Stahl- und Holzpreise explodieren Teurere Baumaterialien wegen Corona – was Mieterinnen und Hausbauer erwartet
Lieferengpässe machen Hausbauern das Leben schwer. Einzelne Komponenten sind knapp. Deswegen könnten sogar die Neumieten steigen.
Probleme bei den Lieferketten, Personalausfälle wegen Corona sowie der Bau-Boom in den USA und China haben die Materialpreise weltweit in die Höhe getrieben. Besonders stark davon betroffen sind derzeit Baumaterialien, darunter Stahl-, Kunststoff- und Holzprodukte.
«Die stark gestiegene Nachfrage dieser beiden Wirtschaftsgrossmächte treibt die Preise global an. Denn die USA und China kaufen auch viel Material in Europa ein. Das macht China, traditionell ein Stahlexporteur, derzeit zu einem Stahlimporteur», erklärt ein Sprecher des Schweizerischen Baumeisterverbandes.
Der Baukostenindex ist in den vergangenen Jahren mehrheitlich stabil gewesen, doch 2021 kam erstmals die Wende: Das Preisniveau im Baugewerbe war innert Jahresfrist um 4,1 Prozent gestiegen. Die Verlierer waren da Bauherren von Neubauten von Mehrfamilienhäusern. Weniger betroffen waren hingegen Mehrfamilienhäuser, die lediglich Renovationen unterzogen werden mussten.
Worauf müssen also Personen gefasst sein, die gerade dabei sind, ein eigenes Haus zu bauen? «Die Liefersituation hat sich grösstenteils wieder etwas beruhigt, ausgenommen davon sind wegen des Chipmangels einige Elektrogeräte», erklärt Markus Meier, Direktor des Hauseigentümerverbandes (HEV). Wer also gerade auf die Fertigstellung seines Traumhauses wartet, muss damit rechnen, dass es bei der Installation verschiedener Elektronika möglicherweise zu Verzögerungen kommt.
Mittels Vertragsklausel vor Teuerungen schützen
Doch nicht nur mit längeren Lieferzeiten, auch mit inflationären Preisen sollte man beim Bau rechnen. Meistens wird eine allfällige Teuerung aber bereits im Bauvertrag geregelt. «In Verträgen wird festgelegt, wie eine Teuerung des Materials zu handhaben ist», erklärt Markus Meier vom HEV.
So gibt es zum Beispiel Klauseln, die eine Weitergabe von Materialpreiserhöhungen ausschliessen, und andere, die das zulassen. Auch besteht die Möglichkeit, ein Kostendach zu vereinbaren, das nicht überschritten werden darf.
Laut Baumeisterverband bewegt sich der Baumaterial-bedingte Aufpreis bei einem Einfamilienhausprojekt im Rahmen von maximal einigen Hundert Franken.
«Es lohnt sich deshalb immer – vor allem bei grösseren und komplexeren Auftragsvolumen – erfahrene Fachexperten für die Planung, Bauleitung oder auch Baubegleitung beizuziehen», so Meier weiter.
Laut Baumeisterverband bewegt sich der Baumaterial-bedingte Aufpreis bei einem Einfamilienhausprojekt im Rahmen von maximal einigen Hundert Franken, bei Wohnüberbauungen liegt er pro Eigentums- und Mietwohnung einmalig im tiefen dreistelligen Frankenbereich.
«Es besteht also keine Gefahr, dass Immobilienbesitzer sich nun plötzlich kein Einfamilienhaus mehr leisten können oder dass sich wegen der Baupreise die Mietzinse verteuern», so Meier.
Das können Mieterinnen tun
Und wie sieht es für Mieterinnen und Mieter aus? Droht da bald der Mietzinsschock? Bei Neubauten könnten laut Mieterverband minim höhere Mieten resultieren, sofern die effektiven Gesamtkosten steigen. Sanierungen seien davon weniger betroffen.
«Mietzinsanpassungen sind nur dann zulässig, wenn sie durch Kostensteigerungen begründet sind. Da die Mietpreisentwicklung dem Referenzzinssatz folgt, der achtmal in Folge gesunken ist, hätten die bestehenden Mieten in der Schweiz sinken müssen», so Natalie Imboden vom Mieterinnen- und Mieterverband Schweiz (MV).
In den letzten Jahren seien jedoch massive Mietpreiserhöhungen vorgenommen worden, die diesem Grundsatz widersprechen würden und missbräuchlich seien, so der Mieterverband. Mieterinnen können sich in solchen Fällen wehren: So kann der Anfangsmietzins oder auch eine Mietzinsanpassung innert einer Frist von 30 Tagen angefochten werden.
«Wenn Sie vermuten, dass die Rendite übersetzt ist, können Sie beantragen, dass die Nettorendite der Liegenschaft offengelegt wird, samt allen dafür relevanten Unterlagen und Belegen», sagt Imboden. Im konkreten Fall müssen auch gesunkene Referenzzinssätze der letzten Jahre berücksichtigt werden.
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