Brief an den BundesratTouristiker wollen Schweizer Covid-Zertifikat für Inder und Chinesinnen
Geimpfte Gäste aus wichtigen Märkten wie China und Indien sollen ohne Benachteiligungen Ferien in der Schweiz machen können – doch manche Impfstoffe sind nicht anerkannt.
Am Mittwoch beschliesst der Bundesrat voraussichtlich die Zertifikatspflicht für Restaurants, Kinos und Fitnesscenter. Doch nicht nur der verärgerte Wirteverband Gastro Suisse versucht sich vor der wegweisenden Sitzung der Landesregierung noch Gehör zu verschaffen, sondern auch der Schweizer Tourismus.
In einem Brief vom 3. September, der dieser Zeitung vorliegt, appelliert der Wirtschaftszweig an den Bundesrat, «möglichst zeitnah eine einfache und pragmatische Lösung für die Anerkennung aussereuropäischer Zertifikate in die Wege zu leiten».
Den Brief unterschrieben haben Philipp Niederberger, Direktor des Schweizer Tourismusverbands, und Martin Nydegger, Direktor der Marketingorganisation Schweiz Tourismus. Damit intervenieren die beiden wichtigsten Tourismusorganisationen des Landes direkt beim Bundesrat.
Gleichberechtigung bei Zertifikaten
Die Touristiker fordern von der Landesregierung, dass alle Impfstoffe, welche die Weltgesundheitsorganisation anerkennt, «zu einem Schweizer Covid-Zertifikat berechtigen». Das Zertifikat solle sowohl eine quarantänefreie Einreise in die Schweiz erlauben als auch den Zutritt zu Orten, wo eine Zertifikatspflicht herrsche.
Bislang ist es so, dass ein Schweizer Zertifikat für Geimpfte nur dann ausgestellt wird, wenn der Hersteller des Impfstoffs hierzulande zugelassen ist. Dazu gehören aktuell Moderna, Pfizer/Biontech und Johnson & Johnson.
Benachteiligt werden laut Tourismusbranche vor allem Gäste aus den wichtigen Fernmärkten China, Indien, Arabien und Südamerika. Gerade Touristen aus diesen Gebieten seien überlebenswichtig, um den gebeutelten Städte- und Geschäftstourismus in der Schweiz wieder anzukurbeln.
Für Kinder aus dem aussereuropäischen Raum schlagen die Tourismusorganisationen ausserdem folgende Regeln vor: Gäste bis zu 18 Jahren sollen ohne Impfung einreisen können, solange sie von einer geimpften erwachsenen Person begleitet werden. Jugendliche von 16 bis 18 Jahren müssen zusätzlich einen negativen Test vorweisen. Unter 16 Jahren ist kein Test nötig.
Ein Sprecher von Schweiz Tourismus sagt, die Branche habe ihre Anliegen aufgrund von Rückmeldungen ihrer Niederlassungen vor Ort an den Bundesrat gerichtet.
Derzeit erlauben Impfstoffe von neun Herstellern eine erleichterte Einreise in die Schweiz. Sie sind entweder von der Arzneimittelbehörde Swissmedic, der Europäischen Arzneimittelagentur oder der Weltgesundheitsorganisation zugelassen worden.
Ausländische Touristen, die mit Produkten anderer Hersteller geimpft sind, können indes nur unter strengen Bestimmungen wie Quarantänepflicht in die Schweiz einreisen – obwohl sie eigentlich ein Covid-Zertifikat vorweisen können.
Impfungen aus Indien und China
So haben China und Indien eigene Impfstoffe entwickelt. Allerdings gibt es Zweifel an der Wirksamkeit, weshalb sie in der Schweiz und in der Europäischen Union nicht zum Einsatz kommen. Die Weltgesundheitsorganisation hingegen hat das indische Covishield und die chinesischen Varianten Sinopharm, Sinovac und Cansinobio anerkannt. Somit sind sie für eine Einreise in die Schweiz gültig.
Zwei weitere Unternehmen aus China und eines aus Indien warten jedoch noch darauf, von der Weltgesundheitsorganisation als Hersteller von Impfstoffen zugelassen zu werden.
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