Sweet Home: 5 persönliche WohngeschichtenSo gemütlich wohnt man in der Schweiz
Gemütlichkeit gehört zu unserem Kulturgut – wir haben dafür gar ein eigenes Wort kreiert: «heimelig». Diese fünf Beispiele aus unseren Homestorys zeigen, was es dafür braucht.
Antiquitäten, Charme und geliebte Haustiere
Wer die Welt von Bea Niedermann und Stephan Schärer betritt, wird nicht nur von einer warmen Gemütlichkeit empfangen, die ins Herz geht, sondern auch inspiriert. Die beiden sind passionierte Liebhaber von Antiquitäten und betreiben in St. Gallen das Brocantegeschäft «Trudy und Vinz», das schon lange mehr als bloss ein Geheimtipp ist. Ihre entzückende, supergemütliche Wohnung über den Dächern von St. Gallen erinnert an das perfekte Zuhause, wie man es sich in Träumen oder bei Spaziergängen durch idyllische Wohnquartiere vorstellt. Für mich ist sie so was wie das Innere eines Adventskalenders. Die Wohnung, welche die beiden mit vielen Haustieren teilen, strahlt Geborgenheit aus – was eine gute Stufe mehr ist als blosse Gemütlichkeit. Man fühlt sich darin einfach wohl und zu Hause, auch als Gast.
Die Liebe des Paares zu wunderbaren Fundstücken und ihre Sammelfreude tragen viel zum einzigartigen wohnlichen Ambiente bei. Die vielen wunderbaren Dinge, welche man überall in der Wohnung entdeckt, erzählen Geschichten. Weihnachtsdekorationen, alte Porträtbilder, Bonbonnieren, die tatsächlich einmal in einem Süsswarengeschäft standen, oder antike Möbel, die dank elegantem Neuanstrich zu edlen Prachtstücken wurden, sind Mitbewohner, die gebraucht und geliebt werden.
«Wir wollen keine Museumsqualität, sondern lieben das Spontane.»
Das Paar hat die Wohnung aus Mansardenzimmern und engen Raumverhältnissen neu erfunden. Vorbilder dafür waren Kinderträume, französische Schlösser und englische Landhäuser. Ihre Ideen haben sie ganz persönlich auf kleinem Raum umgesetzt und dabei oft selber Hand angelegt. Bea erzählte mir, wie sie als Kind einmal mit ihren Eltern eine Dame in deren Villa in Frauenfeld besucht hat. Für immer in Erinnerung geblieben sind ihr das Parfüm der eleganten Frau und die Abdeckungen der Radiatoren. «Zwei meiner Wohnkinderträume konnte ich in dieser Wohnung realisieren: Ein Regal, das eine Tür umarmt, und die Verkleidung von Radiatoren.» Bestimmt sind Sie nun neugierig auf diese fantastische Homestory.
Lebensfreude, Design und gute Ideen
In einer grosszügigen Altbauwohnung in einem schönen Zürcher Wohnquartier wohnten Marco und Cilgia Pfleiderer mit ihren zwei Kindern, als wir sie vor drei Jahren kurz vor Weihnachten für diese Homestory besuchten. Mittlerweile sind sie umgezogen, in eine noch schönere Wohnung, wie mir Marco vorschwärmte, als ich ihn kürzlich per Zufall traf.
Beim Eintritt in die typische Altbauwohnung wird man von einem grandiosen Entrée empfangen. In der Zeit, als solche Wohnungen gebaut wurden, war das Entrée nämlich der Empfangsraum für Gäste. Es führt in die wichtigen Zimmer, wie Wohn- und Esszimmer. Die anderen Räume sind ein bisschen versteckter angelegt und wurden jeweils bei Einladungen geschlossen. Doch heute lebt man anders als Familie und im Eingang werden vor allem Schulkinder und die Eltern empfangen. So sieht die coole Ikea-Couch, welche in einer Spezialedition von Ilse Crawford entworfen wurde, nicht nur elegant und einladend aus, sondern sie nimmt auch Schultheks und Taschen entgegen. Eine sehr raffinierte und stilvolle Idee ist die Rückwand des Sideboards. Sie wurde mit einer Messingplatte versehen, die aus dem Wandmöbel eines macht, das mittendrin stehen kann.
In der Einrichtung spielen Farben eine wichtige Rolle, denn die Wohnung hat zum Teil farbige Wände und farbige Möbel. Bei den Möbeln ist ein spannender Mix von ganz unterschiedlichen Möbeln zu erkennen. Einige stammen von früheren Wohnungen, andere kamen langsam dazu. Zu den besten Freunden des Paares gehören die Inhaber vom Zürcher Interiorgeschäft No2. So sind sie sozusagen an der Quelle und bekommen viele gute Tipps. Klar sind auch einige Stücke von No2 in der Wohnung, wie etwa der schwarz-weisse marokkanische Teppich. Am Fenster steht ein kleiner Holztisch mit Stühlen aus den 70er-Jahren von Pierre Chapo. Es ist kein Esstisch, sondern ein Spieltisch für Familienspiele, Schach oder Monopoli. «Und manchmal gibt es hier auch Guetzli und Tee», lacht Marco. Als gemütlicher Leseplatz dient der rosa Fritz Hansen Sessel mit der Grasshopper Leuchte von Gubi im selben Farbton.
Marco Pfleiderer betreibt eine eigene Catering Firma und seine Frau Cilgia Pfleiderer arbeitet als Psychotherapeutin. Das Paar empfängt gerne Gäste, vor allem enge Freunde im kleinen Rahmen. «So hat man auch die Möglichkeit, entspannt miteinander zu reden, wie die beiden meinen. Während unseres Besuchs für die Homestory kochte Marco auch ein einfaches Festessen mit köstlichen Gemüse und Fisch, das Lust darauf macht, es gleich nachzukochen.
Stil, Grosszügigkeit und ein eigenes Atelier
Vor einem Jahr besuchten wir kurz vor Weihnachten die Stylistin Sabrina Zschenderlein. Sie ist vor 16 Jahren von Zürich aufs Land gezoge. Die Gründerin von hundwillhaben suchte nach Ruhe, der Natur und nach neuen Impulsen. Das fand sie im Zürcher Oberland, in einem rustikalen Haus, das einmal ein Stall war. Für sie ist dieses Haus der perfekte Ort, um ihren entspannten, gemütlichen Stil umzusetzen, Wohnen und Arbeiten näher zusammenzubringen und mit ihrem Hund Benji ein naturnahes Leben zu führen.
Seit ich Sabrina kenne, bewundere ich ihren Stil. Sie mag grosse, eigenständige Dinge und setzt diese auch grosszügig ein. Ebenso wichtig sind für sie freundliche Farben und eine warme, sommerliche Anmutung. Das schafft die Stilmacherin gar zur Weihnachtszeit. Ihre Weihnachtsdekoration hat sie ganz selbstverständlich in die Einrichtung eingefügt und dies wirkt nicht etwa aufgesetzt. Und falls sie etwas nicht findet, legt sie selbst Hand an.
Das Haus hat einen offenen Raumplan und ist von der typischen Stallarchitektur bestimmt. Ställe sind gross, bieten unten Platz für die Tiere und oben für das Heu. Auch befinden sie sich in der Nähe der Wohnhäuser, damit die Landwirte schnell von der Wohnung zu den Tieren können. Nicht mehr genutzte Ställe sind also perfekt für schönen, neuen Wohnraum. Der Stall, aus dem dieses Wohnhaus entstanden ist, wurde 1888 gebaut. Das Erdgeschoss dient als Wohnraum mit Küche und Esszimmer. Alles ist offen und gleichzeitig unterteilt. In der oberen Etage, der «Heuboden-Etage» befinden sich Schlafzimmer und Sabrinas Atelier, in dem sie die Kollektionen für ihren Shop «hundwillhaben» kreiert und entwickelt.
Sabrina Zschenderlein gründetet ihren Onlineshop mit einzigartigen Hundeartikeln vor vier Jahren. Er ist als eine Art Liebeserklärung an die Hunde ihres Lebens entstanden. Die Basis der Kollektion sind Eigenkreationen, dazu bietet Sie spezielle Produkte von kleinen Produzenten und Start-ups an, die auf Nachhaltigkeit setzen. In ihrem freundlichen, grosszügigen Haus kann Sabrina Zschenderlein Arbeiten, Wohnen und naturnahes Leben mit ihrem Hund Benji wunderbar verbinden. Lassen Sie sich hier von der wunderschönen gemütlichen Homestory zu neuen Ideen inspirieren.
Landleben, Neubeginn und Handwerkskunst
Beim Begriff Gemütlichkeit denkt man meist ans Wohnen auf dem Land. Auch aus der Stadt aufs Land gezogen, ist die junge Schmuckdesignerin Tara Dale. Davor wohnte sie lange in Sidney und zuletzt in einer WG in Schlieren. Als Tara mir vor einiger Zeit erzählte, dass sie bald aufs Land ziehen wird, wusste ich gleich, dass dies eine spannende Homestory würde. Sie hat damit das umgesetzt, was viele nur in Gedanken durchspielen und ist ihrer Sehnsucht nach dem Landleben tatsächlich gefolgt.
«Es brauchte schon ein wenig Mut, die Stadt hinter mir zu lassen.»
Sie wünschte sich einen Ort, von dem aus man Zürich einfach erreichen kann, und der am Wasser ist, da sie in Sydney immer am Meer lebte. Sie erzählte, dass sie einfach auf einer digitalen Immobilienplattform mit dem Finger dem Wasser entlang fuhr und dabei auf eine Wohnung in einem Bauernhaus in Wagenhausen bei Stein am Rhein stiess. Sie reiste dorthin, fand die Wohnung wunderschön und verstand sich sofort mit den Vermietern, die nebenan wohnen.
Die Wohnung ist mit viel Liebe, Stil und einer entspannten, wohnlichen Eleganz eingerichtet. Die Räume sind klein und tief, typisch für alte Schweizer Landhäuser. «Da passte kein grosses Sofa rein, deshalb habe ich mich für zwei kuschlige, kleine Sessel entschieden.» Im Schlafzimmer steht ein hohes Bett von Ikea, das Schubladen als zusätzlichen Stauraum bietet. Gedeckt hat sie es auf die anglosächsische Art: weich, mit vielen Decken und Kissen. Sie verrät, dass sie im kalten Schlafzimmer auf dem Land viel besser schläft als im warmen Stadtzimmer.
Der Sohn von Taras Vermieterin ist Bildhauer und hat vieles im Haus mit viel Liebe selbst gestaltet. So entdeckt man überall wunderbare, überraschende Details. Als Designerin ist für Tara Dale die Handwerkskunst von wichtiger Bedeutung. In der Altstadt in Stein am Rhein hat sie ein Atelier gefunden, wo sie ihren Schmuck entwirft. Zudem betreibt sie einen Onlineshop, in dem sie nicht nur ihren Schmuck verkauft, sondern auch Wohnaccessoires und andere ausgewählte Dinge. Die gemütliche und spannende Homestory lesen Sie hier.
Farbe, Familie und ein altes Haus
Echte Gemütlichkeit entsteht durch das Leben und Wohnen. Ein Ort, bei dem ein entspannter, freundlicher Wohnstil und ein Dreigenerationen-Familienleben zusammenfinden, ist das Zuhause von meiner Nachbarin Mona Schatzmann. Ihr Haus, das Mittlere in einer Reihe von dreien, ist wunderschön, hat eine Backsteinfassade und grosse Balkone mit Säulen und Geländern aus Gusseisen. «Es ist einfach ein gutes Haus», so Monas sachliche Liebeserklärung an das Zuhause ihrer Familie. Es hat vier Stockwerke und ist aufgeteilt in zwei Wohnungen, die durch ein stattliches Treppenhaus verbunden sind. In den unteren Etagen wohnt Monas Mutter Anna Jenny, in den oberen Mona mit ihrem Mann Nik und den Kindern Hannes und Annalena. Annalena wohnt nur noch manchmal hier, denn sie ist in eine WG gezogen. Auch Gipsy gehört dazu. Die nun fast 15 Jahre alte Jack-Russell-Dame war einst Freundin von Miss C. und nun von Daisy, sowie die Initiantin unserer nachbarschaftlichen Freundschaft.
In Monas Wohnung taucht überall starkes, leuchtendes Blau auf. Auf meine Frage «Wieso blau?» meinte Mona: «Es ist eine coole Farbe». «Zudem finde ich, dass kühle Farben einem alten Haus guttun. Sie frischen es auf.» Die Möbel im Wohnzimmer sind leicht, dezent und hell. Die Sofas wurden gewählt, weil man darauf auch gut liegen kann, und sie sind mit Leder bezogen, weil dieses mehr aushält. Der Fernseher ist geschickt platziert, sodass man ihn optisch gar nicht richtig wahrnimmt.
«Kühle Farben tun einem alten Haus gut.»
Für das Familienporträt sitzen alle im Wohnzimmer vor der ultramarineblauen Wand, die Mona gestrichen hat, weil sie sich von Sweet Home zu mehr Farbe im Haus inspirieren liess. Entdecken Sie hier das gemütliche, freundliche Dreigenerationenhaus.
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