Nachruf auf Zirkuslegende GastonDen Löli zu spielen, hat ihn nie gestört
Im Zirkus war er Spassmacher. Gaston Häni war aber viel mehr als der dumme August. Nun ist der Clown 72-jährig gestorben. Er war der letzte seiner Art.
«I’m sorry wäge vorigs», sagte er, wenn ihm in einer Nummer wieder mal etwas passiert war, was nicht hätte passieren sollen. Ein klassischer Satz für einen Clown, dem immer wieder ein Ungeschick in der Manege passiert. Für Gaston Häni, der im Zirkus den dummen August spielte, war es eine Lebensrolle. «Den Löli zu spielen, hat mich nie gestört», sagte er einmal.
Er war viel mehr als ein Löli. Gaston Häni, der stets als «Gaston» auftrat, stammte aus einer grossen Zirkusfamilie. Sein Vater war Flieger am Trapez, seine Mutter arbeitete unter anderem mit Elefanten. Und sein Onkel war Jakob «Jean» Andreff, der berühmte Clown, der im Circus Knie auftrat. Er wurde zu seinem Vorbild – wie übrigens auch für Dimitri.
Mit vier Jahren schon stand Gaston als kleiner Clown auf der Bühne für einen Zirkus in Spanien, in die Schule ging er aber brav in Zürich und Winterthur. Im Militär machte er das Kalb. Sein Metier aber lernte er in der Manege: in der hauseigenen Arena Orealis mit Mutter, Schwester und Stiefvater, dann im Circus Nock und Circus Royal.
Ein Clown verdient nicht viel
1972 engagierte ihn der Circus Knie als Reprisenclown, bald wurde Rolf Knie sein Partner. Die erste Nummer war das Wasser-Clownentree, zusammen mit dem Weissclown Pipo Sosman. Es war der Beginn einer grossen Karriere. 1977 wurden die beiden ans Zirkusfestival von Monte Carlo eingeladen und von Fürst Rainier für ihre Nummer «Boxkampf» ausgezeichnet.
«Ich wollte eigentlich nicht berühmt werden», sagte Gaston Häni in einem Interview. Das entspreche nicht seinem Charakter. Sein «Gaston» aber wurde recht berühmt. Natürlich für den Satz: «Mir isch glich.» Der Satz stammt aus den frühen Knie-Zeiten. Er brauchte ihn später nur, wenn der Satz zum Kontext passte. Aber das Publikum wartete natürlich nur darauf. Sags noch mal, Gaston.
Berühmt war er besonders für seine Art der Clownerie: «Immer sauber bleiben. Keine Brutalität. Kalauer nicht unter der Gürtellinie.» Eben ein Spassmacher mit roter Nase und viel zu grossen Schuhen, der durch die Manege stolpert. Er sagte auch, dass solche Clowns leider eine aussterbende Art seien. Und dass ein Clown nicht viel verdiene.
Er war eben der klassische dumme August. Frech, ungeschickt in seiner Rolle, aber alles blieb im fröhlichen Rahmen. Die Kinder liebten seine Nummern. Die Erwachsenen wurden mit ihm zum Kind. Und er nahm sein Metier ernst. Es ärgerte ihn sehr, wenn etwas auf der Bühne nicht klappte. «Dann denke ich immer: Das Publikum sieht es. Das haut mich jedes Mal auf den Boden.»
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Auch ausserhalb des Zirkusses gab er eine gute Figur ab: Gaston Häni machte mit Rolf Knie Theater, er spielte das Clownstück «Wir machen Spass» im Zürcher Schauspielhaus. Und trat in manchen Filmen auf: «Hotel», «Die Grafen», «Der Schokoladenschnüffler». Eine Gastrolle im «Tatort» war auch dabei.
Nach der Trennung von Rolf Knie gingen seine Wege im Zirkus weiter. 1992 gab er sein Zirkus-Comeback im Zirkus Fliegenpilz, es folgte eine Saison im Roncalli. Soloauftritte hatte er im Österreichischen Nationalzirkus, auch im Circus Royal. Kein Zirkus, der ohne ihn auskam.
Er war kein trauriger Clown. «Man kann nicht komisch sein, wenn man keinen Humor in sich hat», sagte er in einem Interview. Manche, wie sein späterer Bühnenpartner Roli Noirjean, haben den Weg zur Clownerie durch Gaston gefunden: «Gaston hat mich zum Lachen gebracht. Da müssen keine Hosen fallen. Er kann die Leute mit Wortwitz, Gestik und Mimik zum Lachen bringen.»
Gaston und Roli traten zuletzt im Circus Conelli auf, vielleicht passte kein Clownpaar besser zu diesem Zirkus, der im Winter auf dem Zürcher Bauschänzli gastiert: Die beiden hatten hier einen Lebensvertrag. Unvergessen ihre Nummer als Dick und Doof, sie spielten in einer eigenen Klasse. Seit der ersten Ausgabe auf dem Zürcher Bauschänzli war Gaston Häni dabei. «Mein Vater hat ihn geholt», sagt Robin Gasser, der quasi mit Gaston aufgewachsen ist. Gaston sei der beste Komiker der Welt gewesen. Als Clown war er einer der letzten seiner Art.
Vor einigen Jahren wurde Gaston sesshaft, verkaufte seinen Wohnwagen. Seit über 30 Jahren wohnte er in Arbon TG. Am Mittwoch ist er gestorben, er wurde 72 Jahre alt. Er hinterlässt eine Lebenspartnerin und drei erwachsene Kinder.
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