Stefanos Tsitsipas enthülltSo kompliziert ist die Liebe zweier Tennisstars
Der Grieche spricht offen über den Reiz und die Tücken seiner Beziehung zur spanischen Spitzenspielerin Paula Badosa und das zermürbende Leben auf der Tour.

Stefanos Tsitsipas galt als einer der Thronfolger nach den grossen drei und war zweimal nah dran, einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen: 2021 in Paris und 2023 in Melbourne verlor er im Final gegen Novak Djokovic. Inzwischen 26-jährig, ist er von der nächsten Generation überholt worden und nur noch die Weltnummer 11. Mehr zu reden als seine sportlichen Leistungen gibt seine Beziehung zur spanischen Spitzenspielerin Paula Badosa (26), mit der er seit Mai 2023 mit einem kurzen Unterbruch zusammen ist. An den Swiss Indoors tritt er zum vierten Mal an.
Stefanos Tsitsipas, Sie fanden letztes Jahr mit Paula Badosa Ihre Seelenverwandte, wie Sie sagten. Wie kann man sich die Beziehung zweier Tennisprofis vorstellen?
Befruchtend und kompliziert zugleich. Wir jagen beide unseren Träumen nach. Es ist aufregend, eine Freundin zu haben, die im gleichen Job hohe Ambitionen hat. Das spornt auch mich an. Und wir verstehen das Leben des anderen sehr gut. Die meisten Tennisprofis sind sich sehr ähnlich, was gewisse Charakterzüge betrifft, die Art und Weise, wie wir uns ausdrücken und welchen Routinen wir folgen. Das habe ich nun auch bei Paula festgestellt. Sie ist in gewisser Weise meine andere Hälfte, in der weiblichen Version. Wir haben viele Ähnlichkeiten, was unsere Kommunikation erleichtert. Das Schwierigste an dieser Beziehung ist wahrscheinlich, dass wir uns nicht so oft sehen.
Wie gehen Sie damit um?
Meine Theorie ist, dass Entfernung eine Beziehung eigentlich besser machen sollte, nicht schlechter. In der Ferne sollten die Liebe, die Zuwendung und die Intimität wachsen. Mehr noch, als wenn man zusammen ist. Und es gibt ja einige Momente während der Saison, in denen wir an den gleichen Orten spielen oder die Pausen zusammen verbringen. Mich bringt die Beziehung zu Paula ins Gleichgewicht, weil sie so anders ist als jene zu allen anderen Menschen auf der Tour.
Wie meinen Sie das?
Ich habe eine ziemlich gute Karriere gemacht und lebe ein gutes Leben. Ich bin es gewohnt, dass sich alles um mich dreht. Dass alles unternommen wird, damit ich meine Leistung abrufen kann. Mit Paula ist das anders. Wir wollen natürlich beide das Beste für den anderen, aber wir sind die meiste Zeit nicht da, um den anderen im täglichen Prozess des Trainings und des Wettkampfs zu unterstützen. Wir spielen beide für uns selbst. Mir tut es gut, dass die Dynamik zwischen uns so anders ist. Das erdet mich.
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Wie ist es, wenn Sie zusammen sind: Nehmen Sie sich Zeiten, in denen Sie sagen: So, jetzt wird nicht über Tennis geredet?
Leider passiert das viel zu wenig oft. Der grösste Unterschied zwischen uns ist wohl, dass ich mich zwischendurch sehr gerne mal vom Tennis abkapsele. Sie hingegen interessiert sich brennend dafür, was so täglich auf der Tour abgeht. Ich werfe ihr das nicht vor. Es liegt einfach in ihrer Natur. Sie schaut sich viel öfter die Ergebnisse von anderen Turnieren oder anderen Spielerinnen an. Mich interessiert das ehrlich gesagt nicht so sehr. Ich muss manchmal den Kopf lüften und anderen Hobbys nachgehen. Paula hingegen ist ein sehr sportorientierter Mensch. Sie geht auch gerne und oft ins Fitnessstudio, wenn sie nicht in einer Trainings- oder Wettkampfphase ist. Ich bin da entspannter. Man wird mich nicht oft im Fitnessstudio sehen, wenn es, sagen wir mal, nicht nötig ist. (lächelt)
Wie Sie bereits erwähnt haben, haben Sie eine Menge anderer Interessen. Mir sind Ihre Zitate und Betrachtungen aufgefallen, die Sie manchmal in den sozialen Medien teilen. Fallen Ihnen die einfach so ein?
Sie fliegen mir zu. Ich gehöre zu den Menschen, die sich leicht inspirieren lassen. Und dann möchte ich es mit den anderen teilen. Ich bin mit dem Internet aufgewachsen und habe es als grossartige Quelle für den Austausch und die Verbindung mit der Welt und den Menschen um mich herum empfunden. Als kleines Kind war ich viel introvertierter als heute. Ich verbrachte viel Zeit damit, das Internet zu erforschen und herauszufinden, welche Möglichkeiten es gibt. Ich habe mich sehr für Computer und all diese Dinge interessiert und da meine Kreativität ausgelebt. Ich hatte sogar eine eigene Facebook-Seite für Tennisjournalismus, auf der ich viele Informationen über die Spitzenspieler, ihre Ergebnisse und all das teilte.
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Ihre Zitate sind oft philosophisch angehaucht. Lässt das schnelllebige Leben auf der Tennistour eine tiefere Reflexion zu?
Leider nicht. Die Wahrheit ist, dass einen dieser Sport kaum loslässt. Er beschäftigt dich Woche für Woche. Ich habe auch schon darüber geredet, wie schwierig das für einige ist, welche Probleme das verursachen kann. Ich habe gesehen, was Grigor (Dimitrov) in Stockholm gesagt hat …
… er sprach darüber, dass er immer mal wieder unter Angstzuständen, Panikattacken und Einsamkeit leidet.
Genau. Ich möchte nicht ins Detail gehen, aber er ist nicht der Einzige. Ich würde mich da nicht ausnehmen. Wenn jemand in den letzten fünf Jahren in meinen Schuhen gesteckt hätte, könnte er nachvollziehen, was für ein verrücktes Leben das ist. Wir haben alle unsere eigenen Persönlichkeiten, aber am Ende des Tages haben wir alle mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, weil wir die gleiche Bürde tragen. Ich habe grossen Respekt dafür, dass sich Grigor geöffnet und über diese Dinge gesprochen hat. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass sich auch andere outen. Letztlich sind wir alle auch nur Menschen mit Gefühlen.
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Was sollte unternommen werden?
Die Tour trägt eine Verantwortung. Sie müsste den Spielern helfen, einen gesünderen Lebensstil führen zu können. Unser Lebensstil ist definitiv nicht gesund, was die vielen Verpflichtungen angeht, die Terminplanung, die buchstäblich von Januar bis zur letzten Novemberwoche geht, mit minimalen Pausen, nur vielleicht mit ein paar Wochen im Sommer und einer Woche nach dem US Open.

Trotz des gedrängten Kalenders machen Sie zum vierten Mal in Basel Station, erstmals seit 2019. Sie haben kürzlich auch in Gstaad gespielt. Was ist Ihre Verbindung zur Schweiz?
Wie Sie sehen, liebe ich dieses Land. Das Essen ist hervorragend, die Menschen sind zufrieden. Basel ist ein wirklich schönes Turnier, besonders dieses Jahr. Sie haben mir diesmal ein wirklich schönes Hotelzimmer gegeben. Solche kleinen Details sind wichtig, um sich wohlzufühlen und Erfolg zu haben. Und Gstaad war grossartig. Es verdient den Titel als bestes ATP-250-Turnier des Jahres. Man kann zur Anlage laufen und neben dem Tennis viele andere Aktivitäten unternehmen.
Sie sind am Meer aufgewachsen. Wandern Sie auch gerne?
Ich liebe Berge. Ich bin in Griechenland in einer ziemlich bergigen Gegend aufgewachsen. Ich mag beide Welten, die Berge wie das Meer. Am Meer kann es nach einer Weile ziemlich eintönig werden. Ich mag den Vibe in den Bergen und die frische Luft. Wenn ich an Gstaad denke, kommen wohlige Erinnerungen an die Wanderungen mit meinem Bruder auf. Und ich traf da oben viele Griechen, was mich überraschte. Sie sagten, ich solle im Winter wiederkommen, dann sei es hier noch schöner.

Fahren Sie Ski?
In meiner Jugend bin ich Ski gefahren. Wir fuhren immer mit der Familie zum Skifahren. Aber heute erlauben es mir meine Verträge nicht mehr.
Während der Pandemie offenbarten Sie in einem Podcast, dass Sie Deutsch sprechen. Wie gut ist es?
Ach, das ist schon ewig her. Ich lernte während des Lockdown ein paar Sätze, mehr nicht. Aber meine Mutter verbrachte einen grossen Teil ihres Leben in Deutschland und spricht fliessend. Sprachen zu lernen, ist etwas vom Sinnvollsten. Es eröffnet einem neue Welten. Ich hoffe, ich kann nach meiner Karriere mehr daran arbeiten.
Welche Sprachen stehen bei Ihnen zuoberst auf der Liste?
Auf jeden Fall Spanisch. Ich habe von Paula schon oft zu hören bekommen, dass ich nicht gut Spanisch spreche. Aber ich finde, dann sollte sie auch Griechisch lernen, nicht? Es ist ein Geben und Nehmen in einer Beziehung. (schmunzelt) Und Französisch würde ich auch gerne besser beherrschen. Ich lebe ja in Monte Carlo, verbringe aber kaum Zeit dort. Jedes Mal, wenn ich zurückkomme, machen sich die Leute darüber lustig, dass ich kaum Französisch spreche. Sie sehen: Ich habe noch einiges vor.
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