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Schattenkrieg gegen den Iran
Israel greift Syrien an, um den Erzfeind zu treffen

Israel verstärkt Angriffe auf syrisches Gebiet - und bekämpft so Iran: Israelische Armeeflugzeuge. 
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In der Nacht zum Dienstag hat es wieder Damaskus getroffen. Syrische Staatsmedien meldeten israelische Luftangriffe auf gleich mehrere Ziele rund um die Hauptstadt, zwei Menschen seien dabei getötet worden. Es war der vierte Angriff innerhalb einer Woche. Am Tag zuvor hatte Israels Armee bestätigt, dass eine von Syrien kommende Drohne, die über Israels Norden abgeschossen worden war, aus iranischer Produktion stamme.

Im Schattenkrieg, den Israel und der Iran seit Jahren unter anderem auch auf den syrischen Schlachtfeldern führen, droht damit eine neue Eskalation. Mit vagen Verweisen darauf hat Israels Premierminister Benjamin Netanyahu nun sogar die Entlassung seines Verteidigungsministers Joav Gallant zurückgestellt.

Offiziell wird geschwiegen

Israelische Luftangriffe auf syrisches Territorium gibt es regelmässig schon seit Jahren, doch die aktuelle Häufung ist ungewöhnlich. Öffentlich übernehmen die Armee oder die Regierung dafür praktisch nie die Verantwortung, auch jetzt wird offiziell geschwiegen. Allerdings hat Israel auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass die seit Bürgerkriegsbeginn 2011 ausgebaute iranische Präsenz im Nachbarland Syrien ebenso wenig geduldet werde wie Waffenlieferungen von dort an die mit dem Iran eng verbündete libanesische Hizbollah-Miliz. Erst am Sonntag hatte Verteidigungsminister Gallant gewarnt: «Wir werden es dem Iran und der Hizbollah nicht erlauben, uns Schaden zuzufügen. Wir werden sie aus Syrien dorthin zurückdrängen, wo sie hingehören, in den Iran.»

Seine Entlassung sorgte auch in den USA für Aufregung: Verteidigungsminister Joav Gallant. 

Die neue Zuspitzung wird in israelischen Berichten auf ein Ereignis Mitte März zurückgeführt. An einer Fernstrassenkreuzung in Megiddo, im Norden Israels, war eine dort platzierte Bombe explodiert. Ein arabischer Israeli, der in diesem Augenblick vorbeifuhr, wurde dabei verletzt. Terrorangriffe aller Art sind die Israelis gewohnt, doch eine solche Strassenbombe war eine neue Qualität – und noch alarmierender war die Einschätzung, wer dahintergesteckt haben könnte. Der Bombenleger, der wenig später gestellt und erschossen wurde, war vom Libanon aus nach Israel eingedrungen. Als Auftraggeber wird also die Hizbollah vermutet, als verlängerter Arm Teherans an Israels Nordgrenze.

Iranischen Medienberichten zufolge sind dabei jüngst auch zwei Angehörige der Revolutionsgarden getötet worden.

Die Vergeltung will Israel offenkundig nicht im Libanon üben, weil dies auf direktem Weg in einen Krieg führen könnte. Stattdessen werden wohl die Angriffe auf Einrichtungen des Iran und der Hizbollah in Syrien intensiviert. Iranischen Medienberichten zufolge sind dabei jüngst auch zwei Angehörige der Revolutionsgarden getötet worden. Eine Antwort darauf könnte die Drohne gewesen sein, die nun von Israels Armee abgeschossen wurde. Wenig später wurde eine andere Drohne von Israels Luftwaffe über dem Gazastreifen zerstört.

Trauerzug in Teheran: Bei Angriffen Israels in Syrien sind zwei Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden gestorben. Eine Frau hält ein Bild des iranischen Generals Qassim Soleimani, der 2020 von den USA getötet wurde.

Verteidigungsminister Gallant zog sogleich eine Verbindungslinie zwischen den verschiedenen Schauplätzen der Bedrohung. Die Iraner streckten «ihre Tentakeln» nicht nur nach Syrien und dem Libanon aus, sondern auch in die Palästinensergebiete nach Gaza und ins Westjordanland. Er warnte die äusseren Feinde ausdrücklich vor der Fehleinschätzung, dass Israel wegen der internen Konflikte um die Justizreform abgelenkt oder geschwächt sei. Nach innen richtete er den Appell: «Wir müssen dem Feind mit einer geschlossenen Front gegenübertreten.»

Verteidigungsminister auf Abruf

Diesen Ball nahm sogleich Regierungschef Netanyahu auf. Er hatte Gallant vor neun Tagen im Streit um die Justizreform publikumswirksam gefeuert – aber die Entlassung nie vollzogen. Die Zögerlichkeit dürfte darauf zurückzuführen sein, dass Gallants Demission nicht nur in Israel für viel Aufregung gesorgt hatte, sondern auch bei der Schutzmacht USA. Nun liess Netanyahus Büro wissen, dass die Entlassung wegen der angespannten Sicherheitslage nicht aufgehoben, aber erst einmal aufgeschoben werde. Die Opposition kritisierte sogleich, dass sich Israel in angespannten Zeiten keinen Verteidigungsminister auf Abruf leisten könne.