EDA verlangt «lückenlose Untersuchung»Der Schweizer, der in Iraner Gefängnis starb, war ein 64-jähriger Tourist
Ein Mann aus der Schweiz wurde Anfang Dezember vom iranischen Regime wegen «Verdacht auf Spionage» verhaftet. Sein Tod in Haft wirft viele Fragen auf.
- Ein Schweizer starb in einem iranischen Gefängnis.
- Der 64-jährige Tourist wurde wegen Spionageverdacht Anfang Dezember verhaftet.
- Die Schweizer Botschaft in Teheran bemühte sich um Aufklärung und Rückführung.
- Nun fordert das Aussendepartement detaillierte Informationen, wie es zum Tod des Schweizers kam.
Am Donnerstagnachmittag machte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) publik, dass ein Schweizer Staatsangehöriger in einem iranischen Gefängnis ums Leben gekommen ist. Nach Angaben der iranischen Behörden soll der Mann in Gefangenschaft angeblich Suizid begangen haben. Nun liefert das EDA weitere Erkenntnisse zum Vorfall.
Beim Schweizer soll es sich um einen 64-jährigen Mann handeln, der als Tourist im Iran unterwegs war. Seinen Wohnsitz hat er bereits seit knapp 20 Jahren nicht mehr in der Schweiz, er lebte zuletzt im südlichen Afrika. Der Mann wurde Anfang Dezember von den iranischen Behörden wegen «Verdachts auf Spionage» verhaftet. Laut iranischen Medien soll er angeblich «Bodenproben in einem sensiblen Gebiet» gesammelt haben, das zuvor von israelischen Luftangriffen betroffen war. Das Regime in Teheran ist allerdings international bekannt dafür, Touristen aus westlichen Ländern mit konstruierten Vorwürfen und falschen Anschuldigungen zu inhaftieren.
Amnesty International spricht in diesem Zusammenhang von einer Art «Geiseldiplomatie». Mit den verhafteten Personen wird Druck auf westliche Länder ausgeübt, um beispielsweise iranische Staatsbürger aus Gefängnissen freizubekommen. Die Haftbedingungen im Iran sind für Betroffene grausam, wie ein damals 66-jähriger Schweizer im Juli 2021 gegenüber dieser Redaktion schilderte.
Die iranischen Behörden informierten die Schweizer Botschaft in Teheran am 10. Dezember 2024, dass sie den 64-jährigen Mann gefangen halten. Seither stand die Botschaft laut dem EDA in täglichem Kontakt mit den iranischen Behörden, um mehr Informationen zu den Umständen der Verhaftung und Zugang zum inhaftierten Schweizer zu erhalten. Aufgrund des Spionagevorwurfs sei der beantragte konsularische Zugang während der Voruntersuchungsphase jedoch nicht gewährt worden.
EDA rät von Reisen in den Iran ab
Die Schweiz fordert von den iranischen Behörden nun detaillierte Informationen über die Gründe der Festnahme und eine lückenlose Untersuchung zu den Umständen seines Todes. «Oberste Priorität hat ausserdem die Rückführung des Leichnams in die Schweiz», sagt EDA-Sprecher Valentin Clivaz. Die Rückführung solle in den nächsten Tagen erfolgen. «Das EDA betreut die Angehörigen des Verstorbenen im Rahmen des konsularischen Schutzes», so Clivaz weiter.
Laut dem Bund befinden sich im Moment keine weiteren Schweizer Staatsangehörigen in iranischer Haft. Die Schweizer Behörden raten schon seit Mitte 2022 von Reisen in den Iran ab.
Der Fall des 64-jährigen Touristen ist nicht der erste tödliche Vorfall eines Schweizer Staatsangehörigen im Iran, der Fragen aufwirft. Am 4. Mai 2021 wurde die Diplomatin Danielle H. (Name geändert) tot vor einem Hochhaus in Teheran gefunden. Sie war stellvertretende Leiterin des Schweizer Büros für Auswärtige Interessen in der iranischen Hauptstadt und wohnte im 17. Stock des besagten Gebäudes.
Teile der Leiche fehlten
Wegen Verdachts auf ein Tötungsdelikt eröffnete die Bundesanwaltschaft kurz nach ihrem Tod ein Strafverfahren gegen unbekannt. Anfang November dieses Jahres – also dreieinhalb Jahre später – wurde es wieder eingestellt. Laut der Einstellungsverfügung geht die Bundesanwaltschaft davon aus, dass es sich beim Todesfall am ehesten um einen Suizid handelt.
Wie Recherchen dieser Redaktion zeigen, konnten die Ermittlungsbehörden die Umstände ihres Todes aber nicht restlos klären. Das lag auch daran, dass bei der Obduktion der Leiche Teile fehlten. Gehirn, Herz, Niere und Teile der Wirbelsäule blieben im Iran zurück. Allerdings fanden Mitarbeitende der Schweizer Botschaft in Teheran in der Wohnung von Danielle H. in der Zwischenzeit auch Hinweise, die auf ein Suizidszenario deuten. Aus forensischer Sicht bleibt die Todesursache aber weiter ungeklärt.
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