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Taylor Swift in Zürich
Sie warten stundenlang in der Sonne, bis Taylor «Grüezi» sagt

epa11468040 Fans, also known as 'Swifties', wait to attend the concert of US singer and songwriter Taylor Swift as part of her 'The Eras Tour' in front of the Letzigrund Stadium in Zurich, Switzerland, 09 July 2024. The US artist is giving concerts on 09 and 10 July at the Zurich Letzigrund Stadium.  EPA/ENNIO LEANZA
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Taylor Swift hat den Hochsommer mitgebracht. An diesem Dienstag wird die 30-Grad-Grenze geknackt, und der Himmel ist nicht wie sonst in diesem Sommer grau, sondern blau.

Die erfolgreichste Sängerin der Welt, die Zürich wegen ihres Doppelkonzerts seit Wochen in Atem hält, sorgt in der Stadt schon am Morgen für glitzernde Momente. Ab Mittag bevölkern mehrheitlich Frauen in Paillettenkleidern und Cowboystiefeln die Tramhaltestellen oder irren durch den Kreis 4, fragen nach dem Weg zum Stadion. Ab zehn Uhr dürfen sie offiziell anstehen. Davon machen einige der Swifties genannten Fans Gebrauch. Wobei: Ins Stadion kommen am Ende alle. Auch jene, die erst gegen Abend eintreffen. Anstehen bei 34 Grad muss man wollen. Und das tun viele.

Taylor Swift Konzert

Ab 14 Uhr füllen sich die Strassen rund ums Stadion. Mehrheitlich weibliche Fans aus aller Welt, bunt gekleidet, teilweise aufwendig geschminkt und mit Schutzfolien bedeckt, stehen an der Sonne in der Hitze und warten geduldig auf den Einlass. Etwa Rose aus Kalifornien, die gerade an einer Hochzeit in Griechenland war und nun fürs Taylor-Swift-Konzert in Zürich einen Halt machte. Europa ist ein Land. «Taylor, here I am», sagt sie und strahlt im selbst genähten Turndress.

Auch viele Leute aus der Schweiz sind da. Etwa die Familie Lütolf aus Luzern in Vollmontur mit pinkfarbenen Cowboyhüten. Mit dem Vater, der mitkommt, ist die Familie eher eine Ausnahme. Männer sind selten zu sehen, und wenn in Familienkonstellationen, dann vor allem in Form von Mutter-Tochter-Duos.

Taylor Swift Konzert: familieLütolf aus Luzern

Fast alle Swifties hängen noch Ferientage in Europa an

Dass dieses Doppelkonzert Geld in die europäische Tourismuskasse spült, ist offensichtlich. Fast alle aus dem Ausland, die anstehen, erzählen, sie würden noch ein paar Tage in den Schweizer Bergen, in Italien, in Frankreich anhängen.

Auch eine Gruppe Kalifornierinnen, die nachher noch Ferien in Swiftieland, äh Switzerland verbringen will und gerade Bändeli tauscht. Diese Bändeli! Alle tragen sie, alle tauschen sie, und die, die noch keine haben, sitzen am Boden und fertigen sie selbst an. Sie gehören zu den Swifties wie der Hang, für die Merchandise-Artikel von Taylor Swift viel Geld auszugeben.

Taylor Swift Konzert.

Die Trams verkehren routiniert, die Strassen sind teilweise abgeriegelt. Autos kommen zwischen dem Albisriederplatz und der Freihofstrasse nicht durch. Doch mit dem Velo und zu Fuss ist die Sperrzone kaum spürbar, und Polizistinnen und Polizisten gewähren Durchlass. Bei der Herdernstrasse hat niemand eine Chance, ohne Ticket durchzukommen: Sie wurde zur Warteschleuse in einen der Stadioneingänge umfunktioniert. Komplett gesperrt ist auch ein Teilstück der Baslerstrasse vor dem Stadion. Alle paar Minuten spuckt der ÖV Konzertbesuchende aus.

Was auffällt, egal, in welche Richtung man blickt: Die Fans sind ruhig, leise und geduldig. Niemand schupft, niemand schreit herum. «Es sind wahnsinnig angenehme Fans», sagen Mia Zweifel und ihre Kolleginnen und Kollegen, eine Stammgast-Crew im Tea Room Siesta neben dem Stadion. Sie seien gern hier im Kafi, wenn «etwas läuft».

«Lueged zu euch», mahnt die Stimme aus dem Stadion

Was die Gastronomen wohl unterschätzt haben: dass die jungen, weiblichen Taylor-Swift-Fans kaum Alkohol trinken. Sonst wären sie wohl auch nicht so angenehm. «Beim AC/DC-Konzert haben wir wohl 800 Liter Bier verkauft», sagt die Geschäftsführerin des Tea Room Siesta. Dafür verkaufe sie Cola, Glaces und Wasser. Wasser wird allerdings auch gratis verteilt – und die beruhigende Frauenstimme, die aus dem Stadion ertönt, ermahnt die Frauen immer wieder, genügend Wasser zu trinken. «Lueged zu euch», sagt sie.

Taylor Swift Konzert. Ali Topyürek

Gegen 16 Uhr geht der Einlass für alle los; die Swifties füllen das Stadion. Und Ali Topyürek füllt in seinem Lebensmittelladen Global Food an der Badenerstrasse ein Getränkeregal auf. «Es läuft gut», sagt er.

Noch nie habe er erlebt, dass die Badenerstrasse während eines Konzerts so krass gesperrt worden sei. «Für uns ist es mühsam, weil wir so die Ware nicht in die andere Filiale transportieren können.» Diese befindet sich nur ein paar Hundert Meter stadteinwärts, ebenfalls an der Badenerstrasse.

Balkonpartys im Quartier

Wenige Meter vom Stadion entfernt, in der Letzibadi, scheint die Taylor-Swift-Welt weit weg. Swifties sind in der Badi keine auszumachen, dafür viele Familien, die endlich den ersten richtig heissen Sommertag geniessen. Und dann gibt es im Quartier auch viele, die ihre Balkone und Terrassen nutzen, um dem Konzert zu lauschen.

Neda Hofer etwa, Studentin des Lehrgangs Cast/Audiovisuelle Medien an der ZHDK, sieht von ihrem Balkon aus nicht nur ihre Schule, sondern auch aufs (wenn auch nicht ins) Stadion. Sie hat eine Taylor-Swift-Listening-Party organisiert und dafür ihren Balkon neu gestylt. Sie und ihre Freunde sind zwar keine Swifties. Trotzdem singt die Gruppe mit. Wie auch viele andere, die jetzt auf Dächern und Terrassen stehen.

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Es ist kurz nach 19 Uhr, als man von Neda Hofers Balkon aus hört, wie Taylor Swift die Bühne betritt. «Grüezi», sagt die Sängerin, und die Menge johlt. Ob die Sängerin den Ausdruck auf dem Bürgenstock gelernt hat, wo sie laut Gerüchten untergekommen ist – und nicht im Mandarin Oriental am Paradeplatz, wie man munkelte?

Die Swifties jedenfalls haben so viele PET-Flaschen leer getrunken, dass die Zürcher Abfallkübel sie nicht mehr schlucken können. Im Schatten des Stadions haben sich jetzt Zaungäste aus dem Quartier positioniert. Zu Beginn sind es ein paar Dutzend, während des Konzerts dürften es mehrere Hundert sein. Aber überfüllt ist hier nichts. «Ich finde, bei AC/DC hatte es mehr Zaungäste», sagt ein Bewohner aus dem Quartier. Teenies kreischen jetzt den ersten Song «Cruel Summer» mit. Es könnte eine lange Sommernacht werden.