Live Terrorattacke in Wien+++ Österreich schliesst Moscheen +++ Durchsuchungen in Deutschland
Beim Terrorangriff in der Wiener Innenstadt sind offiziell fünf Menschen getötet worden, darunter der Angreifer. Österreich trauert, die Polizei ermittelt auf Hochtouren – die wichtigsten News im Ticker.
Das Wichtigste in Kürze:
In der Wiener Innenstadt fielen um 20 Uhr am Montagabend Schüsse.
Ein schwer bewaffneter Mann feuerte wahllos in die Menge und in Lokale.
Um 20.09 Uhr wurde er von der Polizei erschossen.
Vier Passanten und der Angreifer wurden getötet; 23 Personen trugen teils schwere Verletzungen davon.
Der getötete Angreifer war 20-jährig und wegen versuchter Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorbestraft. Er hatte sowohl einen österreichischen als auch einen nordmazedonischen Pass.
Konkrete Hinweise auf weitere Täter gibt es derzeit keine.
In Winterthur sind am Dienstag zwei Männer verhaftet worden. Ob es eine Verbindung zwischen den Verhafteten und dem Attentäter gibt, wird derzeit ermittelt.
Wien ersucht Nordmazedonien um Täter-Informationen
Österreich hat sich an die Behörden in Nordmazedonien gewandt, von wo der Attentäter stammte. Dies teilte das nordmazedonische Innenministerium am Dienstag in der Hauptstadt Skopje mit.
Die österreichische Polizei habe über den Polizeiverbund Europol um Zusammenarbeit und relevante Informationen über den Attentäter ersucht, berichtete der Fernsehsender A1 unter Berufung auf die Mitteilung.
Der 20-jährige Kujtim F. hatte nach Angaben der Behörden am Montagabend nahe der Hauptsynagoge in der Wiener Innenstadt um sich geschossen, dabei mindestens vier Menschen getötet und mehr als ein Dutzend weitere verletzt. Anschliessend wurde er von der Polizei erschossen. Nach offiziellen Angaben war er ein Anhänger der radikalislamistischen Terrormiliz IS und hatte nordmazedonische Wurzeln.
Bericht: Fünftes Todesopfer nach dem Anschlag
Wie «Heute» schreibt, gibt nun bereits ein fünftes Todesopfer in Folge des Anschlags in Wien. Ein 21-Jähriger ist seinen schwersten Verletzungen erlegen. «Er war im Bermuda-Dreieck unterwegs als der IS-Attentäter auf ihn feuerte. Vier Kugeln trafen den jungen Mann mitten in die Brust», schreibt das österreichische Medium weiter.
Das ist bisher aber offiziell noch nicht bestätigt worden.
Stille Kranzniederlegung
«Es gibt keine Reden und Ansprachen. Es soll ein Bild der Gemeinsamkeit vermittelt werden. Vertreter aller Parteien und der Bundespräsident sind anwesend. Nach und nach werden weisse Rosen zum Gedenken an die Opfer niedergelegt. Der symbolische Akt wurde bewusst kurz gehalten und die politischen Vertreter verlassen den Tatort wieder», schreibt der «Standard» zur Kranzniederlegung in Wien.
Van der Bellen: Hass fällt nicht auf fruchtbaren Boden
Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen sieht trotz der Terror-Attacke in Wien die liberale Demokratie nicht gefährdet. «Der Hass wird in dieser Gesellschaft nicht auf fruchtbaren Boden fallen», sagte das Staatsoberhaupt am Dienstag in einer TV-Ansprache. Der Anschlag habe der freien, toleranten Gesellschaft gegolten. «Hass kann niemals so stark sein wie unsere Gemeinschaft in Freiheit, in Demokratie, in Toleranz und in Liebe.»
Sommaruga: «Solidarität mit Österreich und Frankreich»
Im Namen der Schweiz hat Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga die Bluttat von Montagabend in Wien verurteilt. Sie rief am Dienstag in einer über Twitter versandten Nachricht zur Solidarität mit Österreich und Frankreich auf.
Die Schweiz verurteile entschieden jede Form von Terrorismus und Gewalt. Ihre Gedanken seien bei den Opfern und deren Angehörigen sowie bei allen Bürgerinnen und Bürgern Österreichs und Frankreichs, schrieb Sommaruga. «Unsere demokratischen und rechtsstaatlichen Werte der Freiheit und der Toleranz sind unser Bollwerk gegen die Barbarei.»
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Ex-Verteidiger des Attentäters fassungslos
Der Verteidiger, der im April 2019 den erschossenen 20-Jährigen vertrat, ist von den Vorfällen erschüttert. «Das war damals nicht vorhersehbar. Ich distanziere mich aufs Schärfste von dieser Tat», sagt er im Gespräch mit dem «Standard». Der Attentäter war damals zu 22 Monaten unbedingter Haft verurteilt worden, allerdings dann bedingt entlassen worden. Man kann davon ausgehen, dass auch das Gericht von einer positiven Zukunftsprognose ausging.
Zwei Festnahmen in St. Pölten
Nach dem Anschlag hat die Polizei in St. Pölten zwei Menschen festgenommen. Wie die Nachrichtenagentur APA am Dienstag unter Berufung auf einen Polizeisprecher berichtete, gab es in der niederösterreichischen Landeshauptstadt zudem zwei Hausdurchsuchungen.
Der «Kurier» berichtete am Dienstag auf seiner Website, es handele sich um Kontaktadressen des mutmasslichen Attentäters. Widerstand geleistet habe niemand.
Der in Wien erschossenen Attentäter ist nach Angaben von Österreichs Innenminister Karl Nehammer ein Islamist mit Wurzeln in Nordmazedonien. Nehammer sprach von umfangreichen Razzien im Umfeld des Täters. Dabei seien mehrere Personen festgenommen worden.
Kurz nannte auch Details
Sebastian Kurz hat in seiner Rede zu Nation auch Details zu den Todesopfern der Terrorattacke bekannt gegeben. Es kamen ein älterer Mann und eine ältere Frau, ein junger Passant und eine Kellnerin ums Leben, wie Kurz am Dienstag in Wien sagte. Ein Polizist, der sich dem Täter entgegengestellt habe, sei niedergeschossen und verletzt worden. Er sprach auch von 14 schwer Verletzten.
Kurz spricht zur Nation
Bereits eine Stunde früher als geplant spricht Bundeskanzler Kurz zur Nation. Vier unschuldige Passanten seien brutal getötet worden. 14 Personen seien zum Teil schwer verletzt worden. Österreich sei «Ziel eines brutalen Terroranschlages» geworden. Es gehe nicht um eine Auseinandersetzung zwischen Christen und Muslimen oder zwischen Österreichern und Migranten. Es gehe um einen Kampf zwischen Zivilisation und Barbarei. «Und diesen Kampf werden wir mit aller Entschiedenheit führen. Es ist ein Anschlag auf unsere freie Gesellschaft.» Man werde aber nicht vor dem Terror kapitulieren und in die Falle tappen. «Wir werden dem Hass der Terroristen keinen Raum geben. Die Extremisten und Terroristen sind unsere Feinde.»
Kurz bedankt sich bei den Rettungskräften und der Polizei. Er lobt auch die Solidarität der internationalen Gemeinde. «Wir werden mit unseren internationalen Partnern den Extremismus und Terrorismus gemeinsam bekämpfen.» Mit den Worten, dass Österreich seine freien Grundwerte entschlossen verteidigen werde, schliesst Kurz seine Ausführungen.
Täter mit Pass aus Österreich und Nordmazedonien
Nun ist es offiziell: Der Attentäter, der nach dem Anschlag in der Wiener Innenstadt von der Polizei erschossen worden ist, war 20 Jahre alt, hatte nordmazedonische Wurzeln und war einschlägig wegen Mitgliedschaft in einer terroristischer Vereinigung vorbestraft. Das teilte Österreichs Innenminister Karl Nehammer der Nachrichtenagentur APA am Dienstag mit.
Mit klassische Musik gegen den Terror
Wie aus einem Tweet zu entnehmen ist, haben vier Musiker des Orchesters der Wiener Staatsoper weitergespielt, obwohl die Vorstellung schon vorbei war. Die Gäste hätten wegen des Terroranschlags Zuflucht im Haus gefunden.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Durchsuchungen in Niederösterreich
Spezialeinheiten der Polizei haben laut Tageszeitung «Kurier» am Dienstagmorgen die Kontaktadresse des mutmasslichen Attentäters von Wien durchsucht. Der Zeitung zufolge handelt es sich um einen Wohnsitz in der niederösterreichischen Stadt St. Pölten. Widerstand von Seiten der Bewohner habe es keinen gegeben, zitiert die Zeitung einen hochrangigen Beamten. Laut «Kurier» werden auch Zugriffe an anderen Adressen in Niederösterreich vorbereitet. Die Polizei wollte sich aus ermittlungstaktischen Gründen nicht dazu äussern.
Dreitägige Staatstrauer
Österreich hält nach Angaben aus dem Kanzleramt für drei Tage Staatstrauer. Das sei in einer Sondersitzung des Kabinetts am Dienstagmorgen beschlossen worden. Um 12 Uhr soll eine landesweite Gedenkminute abgehalten werden. Auf bundeseigenen Gebäuden wurde zudem Trauerbeflaggung veranlasst.
Die Bundesregierung wird gemeinsam mit dem Bundespräsidenten sowie den Nationalratspräsidenten, der im Parlament vertretenen Parteien und in der Wiener Innenstadt einen Kranz niederlegen. Derzeit werde mit allen verfügbaren Kräften mit Hochdruck an der weiteren Aufklärung der Situation gearbeitet, die Hintergründe der Tat erkundet sowie die Lage weiter gesichert, teilte das Kanzleramt weiter mit.
«Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Opfern, den Verletzten und den Angehörigen in diesen besonders schweren Stunden für die Republik Österreich», sagte Kanzler Sebastian Kurz vor dem Kabinett. Die Ereignisse hätten das Land schwer erschüttert und betroffen gemacht. Es handele sich bei der Attacke um eine «abscheuliche Tat» und «einen Anschlag auf die Freiheit und Demokratie der Republik Österreich», so der Regierungschef.
Stammt der erschossene Täter aus Wien?
Der bei dem Anschlag in Wien von der Polizei erschossene Täter ist einem Journalisten der Tageszeitung «Der Falter» zufolge ein 20-jähriger gebürtiger Wiener mit albanischen Wurzeln. Der Mann sei dem österreichischen Geheimdienst bekannt, weil er einer von 90 österreichischen Islamisten gewesen sei, der nach Syrien reisen wollte, erklärt der Journalist Florian Klenk auf Twitter.
Die Eltern des Verdächtigen seien aus Nordmazedonien und in Sachen Islamismus unauffällig. Dass er in Wien einen Terroranschlag geplant habe, habe die Polizei ihm nicht zugetraut, ergänzt Klenk.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Das Netz feiert türkische Helden
Das Netz feiert zwei junge türkisch-stämmige Männer für ihren selbstlosen Einsatz während der Terrorattacke in Wien. Recep Gültekin und Mikail Özen haben am Montagabend – während noch Schüsse fielen – einer älteren Dame und einem angeschossenen Polizisten geholfen, wie auf Videos in sozialen Medien zu sehen ist.
«Wir wollten den letzten Kaffee vor den Ausgangssperren trinken und dabei sind wir mitten im Gefecht gelandet», schilderte Özen die Situation auf Instagram. Die beiden Kampfsportler hörten nach eigenen Aussagen am Schwedenplatz in der Wiener Innenstadt auf einmal Schüsse und sahen blutende Passanten. Ein Anwohner nahm die dramatischen Szenen aus seiner Wohnung in einem oberen Stockwerk auf.
Sieben Personen in sehr kritischem Zustand
Nach der Terrorattacke schweben nach Angaben des Gesundheitsverbunds der Stadt Wien mindestens sieben Opfer in Lebensgefahr. Sie befänden sich «in kritischem, lebensbedrohlichem Zustand», sagte eine Sprecherin des Klinikverbandes am Dienstagmorgen der österreichischen Nachrichtenagentur APA.
Zur Identität der Verletzten machte sie keine Angaben. Insgesamt würden 17 Opfer des Angriffs in mehreren Spitälern behandelt, sagte die Sprecherin weiter. Ein beim Anschlag verletzter Polizist befinde sich in «kritisch-stabilem» Zustand. Praktisch alle Opfer hätten Schussverletzungen oder Stichwunden.
Bürgermeister: Angriff auf friedliches Miteinander
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig erklärte im Morgenjournal des ORF, dass der Anschlag das friedliche Miteinander der Menschen getroffen habe. Die Terroristen würden das Zusammenleben der Menschen stören wollen, sagte er. «Das wird ihnen aber in Wien nicht gelingen, gerade in der Krise halten die Menschen jetzt zusammen». Sein Mitgefühl gehöre den Verletzten in den Wiener Spitälern.
Aus dem Ausland kommen weitere Reaktionen. Russlands Präsident Wladimir Putin verurteilt den Anschlag in einem Telegramm an den österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz als «grausames und zynisches Verbrechen», wie das russische Präsidialamt mitteilt. Zugleich erklärt Putin demnach seine Bereitschaft, die Anti-Terror-Kooperation mit Österreich zu verstärken.
Israels Präsident Reuven Rivlin verurteilt den Anschlag in Wien. «Unsere Gedanken und Gebete sind mit den Österreichern, während wir die verabscheuungswürdige Terrorattacke aus der vergangenen Nacht in Wien mit Sorge verfolgen», erklärt Rivlin via Twitter.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Synagogen im Land werden geschlossen
Laut «Der Standard» hat die Polizei in Linz neuralgische Punkte unter Polizeischutz gestellt. Darunter zählt auch die Synagoge der Stadt in Oberösterreich. Die Polizisten seien schwer bewaffnet, teil der Korrespondent der Zeitung mit.
Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) habe nach dem Terroranschlag alle Synagogen in Österreich geschlossen, berichtet «Der Standard». Betroffen seien in Wien sämtliche Einrichtungen, wie koschere Restaurants, Supermärkte und Schulen, sagt Erich Nuler, Sprecher des Krisenstabs der IKG zu den Medien. Zudem seien die Sicherheitsvorkehrungen österreichweit verstärkt worden. Gemeindemitglieder wurden weiterhin dazu aufgefordert, zu Hause zu bleiben.
Moret und Stöckli sind schockiert
Nach der Terrorattacke in Wien haben Nationalratspräsidentin Isabelle Moret (FDP/VD) und Ständeratspräsident Hans Stöckli (SP/BE) am Dienstagmorgen in einem gemeinsamen Tweet den Opfern und deren Angehörigen ihre Solidarität und ihr Mitgefühl ausgedrückt.
Moret und Stöckli zeigten sich «zutiefst schockiert über den ideologisch motivierten Gewaltakt» vom Montagabend. Nach Angaben des österreichischen Innenministeriums von Dienstagvormittag starben vier Passanten bei der Bluttat in der Wiener Innenstadt nahe einer Synagoge, zwei Männer und zwei Frauen.
Kurz spricht zur Nation
Die Regierung hält angesichts des Anschlags um 9 Uhr – per Videokonferenz – einen Sonderministerrat ab. Um 11.30 Uhr wendet sich Kanzler Sebastian Kurz dann in einer Rede an die Bevölkerung.
Um 12 Uhr empfangen Kurz und Vizekanzler Werner Kogler den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig sowie die Fraktionschefs der Parlamentsparteien im Bundeskanzleramt zu einem Gespräch. Danach folgt eine gemeinsame Kranzniederlegung am Tatort, um der Opfer zu gedenken. Aufgrund der weiteren polizeilichen Ermittlungen wurden die Bürger dazu aufgerufen, die Innenstadt zu meiden.
reuters/sda/red
Fehler gefunden?Jetzt melden.