Ticker 2. Wahlgang Ständerat ZürichMoser feiert mit Kindern und sagt: «Es war ein anstrengender Wahlkampf»
Der Kanton Zürich hat heute seine zweite Vertretung in den Ständerat gewählt. Tiana Moser (GLP) setzt sich mit einem Vorsprung von 47'000 Stimmen gegen Gregor Rutz (SVP) durch. Wir berichten live.
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Zusammenfassung des Wahlsonntags
Tiana Moser (GLP) holt im zweiten Wahlgang um den vakanten zweiten Ständeratssitz 206’493 Stimmen, Gregor Rutz (SVP) 159’328 Stimmen.
Schon nach der ersten Hochrechnung am Sonntagmittag war klar: Die GLP-Politikerin Tiana Angelina Moser erobert den Sitz. Am Schluss erzielte sie 47'000 Stimmen mehr als ihr Gegenkandidat Gregor Rutz von der SVP. Für die GLP wertete diesen deutlichen Sieg als «Sensation».
Viele Landgemeinden stimmten zwar für Rutz, aber doch weniger als erwartet. Überraschend ist etwa, dass in grossen Seegemeinden wie Horgen oder Meilen Moser dominierte. Auch im Säuliamt schwang Moser obenaus. Moser hätte selbst ohne die Stimmen von Zürichs Stadtkreisen die Wahl geschafft. Deshalb ist kein klarer Stadt-Land-Graben erkennbar.
Die SVP gibt der FDP die Schuld für die Wahlschlappe. Ihre Wählerbasis habe Gregor Rutz zu wenig geschlossen unterstützt.
Mit Tiana Angelina Moser hat die GLP wieder eine Vertretung im Ständerat. Zuletzt gelang dies Verena Diener. Sie sass von 2007 bis 2015 für die Partei in der Kleinen Kammer.
Die Wahl von Moser steigert auch den Frauenanteil in der Kleinen Kammer. 16 der 46 Sitze nehmen Frauen ein. Damit liegt der Frauenanteil neu bei fast 35 Prozent.
Im Nationalrat rückt für Moser ein Mann nach. Der Zürcher Gemeinde- und Kantonsrat Patrick Hässig erbt ihren Sitz.
Den ersten Sitz hat sich Daniel Jositsch (SP) bereits am 22. Oktober im ersten Wahlgang gesichert.
Vielen Dank, dass Sie den Wahlsonntag auf unserem Kanal mitverfolgt haben. Einen geruhsamen Sonntag und bis zum nächsten Mal.
Mit ihren vier Kindern auf der Bühne
Tiana Angelina Moser feiert ihren Wahlsieg mit ihren vier Kindern im Cabaret Voltaire. Wobei: Ihr Töchterchen aus der Beziehung mit dem Berner SP-Nationalrat und Bundesratskandidat Matthias Aebischer findet das alles, dem Gähnen zu entnehmen, grad eher etwas ermüdend.
Moser bedankte sich zuerst bei den vielen Menschen, die zum Wahlerfolg beigetragen hätten: Wahlkampfhelferinnen und -helfer aus der Partei, die bei Wind und Wetter auf die Strasse gingen, aber auch die Unterstützerinnen und Unterstützer von SP und Grüne.
Moser schilderte einen anstrengenden Wahlkampf. «Das Familienumfeld wird bei solch einem Wahlkampf unweigerlich hineingezogen, ob es das will oder nicht», sagte Moser, und bezog sich dabei wohl auf einen Artikel der «Weltwoche»: Diese hatte Moser als «Teilzeit-Zürcherin» dargestellt, weil ihr Partner, der SP-Nationalrat Matthias Aebischer, in Bern lebt. Es habe aber auch sehr schöne Momente gegeben, sagte Moser, etwa wenn fremde Menschen sie zum Kaffee eingeladen hätten. Die grosse Unterstützung aus der Partei habe sie immer wieder aufs Neue berührt.
Zuvor war Moser in der Gasse vor dem Cabaret Voltaire in der Zürcher Altstadt mit viel Jubel empfangen worden.
Für die GLP ist dieser Wahlsonntag ein grosser Tag. Sie hat nun wieder eine GLP-Vertretung im Ständerat. Zudem rückt der Polit-Senkrechtstarter Patrick Hässig in den Nationalrat nach.
Man sei guter Dinge gewesen, aber einen Wahlsieg in dieser Deutlichkeit habe niemand erwartet, sagte die Co-Präsidentin der Kantonalpartei Corina Gredig. Wie deutlich es war, beschrieb ihr Präsidiumspartner Nicola Forster: «Ich bin heute um 10 vor 12 Uhr wählen gegangen. Da kam auch schon die erste Hochrechnung, welche die 200’000 Stimmen für Tiana Moser voraussagten.»
An der Wahlfeier waren auch der Noch-Präsident der nationalen Grünen Balthasar Glättli und seine Partnerin SP-Nationalrätin Min Li Marti anwesend.
SVP-Widmer: «Resultat ist eine Katastrophe!»
Die SVP verdaut ihre Wahlschlappe ihres Kandidaten Gregor Rutz im Hotel Krone in Zürich Unterstrass. Es sind allerdings nicht so viele SVP-Vertreterinnen und -Vertreter anwesend. Rico Vontobel, SVP-Schulpfleger aus Maur, hat dafür eine Begründung. «Dass wir hier jetzt so wenige sind hängt mit dem Ustertag zusammen. Dort sind heute die meisten Amtsträger der SVP», sagt er. Vontobel begründet das Resultat von Rutz mit der mangelnden Unterstützung der FDP und der Mitte.
Camille Lothe, Präsidentin der Stadtzürcher SVP, begründet die Niederlage mit der mangelnden Unterstützung in den Seegemeinden. «Wenn die Seegemeinden geschlossen für Rutz gestimmt hätten, hätte es vielleicht gereicht», sagt sie. Aber die Mehrheit der Stimmbevölkerung am See habe Moser gewählt. Aus ihrer Sicht hat es eine Rolle gespielt, dass sich die Bevölkerung eine Frau gewünscht habe im Ständerat. «Ich hätte es spannend gefunden, wenn zwei Frauen mit ähnlichen Profilen im Rennen gewesen wären.»
Trotzdem sei es richtig gewesen, dass Rutz kandidiert habe. Er habe im ersten Wahlgang viel besser abgeschnitten als Regine Sauter. Sie findet es auch schade, dass man soviel über das Geschlecht der Kandidatinnen und Kandidaten gesprochen habe. «Das überdeckt leider die Diskussionen über die Inhalte.»
Am SVP-Wahlanlass in der Krone anwesend ist auch der Zürcher Gemeinderat Johann Widmer. Er sagt: «Dieses Resultat ist eine Katastrophe für die Bürgerlichen!» Aber Gregor Rutz habe sich gut geschlagen. Es sei eben nicht einfach für einen SVPler. «Es heisst dann immer: Allein gegen den Rest.»
Harry Wohlgroth aus Horgen bedauert, dass Rutz nicht einmal in seinem Wohnort gewählt worden ist. Er gibt die Schuld den FDP-Frauen, die Rutz nicht unterstützt hätten. «Das hat uns massiv geschadet.» Wohlgroth witzelt, er haue deswegen ab nach Island.
Reaktion der FDP
Die FDP gratuliert in einer Medienmitteilung Tiana Angelina Moser zu ihrer Wahl. Gleichzeitig nimmt sie «mit grosser Besorgnis» zur Kenntnis, dass der Kanton Zürich künftig «durch eine linke Doppelvertretung» im Ständerat repräsentiert wird. Auf den beiden Gewählten laste nun die Verantwortung, das Wohl des Kantons Zürich über ideologische und parteipolitische Interessen zu stellen, schreibt die FDP.
Weiter bedauert sie, dass es der SVP und ihrem Kandidaten Gregor Rutz «trotz der grossen Unterstützung durch die FDP» nicht gelungen ist, in genügendem Mass zu mobilisieren, um den bürgerlich-liberalen Zürcher Sitz im Ständerat zu verteidigen. Das Wahlergebnis zeige, dass Gregor Rutz die Stimmen von SVP und FDP auf sich vereinen konnte, aber kaum darüber hinaus zusätzliche Stimmen gewinnen konnte.
Auf der Gegenseite hätten die rot-grünen Parteien stark mobilisiert, gegen einen SVP-Vertreter und für eine weitere linke Vertretung im Ständerat – «mit freundlicher Unterstützung von der Mitte». Der Wahlausgang unterstreicht für die FDP «mit aller Deutlichkeit» die Bedeutung einer konsequenten Zusammenarbeit aller bürgerlichen Kräfte im Hinblick auf bevorstehende sachpolitische Weichenstellungen und künftige Wahlen. Namentlich Die Mitte werde rasch entscheiden müssen, «ob sie durch ihr Abseitsstehen auch künftig linken Anliegen zur Mehrheit verhelfen will».
Hässig: «Ich freue mich»
Für Patrick Hässig ist die Wahl von Tiana Angelina Moser speziell. Der 44-jährige Pflegefachmann und Ex-Radiomoderator rückt für Tiana Moser in den Nationalrat nach. Er freue sich für Tiana Angelina Moser und sich selber. «Jetzt haben das Gesundheitswesen und die Pflege endlich eine Vertretung in Bern.»
Für den ehemaligen Radiomann und heutigen Fachmann Gesundheit war der 22. Oktober ein emotionaler Tag gewesen. Er hatte sechs Listenplätze gut gemacht und galt schon als gewählt. Dann kam die Enttäuschung. Die GLP verlor nach der letzten Ausmarchung der Parteienstärke noch einen zweiten Sitz. Somit war Hässig nicht gewählt. Bis zum heutigen zweiten Wahlsonntag.
Hässig wird seine Mandate im Zürcher Stadtparlament und im Kantonsrat aufgeben.
Moser hätte es auch ohne Stadt Zürich geschafft
Viel war in den vergangenen Tagen von einer Teilung des Kantons Zürich in zwei Halbkantone Zürich-Stadt und Zürich-Land die Rede. Entsprechende politische Vorstösse gibt es von der SP im Zürcher Stadtparlament und von der SVP im Kantonsrat.
Nun zeigt sich, dass Tiana Moser (GLP) auch in einem Kanton Zürich-Land gewählt worden wäre, wenn auch weniger deutlich. Ihr Vorsprung auf Gregor Rutz (SVP) wäre allerdings von 47'000 auf gut 2000 Stimmen geschmolzen.
Zieht man zusätzlich das Wahlresultat in der zweitgrössten Stadt Winterthur ab, hätte Rutz obsiegt, wenn auch nur mit 8000 Stimmen Vorsprung.
Dass Tiana Moser die Kandidatin der beiden linken Grossstädte war und Rutz jener des konservativen Landes, ist also nicht falsch. Doch Rutz hätte auch auf dem Land keinen überwältigenden Sieg verzeichnet.
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Die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer haben sich übrigens klar für Tiana Moser ausgesprochen. Sie erhielt von dieser Seite 2185 Stimmen, während Gregor Rutz auf 925 Stimmen kam.
Rutz hat im Kanton Zürich in sieben Bezirken gewonnen: Andelfingen, Bülach, Dielsdorf, Dietikon, Hinwil, Meilen und Pfäffikon. Moser holte die Mehrheit in fünf Bezirken: Affoltern, Horgen, Uster, Winterthur und Zürich.
Dasselbe (Bezirks-)Bild hatte sich übrigens vor 16 Jahren ergeben, als im Kampf um den zweiten Ständeratssitz Verena Diener (GLP) gegen Ueli Maurer (SVP) angetreten und gewonnen hatte.
Mitte-Frauen: «Rutz polarisierte»
Die Mitte-Frauen sind im Wahl-Medienzentrum in der Walche ebenfalls vertreten. Sandra Beriger, Vize-Präsidentin, erklärt, warum sie sich für Moser ausgesprochen haben. «Gregor Rutz polarisiert in zentralen politischen Fragen zu sehr.» Bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, in der Klima- und in der Europafrage stehe er auf der falschen Seite und habe zu wenig Rückhalt in der Bevölkerung – vor allem bei den Frauen. «Deshalb hat er diese Wahl verloren.»
Hätte Regine Sauter für die Bürgerlichen kandidiert, wäre es ein enges Rennen zwischen zwei Frauen geworden. Den Mitte-Frauen wäre in diesem Fall ein Entscheid schwerer gefallen.
Forum Zürich sieht keinen Fehler
Dass die Bürgerlichen auf den SVP-Kandidaten Gregor Rutz statt auf Regine Sauter von der FDP gesetzt hat, war vor allem auch eine Entscheidung vom Forum Zürich, dem Zusammenschluss der Zürcher Wirtschaftsverbände. Der Vorsitzende des Forums, Robert Gubler, sagt auf Anfrage, er habe sich «ein anderes Ergebnis erhofft».
Aber es habe sich schon kurz nach dem ersten Wahlgang abgezeichnet, dass es ein schwieriges Unterfangen werde, dem bürgerlichen Ständeratskandidaten zur Wahl zu verhelfen.
FDP-Präsident Hans-Jakob Boesch hatte nach dem Entscheid des Forums in einem Interview mit dieser Redaktion gesagt, die Wirtschaftsverbände trügen die Verantwortung, wenn der bürgerliche Zürcher Sitz im Ständerat verloren geht.
War es also nicht ein Fehler, auf den SVP-Hardliner Gregor Rutz statt auf FDP-Kandidatin Regine Sauter zu setzen? «Nein», antwortet Gubler. Rutz sei nach dem ersten Wahlgang im Vorteil gewesen, er habe deutlich mehr Stimmen als Sauter geholt und damit die besseren Voraussetzungen für den zweiten Wahlgang gehabt. Seine Chancen habe man als höher erachtet, darum sei er der Kandidat der Bürgerlichen und der Wirtschaftsverbände gewesen.
Gubler vermutet, dass auch bei einer Kandidatur von Regine Sauter im zweiten Wahlgang Tiana Moser das Rennen gemacht hätte, denn sie habe stark von linksgrüner Unterstützung profitiert. Nun sei er «sehr gespannt», wie die GLP-Frau den Wirtschaftskanton Zürich in Bern vertreten wird.
Strauss macht Wahl offiziell
Das Endresultat ist da, der Strauss ist überreicht.
Tiana Angelina Moser hat in diesen Minuten einen bunten Blumenstrauss für ihren Wahlerfolg erhalten. Es sei ihre eine grosse Ehre, den Kanton Zürich im Ständerat vertreten zu dürfen. «Ich werde mich mit viel Engagement und Herzblut dieser Aufgabe widmen.» Sie werde eine Ständerätin für alle Zürcherinnen und Zürcher sein.
Die ersten Gratulationen bekommt Moser von ihrem Zürcher Mitstreiter Daniel Jositsch. Der SP-Politiker und Bundesratskandidat wurde bereits im ersten Wahlgang gewählt. In der Mitte der beiden Gewählten steht Regierungsratspräsident Mario Fehr (parteilos).
Tiana Angelina Moser analysiert ihr Ergebnis. «Das Wahlergebnis ist Ausdruck einer sehr breiten Allianz», sagte Moser weiter und bedankte sich bei ihren politischen Verbündeten. Die Zahlen würden zeigen, dass sie von links bis rechts der Mitte unterstützt worden sei.
Der Kritik der Bürgerlichen, wonach der Kanton Zürich jetzt keine wirtschaftsfreundliche Vertretung in der kleinen Kammer habe, entgegnete Moser: «Ich politisiere schon immer wirtschaftsliberal, und die Stimmbevölkerung darf sich darauf verlassen, dass ich den Wirtschaftsstandort Zürich als wirtschaftsliberale Politikerin vertreten werde.»
Auf die Frage nach den wichtigsten Themen, denen sie sich widmen will, nannte sie die Beziehungen zur Europäischen Union, den Umgang mit Ressourcen, Vereinbartskeitsfragen sowie der Fachkräftemangel.
Schlussresultat ist da
Tiana Moser (GLP) ist Zürcher Ständerätin. Sie holt 206'493 Stimmen, während Konkurrent Gregor Rutz (SVP) 159'328 Stimmen holt. Der Vorsprung beträgt 47'165 Stimmen.
Die Wahlbeteiligung lag kantonsweit bei 39,6 Prozent.
Jürg Grossen in der Walche
Ein Teil der GLP feiert den Erfolg bei der Wahl um den zweiten Ständeratssitz in der Walche. Darunter ist auch die Parteispitze, der GLP-Präsident und Berner Nationalrat Jürg Grossen. Er posiert unter anderem zusammen mit Nicola Forster und Corina Gredig für ein Bild.
Erster Stadtzürcher Kreis ausgezählt
Der erste Stadtzürcher Wahlkreis ist ausgezählt. 82,3 Prozent der Stimmen aus dem Kreis 4+5 gingen an Tiana Moser. Gregor Rutz vereinigte 14,4 Prozent der Stimmen.
Kantonsweit fehlen nun nur noch die Resultate der anderen Stadtzürcher Wahlkreise.
Klar ist aber jetzt schon, dass es Tiana Moser auch ohne die Stimmen aus der Stadt Zürich geschafft hätte. Sie lag um über 2000 Stimmen vorne, bevor das Resultat des ersten Stadtzürcher Kreises vorlag.
Rutz spricht in der Walche
Als erster Kandidat nimmt Gregor Rutz in der Walche Stellung vor den Medien. Im Interview mit TeleZüri zeigte sich der SVP-Nationalrat gefasst: «Mir tut es für den Kanton Zürich leid, dass es nicht geklappt hat. Jetzt müssen wir es eben in vier Jahren nochmals probieren.» Er könne auch gut damit leben, der am zweitbesten gewählte Nationalrat zu sein, sagt Rutz. Er betont, dass er als Aussenseiterkandidat angetreten sei und bis zuletzt auf eine Überraschung gehofft habe.
Rutz ist enttäuscht von der FDP. Die Freisinnigen hätten zu wenig die Gesamtstrategie der Bürgerlichen vor Augen gehabt, sagt Rutz: «Die Bürgerlichen und die Leute auf dem Land gehen zu wenig an die Urne.» Auch er kritisiert die Geschlossenheit in den bürgerlichen Reihen.
Die Geschlechterfrage hat aus Sicht von Rutz keine Rolle gespielt. Das Thema hätten einzig die Medien aufgebracht. Es gehe den Wählenden wohl gleich wie ihm: «Sie lassen sich lieber von einer bürgerlichen Frau als von einem linken Mann vertreten.»
Er schliesst nicht aus, dass die heutige Wahl nicht seine letzte Majorzwahl gewesen ist. Wenn ihn die Partei brauche, sei er bereit. Vorerst aber habe sein Job und sein Nationalratsmandat wieder Priorität.
FDP: «Standen hinter Rutz»
Dieter Kläy, Vizepräsident der FDP Kanton Zürich, nimmt Stellung zum Wahlresultat von Gregor Rutz. Die rund 160'000 Stimmen zeigten, dass die FDP-Wählenden hinter ihm standen und ihn gewählt haben.
Ob Regine Sauter die bessere Kandidatin gewesen wäre, sei reine Spekulation. Es sei gut möglich, dass sie von der SVP weniger gut gewählt worden wäre als Rutz, dafür in der Mitte mehr Stimmen geholt hätte.
SP-Präsidentin: «Wir haben Moser gerne gewählt»
Die SP-Co-Präsidentin Priska Seiler Graf ist froh über die Wahl der GLP-Kandidatin: «Wir haben Tiana Moser gerne gewählt, und unsere Basis ist an die Urne gegangen», stellt sie fest.
Es sei der SP natürlich auch darum gegangen, Gregor Rutz zu verhindern, doch nicht nur: «Tiana Moser ist eine gute Person, trotz aller politischen Differenzen.»
Seiler hält fest, dass Moser «keine linke Kandidatur war, sondern klar eine bürgerliche Kandidatur.» Wichtig sei wiederum Mosers progressive Position zu Europa: «Da muss etwas gehen, und Rutz hätte Stillstand bedeutet.»
Hässig dürfte nachrutschen
Mit der Wahl von Tiana Angelina Moser wird ihr Sitz im Nationalrat frei. Diesen dürfte der GLP-Senkrechtstarter Patrick Hässig erben. Der ehemalige Radiomann und heutiger Fachmann Gesundheit galt am Wahlsonntag, 19.Oktober, schon als gewählt, denn er hatte sechs Listenplätze gut gemacht.
Dann erlebte er eine Enttäuschung in letzter Sekunde. Doch weil die GLP in der Endabrechnung der Parteienstärke dann überraschend doch zwei Sitze verlor, reichte es ihm doch nicht.
AL: Frauen- und Europawahl
AL-Kantonsrätin Anne-Claude Hensch zeigte sich im Foyer des Medienzentrums «hocherfreut» über das Ergebnis, wie sie sagte. «Wir haben einen Sieg erwartet, aber nicht so deutlich.»
Ihre Gespräche mit Freisinnigen hätten gezeigt, dass es in der FDP viele Unzufriedene gebe. Vor allem die Frauen hätten nicht goutiert, wie ihre Kandidatin Regine Sauter abgesägt wurde. «Viele Freisinnige haben sich auch für Moser entschieden wegen ihrer europafreundlichen Haltung», mutmasst Hensch.
Jetzt wird gelacht!
Die GLP scheint mit dem Wahlslogan «Jetzt gilt’s!» im zweiten Wahlgang für den noch offenen Ständeratssitz gepunktet zu haben. Deshalb wird am Public-Viewing im Cabaret Voltaire auch ausgelassen gelacht.
An der Feier zugegen sind auch Sanija Ameti, Zürcher Gemeinderätin und Co-Präsidentin der Operation Libero (Bildmitte) und David Noser (links, weisses Shirt). Der Sohn des abtretenden FDP-Ständerats Ruedi Noser ist erst kürzlich aus der FDP ausgetreten (Lesen Sie hier, was seine Beweggründe waren).
Auch Matthias Aebischer, der Lebenspartner von Tiana Angelina Moser und Berner SP-Nationalrat sowie Bundesratskandidat, ist im Cabaret Voltaire zugegen.
Es fehlen noch 11 Gemeinden und Stadtkreise
Derzeit sind 164 von 175 Gemeinden und Stadtkreisen ausgezählt.
Noch immer liegt der SVP-Mann Gregor Rutz vor Tiana Angelina Moser. Doch es sind nur noch etwas mehr als 600 Stimmen. Diese dürfte Moser in den noch fehlenden Stadtkreisen von Winterthur und Zürich noch aufholen.
Deshalb wird in der Walche bereits alles für offizielle Bestätigung bereit gemacht.
SVP-Präsident: «FDP-Basis hat nicht mitgemacht»
SVP-Präsident Domenik Ledergerber gibt sich enttäuscht: «Das Wahlresultat ist leider sehr eindeutig zu unseren Ungunsten ausgefallen», sagt er. «Es ist uns erneut nicht gelungen, die Landbevölkerung zu mobilisieren. Leider bringen wir im bürgerlichen Lager auch keine Geschlossenheit mehr hin.»
Mit der FDP-Führung sei die Zusammenarbeit zwar sehr gut gewesen, aber: «Die FDP-Basis hat nicht mitgemacht.» Es dominiere leider zu sehr das Parteidenken «und wir haben das grosse Ganze zu wenig im Blick». Jetzt werde der Kanton Zürich durch zwei Linke im Ständerat vertreten, das sei «ein verheerendes Signal für den Wirtschaftskanton Zürich».
Es existiere in der Bevölkerung eine grosse Skepsis gegenüber der Wirtschaft, das habe man etwa bei der ganz knappen Entscheidung zur Dividendenbesteuerungs-Initiative der AL gesehen – «und leider sehen wir das heute wieder», sagte Ledergerber. «Das müsste auch den Verbänden zu denken geben.»
Die Wirtschaftsverbände hatten am Montag nach dem ersten Wahlgang entschieden, Gregor Rutz zu unterstützen und die FDP-Kandidatin Regine Sauter fallenzulassen.
Ernüchtert sagt Ledergerber: «So werden wir in Zürich keine Majorzwahlen mehr gewinnen.»
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