Kommentar zu MassentestsTesten muss sich lohnen
Der Bundesrat sollte sich nicht länger über offene Terrassen in Graubünden ärgern. Kantone, die die Pandemie im Griff haben, sollten das Corona-Regime lockern dürfen.

Der Tourismuskanton Graubünden profiliert sich zurzeit mit seiner offensiven Teststrategie und offenen Restaurantterrassen. Während im Unterland Take-away-Verpflegung nicht an Ort und Stelle sitzend verzehrt werden darf, können die Gäste in Bündner Skigebieten auf der Sonnenterrasse Gerstensuppe schlürfen.
Dieser Zustand verstösst zwar gegen Bundesvorgaben, aber die Bündner sehen sich trotzdem im Recht. Sie haben mit häufigen Corona-Tests in Schulen und Firmen das Infektionsgeschehen in den Griff bekommen.
Dass die Bündner für ihre erfolgreiche Testoffensive nun als Belohnung die Legalisierung ihrer Terrassenbewirtung fordern, ist verständlich. Der Bundesrat kann zwar zu Recht darauf verweisen, dass für alle Kantone die gleichen Regeln gelten, und das Begehren abweisen. Für den Bundesrat bietet der Bündner Weg jedoch auch eine Chance.
Für den Bundesrat bietet der Bündner Weg auch eine Chance.
Wenn der Bundesrat etwa die Öffnung der Restaurants von der Testhäufigkeit, den Fallzahlen (Inzidenz) und dem Reproduktionswert eines Kantons abhängig macht, verhindert er eine unkoordinierte Öffnungskaskade wie im letzten Sommer. Diese führte zum Kontrollverlust und zur wuchtigen zweiten Welle im Herbst. Gleichzeitig honoriert er die Bemühungen jener Kantone, die das Infektionsgeschehen entschlossen eindämmen.
Eine solche regionale Öffnungsstrategie hat aber in der kleinteiligen Schweiz ihre Grenzen. Wenn aus einem Kanton mit schlechten Kennzahlen und geschlossenen Restaurants massenweise Gäste in vorbildliche Kantone fahren, macht das wenig Sinn. Deshalb müssen sämtliche Öffnungsschritte von strengen Schutzkonzepten begleitet werden. Abstände zwischen den Restauranttischen und Maskenpflicht fürs Personal müssen weiterhin strikt eingehalten werden. Mit überfüllten Terrassen, auf denen Gäste dicht gedrängt zusammensitzen, mündet sonst das Frühlingserwachen rasch wieder in steigende Fallzahlen und eine dritte Welle.
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