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Terrorangriff auf Israel
Die Hamas hätte ohne Billigung aus Teheran nicht zugeschlagen

epa10906115 Iranian supporters of Hezbollah wave Palestinian flags during a celebration of the attacks that the militant Hamas group carried out against Israel and to express solidarity with Palestinians in the Gaza Strip, in Tehran, Iran, 07 October 2023. Rocket barrages were launched from the Gaza Strip into Israeli towns early 07 October in a surprise attack claimed by the Islamist movement Hamas. In a televised statement, the Israeli prime minister said the country is at war.  EPA/ABEDIN TAHERKENAREH
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Im Nahen Osten ging es an diesem Wochenende auch darum, eine Sprache zu verstehen, die in der Region über Krieg und Frieden entscheiden kann. Nicht Hebräisch, nicht Arabisch. Die Sprache gleicht einem Entschlüsseln: Was bedeutet eine Rakete, was hat es zu sagen, wie viele von ihnen abgefeuert werden und wo sie einschlagen?

Die Antworten auf diese Fragen werden mitentscheiden, ob aus dem Angriff der Hamas auf Israel ein noch grösserer Krieg werden könnte. Einer, der auch die anderen Feinde Israels einschliesst, die libanesische Hizbollah-Miliz, das syrische Regime. Und den Iran.

Drohungen gegen Israel

Dass die Hizbollah sich mit dem Überfall der Hamas solidarisieren würde, war klar. Die Miliz, die faktisch den Libanon beherrscht, sieht sich trotz ihrer schiitischen Konfession als Verbündete der sunnitischen Palästinenser. Erst im Sommer drohte Hizbollah-Chef Hassan Nasrallah damit, Israel «in die Steinzeit» zu befördern. Wenn die Hizbollah mit dem jüdischen Staat fertig sei, dann gebe es «kein Israel mehr».

epa08590215 A grab picture from Hezbollah's al-Manar TV shows Hezbollah leader Sayyed Hassan Nasrallah giving a speech in Beirut, Lebanon, 07 August 2020. Secretary-General of Hezbollah, Sayyed Hassan Nasrallah delivered the speech after the explosion and its shockwave on 04 August 2020 devastated the port area and parts of the city, where he denied that the party had anything to do with the explosion, and he also denied that it had any weapons or ammunition for him in the Beirut port, and demanded that the most severe penalties be imposed on those who are proven to have links with the ammonia store. Lebanese Health Ministry on 07 August said at least 154 people were killed, and more than 5,000 injured in the Beirut blast that devastated the port area on 04 August and believed to have been caused by an estimated 2,750 tons of ammonium nitrate stored in a warehouse.  EPA/AL-MANAR TV GRAB HANDOUT  HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES

Wenige Stunden nachdem die Terroristen der Hamas am Samstag nach Israel eingedrungen waren, feuerte die Hizbollah mit Artillerie auf israelisches Gebiet, offenbar kam niemand zu Schaden. Die Einschläge trafen die «Schebaa-Farmen», einen kleinen Streifen Land zwischen Israel, dem Libanon und Syrien. Die israelische Armee besetzte es 1967. Israel revanchierte sich mit wenigen Schlägen gegen die Region im Südlibanon, aus der die Hizbollah gefeuert hatte.

In der Sprache der Region war der Angriff der Hizbollah keiner, der etwas zwischen Israel und dem Libanon verändern muss. Ein symbolischer Schlag eher, auf einen Landstrich, der nicht zu den Grenzen Israels vor 1967 gehört, also denen, die international anerkannt sind. Die Hizbollah tat, was von ihr erwartet worden war. Fürs Erste bleibt sie bei ihrem Verhalten der letzten Jahre, dem Drohen.

A Hezbollah supporter holds up a portrait of Hezbollah leader Sayyed Hassan Nasrallah as others wave the group's flag, as well as those of Palestinian and Lebanon during a rally in solidarity with the Palestinian people in Gaza, in the southern Beirut suburb of Dahiyeh, Lebanon, Sunday, Oct. 8, 2023. The militant Hamas rulers of the Gaza Strip carried out an unprecedented, multi-front attack on Israel at daybreak Saturday, firing thousands of rockets as dozens of Hamas fighters infiltrated the heavily fortified border in several locations by air, land, and sea, killing hundreds and taking captives. Palestinian health officials reported scores of deaths from Israeli airstrikes in Gaza. (AP Photo/Bilal Hussein)

Könnte sich das ändern? Die Antwort darauf wird aus Teheran kommen, wie die libanesische Analystin Hanin Ghaddar am Samstagabend schrieb. Die Hizbollah werde dann losschlagen, «wenn der Iran entscheidet, dass dies der Krieg ist, um die Dynamik in der Region zu ändern». Das iranische Regime hat von den Plänen der Hamas wohl immerhin gewusst. Dass die Hamas ohne Billigung aus Teheran nicht zugeschlagen hätte, darf man als gesichert annehmen. Die Mullahs finanzieren die Hamas ebenso wie die Hizbollah.

Israels Feinde sind eng miteinander. Erst Ende August traf sich der iranische Aussenminister in Beirut mit Vertretern der Hamas und des «islamischen Jihad».

Ob sie die Angriffspläne mit vorangetrieben haben, ist unklar, in Israel gehen viele davon aus. Es seien die «Befehlshaber im Iran», die die Hamas angewiesen hätten, sagte Israels Präsident Isaac Herzog.

Israels Feinde sind eng miteinander. Erst Ende August traf sich der iranische Aussenminister in Beirut mit Vertretern der Hamas und des «islamischen Jihad», einer weiteren palästinensischen Terrororganisation. Bei dem Treffen bedankten sich die Palästinenser bei Teheran für die Hilfe, der Kampf gehe weiter «bis zur Niederlage des zionistischen Regimes», also des Staates Israel.

Im April schon fand ein Treffen statt, bei dem die Iraner die Hamas auch mit der Hizbollah zusammenbrachten, dazu kam Hamas-Chef Ismail Hanija nach Beirut. Das Thema damals? Die «Bereitschaft der Achse des Widerstands». Man konnte das für eine der üblichen Sprechblasen der Funktionäre halten. Seit Samstag liegt die Annahme nah, dass es wörtlich gemeint war.

epa10804144 A handout picture made available by the Iran Supreme Leader Office shows Iranian Supreme Leader Ayatollah Ali Khamenei speaking to the high-ranking commanders and members of Iran’s Islamic Revolution Guards Corps (IRGC) during their meeting in Tehran, Iran, 17 August 2023. Khamenei thanked the Iranian Revolutionary Guard Corps (IRGC), calling them one of the main powers of the country and the region.  EPA/IRAN SUPREME LEADER OFFICE HANDOUT  HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES

Am Wochenende jetzt liess sich an den Reaktionen aus den Hauptstädten der Region ablesen, worum es in diesem neuen Krieg geht, zumindest aus iranischer Sicht. Während die arabischen Regime und Monarchen vorsichtig blieben, kam aus Teheran ein Glückwunsch. Der greise Staatschef Ali Khamenei liess über einen Berater ausrichten, man unterstütze den «Al-Aksa-Sturm», wie die Hamas ihren Terrorangriff nennt, und «die Befreiung von Palästina und Jerusalem». Khamenei selbst hatte vor wenigen Tagen verkündet, kurz vor dem Angriff, das israelische «Regime» komme «an sein Ende».

Friedensschluss wäre schwer vorstellbar

Der Iran ist strikt gegen die Annäherung der Golfstaaten an Israel. Selbst Saudiarabien ist aktuell dabei, sich mit Israel auszusöhnen, doch ein Friedensschluss zwischen den Saudis und den Israelis wäre schwer vorstellbar, sollte im Nahen Osten ein grösserer Krieg losbrechen. Schon ein hartes Vorgehen der israelischen Armee in Gaza könnte so einen Deal gefährden. Offiziell sieht sich Saudiarabien immerhin noch als Schutzmacht der Palästinenser.

Das iranische Regime weiss in seiner Feindschaft gegen Israel einen grossen Teil der Menschen in der islamischen Welt hinter sich – auch wenn den Mullahs im Zweifel die Geopolitik wichtiger ist als die Solidarität mit den Palästinensern. Während des syrischen Krieges wurde es einsam um die Hamas, die sich gegen Bashar al-Assad positionierte, damit auch gegen den Iran und gegen die Hizbollah, woraufhin sie ihre Büros in Damaskus räumen musste und in Finanznot geriet.

Die behob sie zwar zum Teil durch Geld aus Katar, ohne die militärische Unterstützung aus Teheran aber wäre die Hamas wohl zu keinem Angriff auf Israel mehr in der Lage.