Knappe Niederlage in BaselWar dies Wawrinkas Abschied? Nicht, wenn es nach ihm geht!
Der Romand verliert gegen Ben Shelton trotz starker Leistung 6:7, 5:7. Nach guten Wochen bestätigt er: Er spielt 2025 weiter. Nach ihm scheitert auch Dominic Stricker.
- Stan Wawrinka unterliegt trotz starker Leistung dem jungen Ben Shelton.
- Nun ist es fix: Er wird auch 2025 weiterspielen.
- Seine Leistungen in letzter Zeit bestärken ihn dabei.
- Dominic Stricker überzeugt gegen Holger Rune, verliert aber auch.
Roger Federer bleibt den Swiss Indoors fern, seit er hier 2019 zum zehnten und letzten Mal triumphierte. Doch zum Swiss Day kam immerhin Mutter Lynette in die St.-Jakobs-Halle. Sie sah, wie Stan Wawrinka nochmals seine Klasse von früher aufblitzen liess und sich dann doch der Jugend geschlagen geben musste. Ben Shelton, einer der aufstrebenden Stars der Tour, setzte sich 7:6 (7:2), 7:5 durch, weil er in den entscheidenden Momenten cooler blieb. Und viele fragten sich: War dies der Abschied Wawrinkas von den Swiss Indoors?
Der 39-Jährige zeigte gegen Shelton, wie gut er immer noch Tennis spielen kann. Er erkämpfte sich im ersten Satz drei Breakbälle und im zweiten deren zwei – doch Shelton wehrte sie alle ab. Bei keinem konnte sich Wawrinka etwas vorwerfen. Der Amerikaner servierte oder spielte bei diesen Punkten exzellent. Einmal schlug er mit dem zweiten Service mit 190 Stundenkilometern auf, ohne Furcht vor einem Doppelfehler.
Applaus bei Fehlern von Shelton
91 Minuten musste Shelton auf seinen ersten Breakball warten, und den verwertete er dann gleich zum 6:5 im zweiten Satz. Womit die Partie entschieden war. Im Tiebreak des ersten Satzes hatte sich Wawrinka anfangs einige Fehler zu viel geleistet, wofür sich Shelton bedankte. Im zweiten Satz unterstützte das Publikum den Schweizer geradezu euphorisch und jubelte selbst bei Fehlern von Shelton. Doch der liess sich nicht aus der Ruhe bringen.
Im Platzinterview sagte der Amerikaner: «Ich musste manchmal schmunzeln. Natürlich war es gegen mich gerichtet. Aber es ist cool, zu sehen, dass ein Land seinen Spieler so unterstützt wie Stan. Er ist eine Ikone. Ich glaube nicht, dass ich mit 39 noch da unten stehe und Matches gewinne.»
Mit seiner Leistung durfte Wawrinka zufrieden sein, aber nicht mit dem Resultat. Die letzten Wochen haben den Romand indes darin bestärkt, seine Karriere fortzuführen.
«Es war immer mein Plan weiterzumachen», sagte er. «So, wie ich mich fühle, tennismässig und physisch, wie gut ich trainiere, welches Spielniveau ich erreiche. Aber natürlich gibt es auch die Realität der Resultate und der Weltrangliste. Wenn ich nicht mehr die Möglichkeit habe, an den grossen Turnieren zu spielen und an jenen, die mir sonst Spass machen, könnte sich das auf meine Motivation auswirken. Bisher war das noch nicht der Fall.»
Wawrinka profitiert von Wildcards
Als dreifacher Grand-Slam-Champion, der überall gern gesehen und beliebt ist, profitierte er zuletzt von Wildcards. Sechsmal war er jüngst dank Wildcards dabei: an den Olympischen Spielen in Paris, am US Open, in Peking, Shanghai, Stockholm und Basel. Und zuletzt machte er das Beste daraus: An den letzten drei Turnieren schlug er fünf Top-100-Spieler und mit Andrei Rublew sogar die Nummer 7 der Welt.
«Natürlich ist es nicht mein Ziel, jetzt ewig dank Wildcards zu spielen», sagt er, aktuell die Nummer 169 der Welt. «Es ist klar, dass ich alles tun muss, um im Ranking wieder nach vorne zu kommen. Jetzt liegt es an mir, auf dem Platz das Richtige zu tun, um mich in der Rangliste zu verbessern und die Möglichkeit zu haben, die Turniere auszuwählen, an denen ich Spass habe. Aber meine Lust am Tennis ist ungebrochen.»
Jetzt ist es fix: Er spielt 2025 weiter
Nach dem Shelton-Match bestätigte er explizit, dass er 2025 weiterspielen wird. «Ich bin überzeugt, dass ich immer noch habe, was es braucht, um im nächsten Jahr sehr gut zu spielen», sagte er. «Das heisst nicht, dass ich nochmals Top 10 werde. Aber so, wie ich in den letzten Wochen gespielt und mich gefühlt habe, spornt es mich an, mich weiter zu pushen. Selbst wenn ich verlor, spielte ich stark. Ich lebe immer noch meinen Traum, den ich schon als kleiner Junge hatte. Ich sehe keinen Grund, wieso ich aufhören sollte.»
Er wolle die Saison jetzt noch so gut wie möglich abschliessen. Nächste Woche spielt er am Challenger-Turnier in Bratislava, da er für Paris-Bercy keine Wildcard erhielt. Danach tritt er noch am ATP-250-Turnier in Belgrad an. Man hört, dass er fürs Australian Open 2025 eine Wildcard bekommen wird. Das könne er nicht bestätigen, sagte Wawrinka. «Aber was zu 100 Prozent sicher ist: dass ich im Winter hart trainieren werde, um bereit zu sein für die nächste Saison.»
Stricker hält mit Rune mit
Nach Wawrinka war die Reihe an Dominic Stricker, der erstmals auf der Profitour Holger Rune (14) forderte. Dabei zeigte der Berner, dass er wieder das Niveau hat, um mit Topspielern mitzuhalten. Doch es reichte nicht ganz: Er unterlag dem zuletzt wieder aufstrebenden Dänen 3:6, 6:7 (2:7), wobei er im zweiten Durchgang bei 5:4 zum Satzausgleich aufschlagen konnte und prompt ein Break kassierte. Im Tiebreak spielte Stricker dann zu fehlerhaft.
«Es ist cool, zu sehen, dass ich wieder auf diesem Level bin und es auch über zwei Wochen halten kann», sagte Stricker, der wie Wawrinka in Stockholm überzeugt hatte. «Ich kann nun wieder mit den Topleuten mithalten. Ich hatte gegen Rune meine Chancen und konnte ihn ärgern. Leider konnte ich es in den entscheidenden Momenten nicht durchziehen.»
Nach dem Swiss Day vom Donnerstag spielt damit nun die ausländische Konkurrenz den Titel an den Swiss Indoors aus. Und nach dem Aus von Félix Auger-Aliassime gibt es einen neuen Basel-Sieger.
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