehalten und die TV-Debatten durchgeführt werden könnten. «Der Wahlkampf ohne Trump wäre ein ganz anderer», sagt Zehnder.

Bei einem leichten Verlauf sei hingegen nicht mit grossen Änderungen zu rechnen. «Aber vielleicht schärft es das Bewusstsein der Familie Trump im Umgang mit dem Virus etwas», sagt Zehnder. Er rechnet damit, dass sich die Hektik an den Finanzmärkten relativ rasch wieder legt.

Entscheidend dafür sei jedoch auch, wie stark sich das Virus im weissen Haus verbreitet habe. «Ich nehme an, dass jetzt viele Leute getestet werden im Umfeld von Trump», sagt Zehnder.

Worst-Case-Szenario: Wie geht es jetzt weiter?

Es gibt auch Einschätzungen, dass sich die News auf die nationale Sicherheit auswirken könnte: «Es ist ein Worst-Case-Szenario», sagt Miles Taylor, Ex-Mitarbeiter im Heimatschutzministerium während der Trump-Regierung. «Wir sollten uns Sorgen machen. Vizepräsident Mike Pence muss sich nun auf den Fall vorbereiten, dass er übernehmen muss.» Eine weitere Sorge sei, dass Gegenspieler der USA das nutzen könnten, um das Vertrauen der Bevölkerung in die Wahlen zu erschüttern.

Samantha Vinograd warnt auf CNN: «Das ist ein «Code Red» für die US-Regierung. Dies könnte der gefährlichste Moment sein, mit dem die US-Regierung jemals konfrontiert war.» Die CNN National Security Analystin fährt fort: «Es fühlt sich so surreal an, als ob wir gerade eine Folge der Serie ‘Homeland’ sehen würden. Der Präsident der Vereinigten Staaten ist an einem tödlichen Virus erkrankt. Er muss in Quarantäne. Er ist nicht mehr in der Lage, seine Aufgaben vollständig zu erfüllen. Und basierend auf der Anzahl von Personen, die er täglich trifft - ohne eine Maske zu tragen - ist es nur logisch, dass auch andere hochrangige Mitglieder der Regierung möglicherweise infiziert sind. Die Regierung der USA ist in diesem Moment extrem angreifbar.»

Die Vertretungsregelung für einen vorübergehend nicht geschäftsfähigen US-Präsidenten wurde erst in den 1960er Jahren formalisiert. Im 25. Zusatz zur US-Verfassung, 1967 von Präsident Lyndon B. Johnson unterzeichnet, ist unter anderem festgehalten, dass die Geschäfte vom Amtsinhaber dem Vize-Präsidenten übergeben werden können – für einen bestimmten Zeitraum, oder bis auf Widerruf.

Sollte ein Präsident nicht willens oder in der Lage sein, seinen Ausfall selbst zu regeln, können der Vize-Präsident und eine Mehrheit der Kabinettsmitglieder dem Kongress anzeigen, dass der Vize die Amtsgeschäfte übernimmt. Dies ist allerdings seit Inkrafttreten des Amendments noch nicht vorgekommen.

Der Verfassungszusatz regelt auch die Nachfolge für den Fall des Todes, Rücktritts oder einer Amtsenthebung: Dann hat der bisherige Vize-Präsident alle Vollmachten.

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Podium: Donald Trump ist der umstrittenste Politiker der Gegenwart. Im November stellt er sich der Wiederwahl. Wie sind seine Chancen? Wie ist seine Bilanz? Wird ihn Joe Biden schlagen? Und vor allem: Was bedeutet es für die USA und die Welt, wenn Trump vier weitere Jahre regiert? Darüber debattieren: Elisabeth Bronfen, Anglistikprofessorin an der Universität Zürich, Christof Münger, Ressortleiter International beim Tages-Anzeiger, Markus Somm, Publizist. Sonntag, 18. Oktober 2020, Kaufleuten, Pelikanplatz, Zürich. Türöffnung 19.00 Uhr, Beginn 20.00 Uhr. Ermässigter Eintritt mit Carte blanche.

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