Musks Milliarden mit Batterie-AutosTesla boomt und kündigt Auto ohne Lenkrad und Pedale an
Der Elektroautobauer verdient über 600 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Autopapst Dudenhöffer ist voll des Lobes – Elon Musk warnt wegen Rohstoffen.
Tesla trotzt den globalen Problemen in der Autobranche weiter mit Rekordzahlen. Das vergangene Quartal schloss der Elektroautopionier ungeachtet der Engpässe in den Lieferketten und pandemiebedingter Produktionsausfälle in China mit Bestwerten bei Umsatz und Gewinn ab.
Für 2024 peilt Tesla nun den Produktionsstart eines Robotaxis ohne Lenkrad und Pedale an – und laut Firmenchef Elon Musk könnte eine Fahrt damit billiger als mit dem Bus sein. Sorgen macht sich Tesla aber um die künftige Verfügbarkeit wichtiger Rohstoffe wie Lithium für die Batterien.
In den drei Monaten bis Ende März stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 81 Prozent auf 18,8 Milliarden Dollar. Tesla verdiente unterm Strich 3,3 Milliarden Dollar – das waren 658 Prozent mehr als vor einem Jahr, wie das Unternehmen am Mittwoch nach US-Börsenschluss mitteilte. Die Zahlen fielen viel besser als an der Börse erwartet aus.
Obwohl die Autoindustrie weltweit unter hartnäckiger Knappheit etwa bei Computer-Chips leidet, baute Tesla im ersten Quartal rund 305'400 E-Autos und lieferte 310'048 Fahrzeuge an die Kunden aus. Das ist ein Zuwachs um 68 Prozent im Jahresvergleich und ein weiterer Bestwert.
Für das laufende Quartal stellte Musk eine Produktion in ähnlicher Höhe in Aussicht – ausser «wir könnten noch ein Kaninchen aus dem Hut ziehen und etwas höher liegen». Im März eröffnete der Konzern bei Berlin sein erstes Autowerk in Europa. Die Produktion dort muss allerdings erst richtig anlaufen.
Konkrete Angaben zum Hochfahren der Fabrik machte Tesla nicht. Langfristig sollen dort pro Jahr rund 500'000 E-Autos vom Band laufen, doch davon ist das Unternehmen noch weit entfernt. Tesla habe üblicherweise zwölf Monate gebraucht, um nach dem Produktionsstart auf 5000 Fahrzeuge pro Woche zu kommen, sagte Musk am Donnerstag an einer Analystenkonferenz. Dank der im neuen Werk im texanischen Austin gesammelten Erfahrungen könne es in Berlin aber ein wenig schneller gehen.
Lieferengpässe bleiben
Ungeachtet der starken Zahlen warnte Tesla vor Schwierigkeiten. Die weltweiten Lieferketten-Probleme dürften im Jahresverlauf andauern. Musk sagte, dass die Inflation bei der Versorgung mit Bauteilen unterschätzt werde – einige Zulieferer hätten die Preise um 20 bis 30 Prozent erhöht. Tesla profitiere zwar von Langzeit-Verträgen mit vielen Zulieferern, aber diese würden irgendwann auch auslaufen.
Im vergangenen Vierteljahr litt Tesla aufgrund eines Covid-Lockdowns in China zusätzlich unter Produktionsausfällen seiner Autofabrik in Schanghai. Der Betrieb dort sei inzwischen wieder angelaufen, doch die Situation müsse weiter genauestens beobachtet werden.
Trotz dieser Belastungen verdient der Konzern immer besser. Im ersten Quartal erzielte Tesla eine Gewinnmarge von gut 19 Prozent. Nach Berechnungen des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer ist Tesla damit der weltweit profitabelste Autobauer nach dem Luxus-Hersteller Ferrari und hat die höchste Marge bei Herstellern, die mehr als 15'000 Fahrzeuge verkaufen.
Als lukratives Geschäft erwies sich abermals der Verkauf von Verschmutzungsrechten, die andere Autobauer benötigen, um ihre Emissionsbilanz aufzubessern. Im Auftaktquartal setzte Tesla damit 679 Millionen Dollar um – mehr als doppelt so viel wie im vorherigen Vierteljahr. Eine Änderung der US-Regeln habe den Betrag dabei einmalig um 288 Millionen Dollar hochgetrieben.
Fortschritte beim autonomen Fahren
Das Robotaxi werde ein «massiver Wachstumstreiber» für Tesla sein, sagte Musk. Er hatte das «futuristisch aussehende» Fahrzeug jüngst beiläufig bei der Werkseröffnung in Texas angekündigt. Mehr Details werde es bei einer Präsentation im kommenden Jahr geben.
Auch andere Autobauer arbeiten an solchen Fahrzeugen. Die General-Motors-Tochter Cruise etwa will im kommenden Jahr die Produktion ihres Fahrzeugs «Origin» ohne Lenkrad und Pedale aufnehmen. Cruise betreibt bereits einen eingeschränkten Robotaxi-Dienst in San Francisco.
Tesla muss dafür zunächst einmal das autonome Fahren hinbekommen. Über 100'000 Tesla-Fahrer haben zwar inzwischen testweise Zugang zu «Full Self-Driving» als Ausbaustufe des Assistenzsystems Autopilot. Doch regelmässig wird über Unzulänglichkeiten der Software berichtet. Musk setzt fürs autonome Fahren anders als andere Firmen nur auf Kameras statt teurer Laser-Radare, die die Umgebung der Autos abtasten. Er denke aber, dass Tesla es in diesem Jahr schaffen werde.
SDA/cpm
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