Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Toter Schweizer im Iran
Teheran lieferte der Schweiz «ungenaue Angaben zur Identität»

Weisses Gebäude mit Säulen, umgeben von Bäumen und einem Teich im Vordergrund.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk
In Kürze:
  • Ein Schweizer starb im Iran in einem Gefängnis.
  • Teheran gab den Schweizer Behörden zunächst einen falschen Namen an.
  • Das EDA erklärt, Ignazio Cassis sei erst am Todestag des Schweizers über den Fall informiert worden.
  • Der Tote stand angeblich unter Spionageverdacht, soll aber als Tourist im Land gewesen sein.

Nachdem ein Schweizer in einem iranischen Gefängnis verstorben ist, wird nun klar, dass der Iran den Schweizer Behörden zunächst einen falschen Namen mitgeteilt hat. Das berichtet der «SonntagsBlick». Der Schweizer reiste offenbar im Oktober 2024 von Afghanistan in den Iran ein und wurde im November verhaftet. Nach Angaben des Schweizer Aussendepartements (EDA) wurde die Botschaft erst am 10. Dezember darüber informiert.

Dabei sei nicht klar gewesen, um welche Person es sich handle. «Die iranischen Behörden haben ungenaue Angaben zur Identität der inhaftierten Person gemacht, sodass erst am 31. Dezember 2024 klar war, dass es sich tatsächlich um einen Schweizer Staatsangehörigen handelte», zitiert der «SonntagsBlick» das EDA.

Der Fall warf die Frage auf, warum Aussenminister Ignazio Cassis nach Bekanntwerden der Inhaftierung des Schweizers nichts unternahm, um ihn freizubekommen. Am 9. Januar soll sich dieser schliesslich im Gefängnis das Leben genommen haben.

Dazu schrieb das EDA dem Bericht zufolge, Cassis und sein Generalsekretär Markus Seiler seien erst am Todestag des Schweizers über den Fall informiert worden. Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) wollte sich der Zeitung gegenüber nicht äussern: «Zum Schutz seiner operativen Tätigkeiten äussert sich der NDB grundsätzlich nicht zu allfälligen einzelnen Fällen.»

Ende Januar schrieb das EDA, die Schweizer Botschaft in Teheran habe sich nach Bekanntwerden der Verhaftung im Dezember um Zugang zum Inhaftierten bemüht. Aufgrund der Spionageanschuldigungen sei der Schweiz allerdings kein konsularischer Zugang gewährt worden.

Tourist unter Spionageverdacht

Beim verstorbenen Schweizer handelt es sich um einen 64-Jährigen, der als Tourist im Iran unterwegs gewesen war. Dem EDA zufolge wohnte er seit knapp 20 Jahren nicht mehr in der Schweiz und lebte zuletzt im südlichen Afrika.

Anfang Dezember wurde der Mann von den iranischen Behörden wegen «Verdachts auf Spionage» verhaftet. Laut iranischen Medien soll er «Bodenproben in einem sensiblen Gebiet» gesammelt haben, das zuvor von israelischen Luftangriffen betroffen war.

Anfang Januar erklärte der Iran, der Schweizer habe im Gefängnis Semnan im Osten des Landes Suizid begangen.

Verdacht der «Geiseldiplomatie»

Das Regime in Teheran ist international bekannt dafür, Touristen aus westlichen Ländern mit konstruierten Vorwürfen und falschen Anschuldigungen zu inhaftieren. So sprach denn auch Amnesty International im Zusammenhang mit dem Fall von einer Art «Geiseldiplomatie». Mit den verhafteten Personen werde Druck auf westliche Länder ausgeübt, um beispielsweise iranische Staatsbürger aus Gefängnissen freizubekommen.

Der Fall des 64-jährigen Touristen ist nicht der erste tödliche Vorfall in Zusammenhang mit Schweizer Staatsangehörigen im Iran. Im Mai 2021 wurde die Diplomatin Danielle H. (Name geändert) vor einem Hochhaus in Teheran tot aufgefunden. Sie war stellvertretende Leiterin des Schweizer Büros für Auswärtige Interessen. Ein Strafverfahren der Bundesanwaltschaft wegen Verdachts auf ein Tötungsdelikt wurde im vergangenen November eingestellt – beim Todesfall handle es sich am ehesten um einen Suizid, hiess es. Die Todesursache konnte allerdings nicht restlos geklärt werden.

Die Mullahs würden die Schweiz «vorführen», schreibt der «SonntagsBlick» zum aktuellen Fall. Dies sei besonders deswegen stossend, weil die Schweiz die Interessen des Iran über Schutzmandate vertrete. So würde etwa der diplomatische Kontakt zwischen US-Präsident Donald Trump und den Mullahs über die Schweiz laufen.

Und die Zeitung doppelt nach: Auch dass die Schweiz nach dem Tod von Mahsa Amini auf Sanktionen verzichtet habe, führe offenbar nicht zu Dankbarkeit. Wer glaube, Teheran würde sich dafür erkenntlich zeigen, sehe sich eines Besseren belehrt. Der Fall von Amini hatte 2022 im Iran Unruhen ausgelöst. Die EU verfügte Sanktionen, die Schweiz wollte sich nicht anschliessen.